Die Prinzen von Orleans. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Prinzen von Orleans - Александр Дюма страница 13
»Da ist der Herzog v. Orleans! nehmen wir unsere Uhren in Acht!«
Das war durchaus nicht übertrieben, denn er war immer von Gaunern begleitet und sehr geschickt in Abdrückung von Schlüsseln, ja es begegnete ihm sogar, daß er dieselben Buhlerinnen bestahl, in deren Armen er die Nacht verschwelgt hatte. Wenn er mit seinen Freunden und Buhlerinnen geschmaust hatte, gab er auch noch dem Volke durch seine unzüchtigen Lieder und Redensarten ein Aergerniß.
Eines Abends, nach einer seiner Orgien, ging er mit Hrn. v. Genlis auf einen Ball. Als dieser ihn auf eine Frau aufmerksam machte, die er sehr schön fand, sah der Herzog dieselbe unverschämt an und sagte dann ganz laut:
»Ah! eine gewesene (passée) Schönheit!«
»Wie Ihr Ruf,« antwortete die Dame.
Aber aus Demüthigungen machte dieser Mann sich nichts, zu dem La Mothe-Piquet sagte:
»Prinz, wenn ich mich so niederträchtig aufgeführt hätte, wie Sie, schösse ich mir eine Kugel durch den Kopf.«
Sobald Orleans erfahren hatte, daß die Freimaurer sich insgeheim mit Politik beschäftigten, verband er sich mit ihnen, und in einer Freimaurerloge machte er Bekanntschaft mit Barrère, Sieyés, Grégoire, Robespierre, Marat, Saint-Just und Andern. Zuletzt ließ er sich zum Großmeister aller Logen des großen Orient ernennen, in dieser Logen führte er seinen Sohn, Ludwig Philipp v. Orleans ein, der 1830 von zweihundert und neun Deputierten zum König der Franzosen ernannt ward.
Im Jahre 1789 wurde Philipp-Egalité in einer jener Versammlungen der Grad eines Kadosch ertheilt. Er ward in einen Saal geführt, der durch eine Lampe, die düsteren Schatten an die Wand zurückwarf, matt erleuchtet war. Auf einem Throne saß eine mir den Zeichen der Königswürde geschmückte Gliederpuppe; die Brüder führten Egalité ein und forderten ihn auf. Eine Doppelleiter. Die vor dem Throne stand, hinauf zu steigen; er stieg bald wieder herab, um einen Dolch in Empfang zu nehmen, den er der gekrönten Gliederpuppe in die Brust stieß.
Eine dem Blut ähnliche Flüssigkeit rieselte über seine Hände; nun forderten ihn die Brüder auf, der Puppe den Kopf abzuschneiden und denselben darauf mit der rechten Hand emporzuheben, während er die mit dem Dolche bewaffnete Linke über seinen Kopf erheben werde. Nachdem dies geschehen war, unterwarf man ihn den andern üblichen Förmlichkeiten. Er schwor, die Könige und die Verräther zu treffen, wo er sie finden werde. Einige Zeit zuvor war er verbannt gewesen von Ludwig XVI., diesem Könige, der so schwach und so gutmüthig, so unentschlossen und so eigenmächtig zu gleicher Zeit war und der seine Schwäche und die Verbrechen seiner Vorfahren mit seinem Leben bezahlen sollte.
Die Geschichte des Ehrgeizes und der Verbrechen Ludwig-Philipp-Josephs v. Orleans beginnt eigentlich mit dem Jahre 1789. Einige Zeit nach der Zusammenberufung der General-Staaten entwickelten sich die Absichten dieses Mannes. Je nachdem sie auf unsere Erzählung Bezug haben, werden wir Bruchstücke aus der geheimen Correspondenz von Philipp-Egalité mittheilen. Was seine Unterhaltungen anbetrifft, so sind von denselben noch Proben vorhanden, wie z. B. folgende:
»Nun denn!« sagte er eines Tages zu seinem Kammerdiener, der sein bester Freund war, »sollte ich umkommen, so sterbe ich zufrieden, wenn ich den König und besonders die Königin, mit mir in den Abgrund ziehe und lebe ich, so schwöre ich, sie unglücklich zu machen, wie lebende Wesen nur werden können; ich werde all’ mein Vermögen, ja mein Leben selbst daran setzen, wenn es sein muß.«
Orleans, der den Angriff gegen das Königthum schon begonnen hatte, indem er Korn aufkaufte, um damit zu wuchern, gab sich keine Mühe mehr, seinen Haß gegen den König zu verbergen. Es war jedenfalls etwas Scheußliches um diesen Haß gegen einen Verwandten, der ihm noch dazu persönlich viel Güte erzeigt hatte; er betrog zu gleicher Zeit das Volk, denn er hatte, was er auch von Freiheit und Gleichheit schwatzen mochte, nie einen andern Zweck, als für sich die Krone zu gewinnen. Um diese Zeit schickte er einen seiner Agenten, Namens Ducrest, nach London, um über das von ihm aufgekaufte Korn einen Handel abzuschließen. Zu gleicher Zeit war Ducrest beauftragt, die britischen Diplomaten auszuforschen, und ihnen die Zusicherung zu geben: »daß die Orleans immer ihre Freunde sein würden!«
Ein anderer Agent des Prinzen, Pinet, kaufte mit dessen Gelde in ganz Frankreich Getreide auf. Nach diesem Streiche stiftete Philipp v. Orleans Unruhen in Paris an und organisierte den Aufstand. Er billigte nicht nur laut die großherzigen Anstrengungen des Volks, um seine Sclavenketten abzuschütteln, sondern schürte noch mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln die alle gemeine Unzufriedenheit an. Das Palais-Royal war der Zusammenkunftsort der Rädelsführer auch alle Verrufenen, Ehrlosen und alle Gauner und Spieler der Hauptstadt konnte man dort finden. Orleans besoldete die Redner, welche aus blinder Leidenschaft für das Geld, dem Meistbietenden zur Disposition standen; in seinem Palaste stiftete er ein Comité der Revolution, und fing neuen Kornwucher an. Er schmeichelte zu gleicher Zeit den Hoffnungen der Bürgerschaft, und den sehr strafbaren der Fremden. Das Volk starb vor Hunger; Orleans, der durch seinen Kornwucher daran Schuld war, prahlte mit seiner Freigebigkeit. Indessen überstiegen seine prahlerischen Almosen nicht die Summe von dreitausend Livres. Nichts desto weniger galt er für wohlthätig, für mitleidig und ließ sich den Wohlthäter des Volkes nennen.
In dieser Zeit vereinigte er sich mit zwei sehr gewandten Spitzbuben, die seit einiger Zeit die Hauptstadt unsicher machten. Diese Gaudiebe, die Coffiné und Poupart de Beaubourg hießen, trieben ihre Spitzbübereien ins Große, seit sie an Philipp v. Orleans einen Verbündeten hatten. Eine große Menge reicher Pariser wurden von diesen beiden Bösewichtern beraubt und ermordet; bei Nachtzeit brachten sie die Früchte ihres Raubes nach dem Palais-Royal, wo sie dieselben mit Orleans theilten! Meistentheils kaufte Letzterer von seinen beiden Mitschuldigen um einen geringen Preis die Gegenstände, deren sie sich, ohne Gefahr dadurch entdeckt zu werden, nicht sogleich entledigen konnten. Also spekulierte der Herzog v. Orleans, ein Prinz von königlichem Geblüte, auf Raub und Mord! Der Diebstahl, welcher Orleans am Meisten einbrachte, fand bei der Gräfin Dubarry statt, welche durch denselben alle ihre Diamanten verlor, die Orleans in England verkaufen ließ. Viele auf des Herzogs Befehl begangene Verbrechen sind unbekannt geblieben; einige derselben wollen wir indessen hier bekannt machen.
Orleans hatte einige Jahre eine Maitresse gehabt, der er noch jährlich zwölftausend Franken gab. Diese Frau war außerordentlich geizig; sie hatte folglich eine bedeutende Summe zusammen gescharrt. Eines Abends ging Orleans mit Cossiné nach ihrer Wohnung, er hatte sich angemeldet, fand sie also allein. Cossiné ward von Orleans als einer seiner Freunde vorgestellt. Das Liebespärchen schwatzte zusammen, während Cossiné sich nachlässig erhob und anscheinend die Gemälde an den Wänden betrachtend, hinter seinem Opfer anlangte und demselben mehre Dolchstiche in den Hinterkopf versetzte. . . . sie sank zu den Füßen Orleans nieder, der sich nun beeilte, seine Taschen zu füllen, und Cossiné aufforderte, dasselbe zu thun. . . . Sie fanden bei dem unglücklichen Opfer dieser Frevelthat weder Geld noch Bijouterieen . . . . Umsonst spürte die Justiz den Verbrechern nach: den Herzog von Orleans schützte seine hohe Stellung vor jedem Verdacht. Als Coffiné eines Tages verhaftet und ins Chatelet gebracht war, erklärte er, daß er wirklich alle ihm schuld gegebenen Morde und Diebstähle begangen, jedoch damit nur die Befehle des Herzogs v. Orleans vollzogen habe. Bei diesem Namen öffneten sich die Thore des Gefängnisses; man bat ihn schönstens um Verzeihung, ihn verhaftet zu haben und fügte hinzu, wenn er der Freund des Herzogs sei, so solle er künftig nicht mehr befürchten beunruhigt zu werden. Orleans trieb die Frechheit sogar so weit, Cossiné mit an den Hof zu nehmen: der Mörder mischte sich unter die Höflinge und versuchte, der Königin die Uhr zu nehmen, die sie am Halse trug; er wurde jedoch auf der That ergriffen. Abermals berief er sich auf seinen erlauchten Gönner und wurde nicht verfolgt.
Von