Die Prinzen von Orleans. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Prinzen von Orleans - Александр Дюма страница 10
Dieser entartete, sittenlose Mann hatte die Rathschläge Dubois befolgt; er hatte sich beispiellose Gewaltthätigkeiten gegen die Bürger, die sich seinem Willen widersetzten und besonders gegen die natürlichen Söhne Ludwig XIV. erlaubt. Das Volk blieb bei diesen Familienstreitigkeiten gleichgültig. Die habsüchtigen Bewegungen, welche die Versuche Law’s angefacht hatten, waren demselben fremd geblieben. Das Volk allein in ganz Frankreich, folgte nicht dem bis zum Wahnsinn und zur Barberei getriebenen Beispiele der Habsucht und Treulosigkeit. Es verharrte in Elend und Rechtschaffenheit.
Der Regent hatte Betrügern, Mördern und Lüstlingen die Arme geöffnet; er prunkte mit Sittenlosigkeit; er trieb die Unordnung und Immoralität bis zum Wahnsinn. Er überließ sich mit Dubois, den er mit Reichthümern überhäuft hatte, den niederträchtigsten Betrügereien. In diesem Lande, wo so viele rechtschaffene Arme im Elende leben und sterben, ohne daß je eine erfreuliche Verwirklichung ihre bescheidenen Hoffnungen krönt, prunkte der sittenlose Dubois in Gesellschaft und durch die Freigebigkeit des Regenten mit einem Luxus, von dem man sich kaum eine Vorstellung machen kann.
Hier eine Uebersicht seiner Einnahmen:
Dubois und der Regent führten mit aller Gewalt den Untergang von Recht und Sittlichkeit herbei. Indem sie alle Schaam und alles öffentliche Zutrauen mit Füßen traten, indem sie ihrem unerhörten Verfall eine gewisse Berühmtheit gaben, boten der Regent und seine Roués das Beispiel erniedrigter Größe dar. Die Zügellosigkeit der schwelgerischen Orgien dieser hohen Personen überstieg an Frechheit. Alles, was die ausschweifendste Phantasie nur je zu ersinnen im Stande wäre. Jeder dieser Elenden prunkte auf die unverschämteste Weise mit seinen Lastern und Verbrechen; sie suchten eine Ehre darin, den Cynismus und die Ausgelassenheit dieser namenlosen Belustigungen aufs Höchste zu treiben. Den Namen der Männer, die wir angeführt haben, müssen wir die einiger verirrter Frauen zugesellen, welche ihre hohe Bestimmung auf Erden vergessend, die schamlosen Neigungen der Roués theilten. Mitten unter Operntänzerinnen und Freudenmädchen konnte man bei diesen Orgien Frau v. Sabran, Frau v. Mouchy, die Herzogin v. Gevres und die Tochter des Regenten bemerken. Diese leichtsinnigen, ehrvergessenen Frauen hatten das Palais-Royal zu ihrem Zusammenkunftsorte auserwählt. Noch zwei Töchter des Regenten dürfen wir nicht vergessen bei Aufzählung dieser saubern Gesellschaft zu nennen: Fräulein v. Valois und Louise-Adelaide v. Orleans, die, eifersüchtig auf den lasterhaften Ruhm ihrer Familie, sich bestrebten, nicht hinter demselben zurückzubleiben.
Diese ganze Gesellschaft lebte übrigens in einer eleganten, Wohlgeruch athmenden Atmosphäre. Es fehlte ihnen nicht an Geld, um sich alle nur erdenklichen Genüsse und Berauschungen zu verschaffen. Die Immoralität und Gemeinheit der Großen hatte den höchsten Grad erreicht. Bei einem jener Feste sprach eine Dame folgende ewige Wahrheit gegen den Regenten aus:
»Nachdem Gott den Mann erschaffen hatte, nahm er noch ein Stück Koth und bildete daraus die Seele der Prinzen und Bedienten!«
Es fehlte nicht an Satyren und Epigrammen gegen dieses Uebermaß von Schamlosigkeit, welches den Umsturz aller gesellschaftlichen Ordnung herbeiführte. Aber dadurch ließen die Roués sich nicht abhalten ihre Zeitalter zu besudeln; sie lachten frech über die öffentlichen Kritiken und begnügten sich, die freimüthigsten Schriftsteller in die Bastille werfen zu lassen. Die Saturnalien der Alten sind nichts gegen jene Orgien, in welchen der Regent und seine Freunde sich in Verworfenheit erschöpften. Alle Geschichtsschreiber haben jene Zeit kühn gebrandmarkt. Sie bietet ein so trauriges als scheußliches Beispiel von Tod, Verzweiflung, Niederträchtigkeit und Hoffnungslosigkeit dar.
Einige Monate nach der Mündigwerdung des Königs trat der Herzog von Orleans die Regentschaft ab und übernahm im Ministerium die Stelle von Dubois, welcher in Folge seiner Schwelgereien gestorben war. Als Madame, Mutter des Regenten, einige Zeit zuvor gestorben war, machte das Publikum ihr folgende Grabschrift:
Am 25. December 1725 starb Orleans im Schooße seiner niederträchtigen Schwelgereien.
»Der Tod des Herzogs von Orleans,« sagt Laurentie, (von dem wir sagen können, was wir von Montjoie sagten: Er gehört derselben Meinung an und schreibt aus demselben Gesichtspunkte) »war zu auffallend, als daß Menschen, die sich gewöhnt haben, die Wege der Vorsehung zu beachten, in demselben nicht eine schreckliche Strafe hätten erkennen sollen. Was die Art von Menschen anbetraf, die in jenen Orgien gebildet waren, so wendeten dieselben sich andern Freuden zu, glücklich, daß Zügellosigkeit und Schwelgerei für immer durch große Beispiele sanctioniert war. Aber die Nation war leidend und gedrückt und wagte nicht in dem Tode des Fürsten, der sie durch Ueberlassung der Gewalt an Unwürdige zu Grunde gerichtet hatte, eine Vergeltung ihres Unglücks zu sehen; denn der Staat fand, den Händen eines Kindes überlassen, nicht die Kraft, sich zu erheben, und die Verzweiflung schien zuzunehmen, als man erfuhr, der Herzog von Bourbon, ein andrer fürstlicher Charakter, furchtbar durch seine Härte und seinen Egoismus, sei zum Nachfolger des Regenten erwählt.
»Es waltete ein gewisses Verhängniß über diese Reihefolge von Männern, welche sich der französischen Monarchie bemächtigten, um dieselbe durch ihre Schändlichkeiten entehrt und durch ihre Politik gemordet, in die Hände einer Revolution zu werfen, die durch den Verfall der Moralität sich schon nach und nach vorbereitete.
»Es ist nur zu natürlich, daß die Geschichte nur verächtliche Benennungen, nur Zorn für jene Minister, für jene Fürsten hat, die durch ihren Cynismus und ihre Systeme Frankreich verheerten. Aber auch ohne sich zu Uebertreibungen des Spottes hinreißen zu lassen, kann man sehr ernstlich die Ursachen aller Mißgeschicke des Vaterlandes beurtheilen. Die Regierung Ludwig XIV. war eine despotische; doch fehlten derselben Ruhm und Ehre nicht. Der Despotismus blieb unter der Regentschaft im vollsten Sinne des Wortes, aber der Ehre ermangelte dieselbe gänzlich.
»Der Despotismus des achtzehnten Jahrhunderts war wie der aller verderbten Zeiten, unerträglich und grausam. Die Regentschaft war eine Epoche der Wollust und Entkräftung, und dennoch mußte die Macht sich oft mit Strenge waffnen, und die Gerechtigkeit war mehr als einmal blutig und unmenschlich. Ein neues Beispiel, daß Sittenverderbniß die Härte der Gewalthaber bedingt.«
Die Regentschaft hatte einen unglücklichen Einfluß auf die Zukunft unseres Landes und auf Alle die darunter litten; aber sie bereitete durch ihre für immer verhaßten Frevel den Kampf vor, in Folge dessen das Haupt Ludwig XVI. Fiel.
Wir kommen gleich auf jenen großen Kampf, den die unterjochten Klassen gegen die Bevorzugten unternahmen; wir haben viel Unglück zu berichten; der Bürgerkrieg ist immer ein gewaltsamer, beklagenswerther Uebergang, aber die Völker können nur mit Hilfe gewaltsamer Mittel das Joch der Tyrannen abschütteln. Schon längst würden solche blutige Kämpfe nicht mehr stattgefunden haben, wenn von den Männern, welchen der Zufall die Gewalt verlieh, nur einige es sich ernstlich hätten angelegen sein lassen, die großen gesellschaftlichen und politischen Fragen zu lösen, deren Entscheidung die Welt bewegt.
Die so ausschweifende, übermüthige, grausame Regentschaft rechtfertigte die Repressalien des Volks. Das Volk hat eine natürliche Abneigung gegen die despotische Gewalt, die, um sich zu erhalten, dasselbe ausbeutet, aussaugt, unterdrückt. Die Freiheit, deren Prinzip Gott in sein Herz gegraben hat, läßt es den Despotismus als unnöthig für die Organisation der Gesellschaft betrachten; es denkt also nur des Tages