Die Prinzen von Orleans. Александр Дюма

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Die Prinzen von Orleans - Александр Дюма

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Ausschweifungen überstiegen. Alles, was man bis dahin gesehen hatte und bereiteten jene Zeit der Liederlichkeit vor, welche die Blätter der Geschichte besudelt und ein schändendes Brandmaal auf die Stirnen der Großen drückt!

      Zu derselben Zeit fing der Herzog von Orleans mit glühendem Eifer das Studium der Chemie wieder an; er legte sich besonders auf die Bereitung der aller feinsten Gifte. Mehre von den auffallendsten Umständen begleitete, traurige Todesfälle, die sich in jener Zeit ereigneten, veranlaßten die schwersten Anklagen gegen ihn. Die Herzogin von Burgund, der Dauphin und der Herzog von Bretagne starben und Niemand zweifelte mehr daran, daß der Herzog von Orleans der Vergifter sei. Mehre Freunde des Königshauses sprachen davon, ihn zu tödten, denn es war nicht zu bezweifeln, daß es auf die königliche Familie abgesehen war. Ludwig XIV. wagte diesen unheimlichen Gerüchten, die den Sohn seines Bruders als Verbrecher bezeichneten, keinen Glauben beizumessen. Indessen hatte der Herzog von Maine sich erboten, zu beweisen, daß Orleans dieser Verbrechen schuldig sei. Frau von Maintenon war seiner Meinung; endlich, nach den Gutachten der Aerzte und einigen geheimen Unterredungen mit gewissen Personen, theilte der König die allgemeine Ansicht. Dessenungeachtet wußte Orleans sich der menschlichen Gerechtigkeit zu entziehen aber der Verachtung des Volkes konnte er nicht entgehen welches laut schrie, daß der Herzog von Orleans der würdige Sohn seines Vaters sei, bei welcher Gelegenheit es an den Tod von dessen erster Gemahlin erinnerte. An dem Tage der Beerdigung des Dauphins und seiner Gemahlin, wurde der Herzog von Orleans öffentlich insultiert und sein Leben bedroht. Man kennt wenige Namen, die so verabscheut wären, als dieser!

      Die Verwünschungen wurden so laut, und der allgemeine Unwille war so gewaltig, daß Monsieur nicht aus dem Hause zu gehen wagte, aus Furcht getödtet zu werden. Zuletzt ging er zum Könige und forderte Gerechtigkeit von demselben. Ludwig XIV., der seinen Schwiegersohn und Neffen nicht verurtheilen lassen wollte, empfing ihn zwar mit Verachtung, ließ ihn aber weiter nicht verfolgen. Indessen erhöhte ein neuer Umstand den schon erregten allgemeinen Haß gegen den Prinzen. Einer seiner Agenten, der sich in ein Kloster geflüchtet hatte, wurde von dem Prinzen von Cholais, dem Gesandten des Königs von Spanien verhaftet. Dieser Prinz hatte eine geheimnisvolle Unterredung mit Ludwig XIV.; aber man erfuhr bald, daß der Mönch ein Werkzeug der Verbrechen Orleans gewesen sei. Diesen bewog seine Feigheit und seine Hoffnung auf den Schutz des Königs, sich bei all diesen Stürmen ruhig zu verhalten, denn wie konnte der König seinen Verwandten auf die Bänke der Angeklagten schleppen lassen. Unter diesen Umständen war der Herzog von Orleans frech genug, von seinen Rechten an die Krone, für den Fall, daß der Thronerbe stürbe, öffentlich zusprechen; und einige Zeit darauf starb der Herzog v. Berry an Gift! Es ist erwiesen, daß seine Frau, die noch die Maitresse ihres eignen Vaters, des Herzogs von Orleans war, von diesem das Gift erhalten hatte. In den Eingeweiden des Herzogs von Berry fand sich der Beweis des Verbrechens. Die Laster von Vater und Tochter lieferten immer neue Beiträge zu den Beweisen, die Ludwig XIV., der auch dieses Mal noch verzieh, schon erhalten hatte. Der König, selbst so schuldbewußt, hatte nicht den Muth, gegen seine Tochter und seinen Neffen mit Strenge zu verfahren. Da er Orleans nicht verhindern konnte, seine Verwandten zu vergiften, so beschloß er wenigstens, zu verhindern, daß er sich der Krone bemächtige; um aber diesen Zweck zu erreichen, trat er den moralischen Geist der Nation mit Füßen, indem er seinen Bastarden die politische Gewalt sicherte.

      Jetzt verdoppelte der Herzog von Orleans seine Intriguen, um sich Anhänger zu sichern. Er fand deren in der Sphäre des Hofes. Diese Höflinge, die den Thron umgaben und von Schande und Niedrigkeit lebten, schonten seiner, denn sie konnten voraussehen, daß er Regent werden würde. Der König von Spanien sogar nahm seine Vorstellungen an und setzte seine Mitschuldigen in Freiheit.

      Ludwig XIV. erkrankte; je näher er dem Grabe kam, je mehr drängten die Höflinge und Egoisten sich um den Herzog von Orleans. Unglücklicherweise folgte die Bourgeoisie dem Beispiele der Hofleute; und dieser des Mordes überwiesene Mann genoß jetzt einer Volksgunst, die dem Philosophen Stoff giebt, über den Werth der menschlichen Zuneigung nachzudenken. Man vergaß für einige Zeit, daß Orleans ein Vorbild für alle Verbrecher und Schweiger gewesen war, man vergaß, daß er auf dem Schlachtfelder seinen Degen entehrt hatte. So ließ das Volk, in Folge einer Verblendung, von der man mehre Beispiele in der Geschichte findet, sich von den Versprechungen eines Mörders täuschen, der durch Geld und Versprechungen, einen d’Aguessau, Bezons, d’Argenson, Herzog von Guiche, Camillac, Voisin, Raynold, Saint-Hilaire, Herzog von Moailles, den Präsidenten von Maison-Villars und einige andre Ehrgeizige für seine Interessen zu gewinnen gewußt hatte. Er konnte also nun auf das Parlament, die Bourgeoisie und die Armee rechnen.

      Endlich starb Ludwig XIV. und beschloß seine Lauf bahn mit einem unpopulären Testamente.

      Er hatte darin den Herzog von Maine und seine Bastarde zu Regenten des Königreichs ernannt. Diese Wahl mißfiel; der Herzog von Orleans, der Alles vorbereitet hatte, ließ sich von einer Versammlung, die von ihm erkauft war, statt ihrer ernennen.

      Als diese Ernennung bekannt gemacht ward, nahm das Volk, welches an die Versprechungen Orleans glaubte, dieselbe mit blindem Jubel auf. Der Regent zeigte bei dieser unglücklichen Begebenheit viele Gewandtheit, – eine sehr traurige Gewandtheit, da fiel keinen andern Zweck hatte, als die Nation zu betrügen. Er umgab sich mit Rathgebern; er stellte sich volksthümlich und berief im Geheimen die Ehrgeizigen an seine Seite. Sie ließen nicht auf sich warten. Orleans betrog die ganze Welt, selbst feine Mitschuldigen. Er bebte vor keinem Mittel, vor keiner Niedrigkeit. Er veranlaßte eine Reaction, die nur eine List war, und übrigens nicht von Dauer sein konnte. Er suchte sich auf alle Weise beliebt zu machen, und benutzte alle möglichen Schlechtigkeiten, um die verworfensten Seelen für sich zu gewinnen. Er erklärte laut, daß seine einzige Hoffnung sei, die zerrütteten Angelegenheiten des Staates zu ordnen, und das Leben des jungen Königs zu erhalten, und als man bei dieser Gelegenheit an die Vergiftung der andern Glieder der königlichen Familie erinnerte, antwortete er:

      »Man habe ihn ungerechterweise unersättlicher Herrschsucht beschuldigt und er würde nicht glücklich leben, wenn er Ludwig XV. verlöre.«

      So begann die Regierung der Regentschaft, welche den allgemeinen Haß gegen den Herzog von Orleans vermehrte, und diesen zu neuen Schandthaten ermuthigte.

      Am Schlusse dieses Kapitels möge noch folgende Philippika ihren Platz finden, in der während der Regentschaft ein kühner Dichter den Herzog an seine zahllosen Verbrechen zu erinnern den Muth hatte:

      Fährmann der Unterwelt,

      Bereite Dich, ohne zu erschrecken

      Die königlichen Schatten überzusetzen,

      Die Philipp Dir zusenden wird.

      O, immer wiederkehrend Mißgeschick!

      O, täglich neuer Verlust!

      Thränen schwellen Deine Fluth,

      Deine Segel sind von Seufzern gebläht.

      Im ewigen schnellen Laufe

      Eilt Welle auf Welle dahin.

      Während Söhne ihre Väter beweinen,

      Trifft derselbe Schlag auch sie.

      Dem Bruder folgt der Bruder,

      Die Gattin geht dem Gatten voraus.

      Aber, o Schreckliches, was uns bedroht,

      Ueber zwei Söhne, die allein uns noch blieben,

      Ist die Sichel der Parze gezückt!

      Den Ersten traf tödtlich sie schon,

      Des Andern erbleichtes Gesicht

      Deutet sein nahes Scheiden uns an.

       Drittes Kapitel

      Der Regent, Urgroßvater Louis Philipps I. (der Giftmischer), 1674–1723

      Der Regent! dieser bloße Namen flößt Widerwillen und Verachtung ein, denn er erinnert an eine

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