Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Fünf und Vierzig - Александр Дюма страница 15
Kurz zuvor noch so freudig, war Henri ernst, in Gedanken versunken, beinahe düster.
Anne schien unruhig und gleichsam über das Stillschweigen seines Bruders verlegen.
Er war es auch, der zuerst dieses Stillschweigen brach.
»Nun, Henri,« fragte er, »wohin führst Du mich.
»Ich führe Dich nicht, ich gehe Dir voran, mein Bruder,« erwiederte Henri, als ob er plötzlich erwachte.
»Wünschest Du irgend wohin zu gehen, mein Bruder?«
»Und Du?«
Henri lächelte traurig.
»Oh! Ich,« sagte er, »mir ist es gleichviel, wohin ich gehe.«
»Du gehst doch diesen Abend irgendwohin,« entgegnete Anne, »denn jeden Abend gehst Du zu derselben Stunde aus, um erst ziemlich spät in den Nacht nach Hause zu kommen, und zuweilen kommst Du gar nicht nach Hause.«
»Willst Du mich ausfragen, mein Bruder?« sagte Henri mit einer reizenden Weichheit, gemischt mit einer gewissen Ehrfurcht vor seinem älteren Bruder.
»Ich Dich ausfragen? Gott behüte mich! Die Geheimnisse gehören denjenigen, welche sie bewahren.«
»Wenn Du es wünschest, habe ich keine Geheimnisse für Dich. Du weißt es wohl.«
»Du wirst keine Geheimnisse für mich haben, Henri?«
»Nie, mein Bruder; bist Du nicht zugleich mein Herr und mein Freund?«
»Verdammt! ich dachte, Du kümmerst Dich nicht um mich, der ich nur ein armer Laie bin; ich dachte, Du hättest unseren weisen Bruder, diesen Pfeiler der Gottesgelehrtheit, diese Leuchte der Religion, diesen gelehrten Architekten der Gewissensfälle des Hofes, der eines Tages Cardinal sein wird, ich dachte, Du vertrautest ihm, und fändest in ihm zugleich Beichte, Absolution und wer weiß… Rath; denn in unserer Familie,« fügte Anne lachend bei, »ist man zu Allem gut, Du weißt es, davon zeugt unser vielgeliebter Vater.«
Henri du Bouchage ergriff die Hand seines Bruders und drückte sie liebevoll.
»Du bist für mich mehr als Gewissensrath, mehr als Beichtiger, mehr als Vater, mein lieber Anne,« sagte er, »ich wiederhole, Du bist mein Freund.«
»So sprich, mein Freund, warum habe ich Dich, der Du so heiter warst, allmälig traurig werden sehen, und warum gehst Du, statt bei Tage auszugehen, jetzt nur noch bei Nacht aus?«
»Mein Bruder, ich bin nicht traurig,« erwiederte Henri lächelnd.
»Was bist Du denn?«
»Ich bin verliebt.«
»Gut, und dieses Versunkensein?«
»Kommt davon her, daß ich unablässig an meine Liebe denke.«
»Und Du seufzest, während Du mir das sagst?«
»Ja.«
»Du seufzest, Du, Henri, Graf du Bouchage, Du, der Bruder von Joyeuse, Du, den die schlimmen Zungen den dritten König von Frankreich nennen? Du weißt, Herr von Guise ist der zweite, wenn nicht gar der erste! Du, der Du reich, der Du schön bist, der Du Pair von Frankreich sein wirst, wie ich, und Herzog, wie ich, bei der ersten Gelegenheit, die ich finde, Du bist verliebt, nachdenkend und seufzest; Du, der Du: Hilariter3 zum Wahlspruch hast.«
»Mein lieber Anne, alle diese Gaben der Vergangenheit oder alle diese Verheißungen der Zukunft haben nicht für mich in der Reihe der Dinge gezählt, welche mein Glück machen sollten. Ich besitze keinen Ehrgeiz.«
»Das heißt, Du besitzest keinen mehr.«
»Oder ich strebe wenigstens nicht nach den Dingen, von denen Du sprichst.«
»In diesem Augenblick vielleicht; doch später wirst Du darauf zurückkommen.«
»Nie, mein Bruder, ich wünsche nichts, ich will nichts.«
»Und Du hast Unrecht, mein Bruder. Wenn man den Namen Joyeuse, einen der schönsten Namen Frankreichs, führt, wenn man einen Bruder hat, der der Günstling des Königs ist, so wünscht man Alles, so will man Alles, … und hat man Alles.«
Henri schüttelte schwermüthig sein blondes Haupt.
»Sprich, da wir nun allein und von aller Welt entfernt sind,« sagte Anne. »Der Teufel soll mich holen, wir sind über das Wasser gekommen, und befinden uns auf dem Pont de la Tournelle, ohne daß wir es bemerkt haben… Ich glaube nicht, daß in dieser Einöde, bei diesem scharfem kalten Nordost, in der Nähe dieses grünen Wassers irgend Jemand uns behorchen wird… Hast Du mir etwas Ernstes zu sagen, Henri?«
»Nichts, nichts, wenn nicht, daß ich verliebt bin, und das weißt Du schon, mein Bruder, da ich es Dir soeben gestanden habe.«
»Aber den Teufel! das ist nichts Ernstes,« erwiederte Anne, mit dem Fuße stampfend. »Beim Papst, ich bin auch verliebt!«
»Nicht wie ich, mein Bruder.«
»Ich denke auch zuweilen an meine Geliebte.«
»Ja, aber nicht immer.«
»Ich habe auch Widerwärtigkeiten, Kummer sogar.«
»Ja, Du hast aber auch Freuden, denn man liebt Dich.«
»Oh! ich stoße auch auf große Hindernisse; man verlangt von mir großes Geheimhalten.«
»Man verlangt? Du hast gesagte man verlangt, mein Bruder. Wenn Deine Geliebte verlangt, so gehört sie Dir.«
»Allerdings gehört sie mir… nämlich mir und Herrn von Mayenne; denn ein Vertrauter ist des andern werth, Henri, ich habe gerade die Geliebte von diesem Unzüchter von Mayenne, ein in mich vernarrtes Mädchen, das Mayenne auf der Stelle verlassen würde, wenn es nicht befürchtete, es könnte von ihm umgebracht werden. Du weißt, es ist seine Gewohnheit, die Frauen umzubringen. Dann hasse ich diese Guisen, und es belustigt mich auf Kosten von einem derselben zu belustigen. Nun wohl! ich sage es Dir, ich wiederhole es, ich habe zuweilen Widerwärtigkeiten, Zänkereien; doch ich werde deshalb nicht düster wie ein Karthäuser; ich mache keine trübe Augen. Ich fahre fort zu lachen, wenn nicht immer, doch wenigstens von Zeit zu Zeit. Nun, so sprich, wen liebst Du, Henri? Deine Geliebte ist doch wenigstens schön.«
»Ach! mein Bruder, es ist nicht meine Geliebte.«
»Ist sie schön?«
»Zu schön.«
»Ihr Name?«
»Ich Weiß ihn nicht.«
»Gehe doch!«
»Bei meinem Ehrenwort.«
»Mein Freund, ich fange an zu glauben, daß die Sache noch gefährlicher ist, als ich dachte… Das ist, beim Papst! keine Traurigkeit, sondern Tollheit!«
»Sie hat nur ein einziges Mal mit mir, oder vielmehr nur ein einziges Mal in meiner Gegenwart gesprochen, und seit dieser Zeit habe ich nicht einmal mehr den Ton ihrer Stimme gehört.«
3
Hilariter, joyeusement, freudig.