Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма страница 33
»Ganz recht, Herr Baron.«
»Aber Du siehst wohl ein, Courtin,« setzte Michel hinzu, dem sein Wunsch, den Grafen von Bonneville zu retten und bei Mary zu bleiben, eine ihm sonst ganz fremde Entschlossenheit gab, »Du siehst wohl ein, daß ich deinen Contract nicht erneuern werde, wenn Du thust, was Du diesen Abend gesagt hast, nämlich wenn Du meine Freunde anzeigst, denn einen Angeber will ich nicht als Pächter haben.«
»O! o!« sagte Courtin.«
»Bedenke daher, was Du thust,« fuhr Michel fort, »wenn Du den Meierhof einmal verlassen hast, so mußt Du ihm auf immer Lebewohl sagen, denn Du wirst nie wieder einziehen.«
»Aber die Regierung – und die Frau Baronin —«
»Alles dies kümmert mich nicht, Courtin. Ich bin der Baron Michel de La Logerie, das Gut gehört mir, sobald ich volljährig bin, weil es mir von meiner Mutter abgetreten wird; ich bin in elf Monaten volljährig und dein Contract ist in dreizehn Monaten zu Ende.«
»Aber wenn ich meinen Plan nicht in Ausführung bringe?« erwiderte Courtin mit gleißnerischer Freundlichkeit.
»Dann wird der Pachtcontract erneuert.«
»Unter den bisherigen Bedingungen?«
»Ja, unter den bisherigen Bedingungen.«
»Herr Baron, wenn ich nicht fürchtete, Sie zu compromittiren,« sagte Courtin, indem er aus einem Schranke ein Fläschchen mit Tinte, einen Bogen Papier und eine Feder nahm und aus den Tisch legte.
»Was soll das?« fragte der junge Baron.
»Wenn Sie die Güte haben wollten, Herr Baron, mir das Versprechen schriftlich zu geben – es ist für Leben und Sterben – und ich will Ihnen schwören —«
»Ich brauche keinen Schwur, Courtin; denn ich gehe auf der Stelle wieder nach Souday, ich warne Jean Oullier und fordere Bonneville auf, einen anderes Versteck aufzusuchen.«
»Nun, dann haben Sie um so weniger Ursache, sich zu weigern,« sagte Courtin und reichte seinem jungen Gutsherrn die Feder.
Michel nahm die Feder und schrieb:
»Ich, der unterzeichnete August Franz Michel, Baron de La Logerie, verpflichte mich, den Pachtvertrag Courtin’s unter den bisherigen Bedingungen zu erneuern.«
Er wollte das Datum darunter setzen; aber Courtin wollte es nicht zugeben.
»Nein,« sagte er, »lassen Sie das, Herr Baron; wir setzen das Datum, sobald Sie volljährig sind.«
»Gut,« sagte Michel.
Er schrieb nur seinen Namen und ließ Platz für das Datum.
»Wenn Sie bequemer als auf diesem Schämel ruhen wollen, Herr Baron,« sagte Courtin, »so würde ich sagen. Oben steht ein Bett, das nicht ganz schlecht und Ihnen zu Diensten steht – vorausgesetzt daß Sie vor Tagesanbruch nicht ins Schloß gehen wollen.«
»Nein,« erwiderte Michel, »Du hast ja gehört, daß ich nach Souday gehen will.«
»Warum denn, Herr Baron? Sie haben ja mein Versprechen, daß ich nichts sagen will – Sie haben Zeit.«
»Was Du gesehen hast, Courtin, konnte auch ein Anderer sehen,« entgegnete der junge Gutsherr, »und während Du schweigst, weil Du es versprochen, kann ein Anderer, der kein Versprechen gegeben, reden. – Auf Wiedersehen, Courtin!«
»Thun Sie was Sie wollen, Herr Baron,« sagte Courtin, »aber Sie haben wirklich Unrecht, wieder in die Mausefalle zu gehen.«
»Es ist gut, Courtin, ich danke Dir für deinen Rath; aber es freut mich sehr, daß Du mich als einen Mann anerkennst, der seinen freien Willen hat.«
Er stand auf und verließ rasch das Haus.
Courtin, verwundert über diese Entschlossenheit, schaute ihm nach, bis sich die Thür hinter dem jungen Baron wieder geschlossen hatte; dann griff er hastig nach dem Papier, las den Inhalt noch einmal, legte es sorgfältig zusammen und steckte es in seine Brieftasche.
Gleich darauf glaubte er in der Nähe des Meierhofes sprechen zu hören. Er ging ans Fenster, zog den Vorhang etwas auseinander und sah den jungen Baron vor seiner Mutter stehen.
»Aha! mein junger Hahn!« sagte er höhnisch lachend: »bei mir hast Du gar laut gekräht – aber die alte Henne wird Dich bald zum Schweigen bringen!«
Die Baronin, welche ihren Sohn noch eine kleine Weile vergebens erwartet, hatte über ihr Gespräch mit Courtin nachgedacht und die Anwesenheit Michel’s bei dem Maire für wahrscheinlich gehalten.
Sie war anfangs unschlüssig gewesen, sie trug theils aus Stolz und theils aus Furcht einiges Bedenken, in der Nacht auszugehen; aber endlich hatte doch die Muttersorge den Sieg davongetragen und die Baronin hatte, in einen großen Shawl gehüllt, das Schloß verlassen.
Als sie vor dem Meierhofe angekommen war, hatte sie ihren Sohn aus dem Hause kommen sehen.
Als sie ihn gesund und wohlbehalten wiedersah, hörten ihre Besorgnisse auf und ihr herrlicher Charakter bekam wieder die Oberhand.
Michel fuhr ganz bestürzt zurück, als er seine Mutter bemerkte.
»Folge mir,« sagte sie zu ihm, »mich dünkt, daß es nicht zu früh ist nach Hause zu gehen.«
Michel dachte weder an Widerspruch noch an Flucht; er folgte gehorsam und willenlos wie ein Kind.
Unterwegs wurde zwischen der Baronin und ihrem Sohne kein Wort gewechselt.
Dem jungen Baron war dieses Stillschweigen im Grunde lieber als ein Wortwechsel, in welchem sein kindlicher Gehorsam oder vielmehr seine Charakterschwäche unfehlbar den Kürzeren gezogen hätte.
Als Beide in das Schloß kamen, begann der Tag zu grauen.
Die Baronin, die immer noch kein Wort sprach, führte ihren Sohn in sein Zimmer.
Er fand einen gedeckten Tisch.
»Du wirst wohl hungrig und müde seyn,« sagte die Baronin, auf den Tisch und das Bett deutend, »Du siehst, es ist für den Hunger und für den Schlaf gesorgt.«
Dann entfernte sie sich und verschloß die Thür.
Der junge Baron hörte mit Schaudern, wie der Schlüssel zweimal umgedreht wurde.
Er war eingesperrt.
Er sank ganz trostlos auf einen Sessel.
Die Ereignisse folgten einander so rasch, wie Lawinen, und würden einen kräftigeren Charakter, als der Baron Michel besaß, erdrückt haben.
Er hatte nur einen gewissen Grad von Energie, und diesen hatte er in der Unterhandlung mit Courtin erschöpft. Vielleicht hatte er seinen Kräften zu viel zugemuthet, als er dem Maire gesagt hatte, er wolle wieder nach Souday eilen.
Seine Mutter hatte Recht: er war hungrig und ermüdet. In seinem Alter ist die Natur eine gebieterische Mutter, welche ihre Rechte mit Ungestüm geltend macht.
Uebrigens wurde sein Gemüth auch etwas