Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Mohicaner von Paris - Александр Дюма страница 4

Die Mohicaner von Paris - Александр Дюма

Скачать книгу

einer Diatribe gewesen, bei der wir, so weit es in unserer Macht lag, den Geist beibehielten, der zu jener Zeit in den Ateliers gang und gäbe war, »mein lieber Petrus, Du bist nur halb trunken, doch Du bist ganz Gasconier.«

      »Ah! gut! ich bin von Saint-Lo! Wenn es Gasconier in Saint-Lo gibt, so wollen wir auch behaupten, es gebe Normannen in Tabres.«

      »Nun denn! ich sage Dir, Gasconier von Saint-Lo! Du stellst Fehler zur Schau, die Du nicht hast, um gute Eigenschaften, die Du besitzt, zu verkleiden. Du spielst den Sittenlosen, weit Du naiv zu scheinen befürchtest; Du spielst das schlimme Subjekt, weil Du gut zu scheinen eröthest! Du bist nie in den Verschlag der Löwen eingetreten; Du bist nie in den Graben der Bären hinabgestiegen, und Du hast nie den Fuß in eine Schenke der Halle gesetzt, ebenso wenig als Ludovic, ebenso wenig als ich, ebenso wenig als die jungen Leute, die sich achten, oder die Handwerker, welche arbeiten.«

      »Amen!« sprach Petrus gähnend.«

      »Gähne und spotte« so lange Du willst, prunke mit Deinen eingebildeten Lastern, um die Galerien zu blenden, weil Du hast sagen hören, alle große Männer haben Laster gehabt, Andrea del Sarto sei Dieb gewesen, Rembrandt Völler; doch vor uns, die wir Dich als gut kennen, doch vor mir, der Dich wie einen jüngeren Bruder liebt, bleibe, was Du bist, Petrus: offenherzig und naiv, gefühlvoll und enthusiastisch. Ei! mein Lieber, wenn es erlaubt ist, blasiert, abgestumpft zu sein, – meiner Ansicht nach ist dies nie erlaubt, – so sei es gestattet, wenn man geächtet war wie Dante, verkannt wie Marchiavelli, oder verrathen wie Byron. Bist Du verrathen, verkannt oder geächtet gewesen? Betrachtest Du das Leben von der traurigen und unfruchtbaren Seite des Horizonts? sind Millionen in Deinen Händen zerschmolzen, ohne etwas Anderes darin zurückzulassen, als den Schmutz des Undanks oder die Narbe der Enttäuschung? Nein, Du bist jung, Du verkaufst Deine Bilder, Deine Geliebte ist Dir aufs Innigste ergeben, die Regierung hat bei Dir einen Tod des Sokrates bestellt: Ludovic wird Dir, wie des verabredet ist, als Phädon stehen, ich stehe Dir als Alcibades; was Teufels willst Du mehr? . . . In einer Freischenke zu Nacht speisen? Speisen wir mein Lieber! Das wird wenigstens ein Resultat haben: das Dich dergestalt anzuekeln, daß Du in Deinem Leben nicht mehr wirst dahin zurückkehren wollen.«

      »Bist Du zu Ende, Mann mit dem schwarzen Frack?« sagte Petrus.

      »Ja, ungefähr.«

      »So laß uns weiter gehen.«

      Petrus setzte sich in Marsch, indem er ein halb bacchisches, halb obszönes Lied anstimmte, als hätte er sich selbst beweisen wollen, die ernste und liebevolle Lection,die er von Jean Robert empfangen, habe keinen Eindruck auf ihn hervorgebracht.

      Bei der letzten Strophe war man mitten in der Halle; es schlug halb ein Uhr in der Saint-Eustache-Kirche.

      »Ah!« sagte Ludovic, der, wie man gesehen, wenig Theil an dem Gespräche genommen hatte und, ein nachdenkender und beobachtender Geist« sich leicht führen ließ, wohin man ihn führen wollte, überzeugt, überall, wohin der Mensch gehe, möge man ihn dem Menschen oder der Natur gegenüber führen, werde er Stoff zur Beobachtung oder zur Träumerei finden, »ah! es handelt sich nun darum, eine Wahl zu treffen . . . Treten wir bei Paul Niquet, bei Barutte oder bei Bordier ein?«

      »Bordier ist mir empfohlen: treten wir bei Barbier ein,« erwiderte Petrus.

      »Treten wir bei Bordier ein!« wiederholte Jean Robert«

      »Wenn Du nicht etwa Deine Gewohnheiten oder Deine Zuneigungen in einem an dem Tempel hast, keuscher Säugling der Musen!«

      »Oh! Du weißt wohl, daß ich nie in dieses Quartier gekommen bin . . . Wir gleichviel also! . . . Wir werden überall schlecht soupieren, und ich gebe keiner von diesen Schenken den Vorzug.«

      ‹Wir sind an Ort und Stelle. Scheint Dir die Schenke hinreichend einäugig?«

      »Ich finde sie sogar blind!«

      »Dann laß uns eindringen.«

      Und seinen Hut auf sein Ohr drückend, lief Petrus in die Schenke mit der Ungezwungenheit, mit dem Sans facon und der Dreistigkeit eines alten Stammgastes der Anstalt.

      Seine zwei Freunde folgten ihm.

       III

      Die Freischenke

      Die Schenke war voll, übervoll.

      Das Erdgeschoß, das Man nur mit Mühe erkennen würde sieht man das reizende, zierliche Magazin,.welches heute seine Stelle einnimmt. – das Erdgeschoß bestand aus einem niedrigen, räucherigen, feuchten,. übelriechenden Saale, wo in einem unglaublichen Durcheinander angehäuft eine ganze Welt auf die verschiedenste Art costumirter Männer und Frauen sich bewegte, unter denen übrigens die Verkleidungen der Malins und der Poissarden vorherrschend waren. Einige von diesen Frauen, – und wir müssen sagen, das waren die zierlichsten und hübschesten, – einige von diesen Frauen verriethen, als Poissarden verkleidet, am Halse und an den Schultern tief hinab entblößt, die Aermel bis an die Achsel zurückgeschlagen, mit Zinnober geschminkt, mit Schönfleckchen besäet, sie verriethen,. sagen wir, durch eine männlichere Stimme, durch einen Fluch, den sie kräftiger aussprachen, als es sich für ihren seidenen Rock und ihre Spitzenhaube geziemte, eine doppelte Verkleidung: Verkleidung im Costume und Verkleidung des Geschlechts; doch durch einen seltsamen Mißbrauch der Carneval-Fantasieen, ohne Zweifel, waren es nicht diese, welchen am Wenigsten die Männerschaar huldigte aus der ungefähr zwei Drittel der edlen Versammlung bestanden.

      Stehend, sitzend, liegend, lachte, schwatzte, sang Alles das in den unzusammenhängendsten Tonarten und mit einer solchen Verwirrung, daß die Masse jeder Beschreibung entging und sich nur einige Einzelheiten aus dem ungestalten Ganzen hervorheben und in die Augen fielen.

      Es war ein undurchdringliches Gewimmel, in dem sich Alles vermischte und verlor: die muskeligen Arme der Männer schienen den Frauen zu gehören; die zarten Beine der Frauen schienen den Männern zu gehören; ein bärtiger Kopf schien aus einem üppigen Busen hervorzukommen; von einer haarigen Brust glaubte man sie trage den schwermüthigen Kopf einer fünfzehnjährigen Jüdin! Es wäre selbst Petrus, nachdem er mit großer Mühe die Rümpfe wieder aufgebaut und jedem seinen Kopf zurückgegeben, unmöglich gewesen, zu unterscheiden, wem er die Füße, die Beine. die Arme gehörten, dergestalt waren alle diese Glieder vermengt, verknüpft, verdreht, unentwirrbar in einander verhalftert!

      Die Gruppen, die man besonders unterschied, waren ein Pierrot. der sich den Anschein gab, als schliefe er an der Wand, mit einer Pierrette rittlings auf den Schultern: so daß der Pierrot, dessen Kopf das kattunene Wamms der Pierrette verbarg, das Aussehen eines Riesen mit zu kleinem Kopfe und zu kleinen Armen hatte; ein Polichinelle, der die Runde im Saale, ein Kind auf jedem von seinen zwei Höckern tragend. Zu machen versuchte; ein Türke. der auf einem Beine umherhüpfte. um zu beweisen. daß er nicht betrunken war; ein junger Bursche als Affe verkleidet, – eine von Mazurier in die Mode gebrachte Verkleidung. – der von Stuhl zu Stuhl, von Gruppe zu Gruppe sprang und die Priester der Göttin Thorheit und des Gottes Carneval – die Traurigste der Göttinnen und der Lustigste der Götter. – die unerwartetsten Ausrufungen mit ihren kreischenden Stimmen von sich zu geben veranlaßte.

      Ein furchtbares Hurrah empfing die drei Freunde bei ihrem Eintritt in den Saal.

      Der Pierrot offenbarte seine Androgencität dadurch, daß er das Wamms der Pierrette aufhob und seinen zweiten Kopf zeigte.«

      »Die Polichinelle hielt in seiner umdrehenden Bewegung an, wie ein Gestirn, das mit einem Kometen zusammen stoßen würde

      »Der Türke versuchte es, beide Beine zugleich aufzuheben, was seinen

Скачать книгу