Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма страница 31
Vor der Thüre des Zimmers seiner Mutter stand er stille und lauschte.
»Ihr glaubt also, Courtin,« fragte die Baronin, »Ihr glaubt in allem Ernste, mein Sohn habe sich in den Netzen einer der beiden Dirnen fangen lassen?«
»Ja, Madame, ich weiß es gewiß – und er ist so verschlossen, daß Sie viel mit ihm zu thun bekommen werden, wenn er erst flügge geworden ist.«
»Mädchen ohne einen Groschen!«
»Aber aus dem ältesten Geblüt des Landes, Madame,« erwiderte Courtin, der ins Haus hören wollte, »und für Edelleute ist dies doch nicht gleichgültig.«
»Pfui?« sagte die Baronin, »es sind ja uneheliche Kinder!«
»Aber bildschön, Madame – die eine wie ein Engel, die andere wie ein Dämon.«
»Es ist möglich, daß Michel, wie so viele Andere gethan haben sollen, eine Zeit lang Liebelei mit ihnen getrieben hat, ohne ernste Absichten auf eine von ihnen zu haben. Aus einer Heirath wird nichts, er kennt mich und weiß recht gut, daß ich in eine solche Verbindung nie willigen werde.«
»Nichts für ungut, Madame,« erwiderte Courtin, »ich glaube, daß der junge Herr an’s Heirathen noch gar nicht gedacht hat; er wird vielleicht selbst mit seinen Gefühlen noch nicht im Klaren seyn. Aber ich weiß gewiß, daß er in Gefahr, ist, sein künftiges Glück noch auf andere Art und viel ärger zu gefährden.«
»Was meinet Ihr, Courtin?«
»Ich schätze und verehre Sie, Madame,« fuhr Courtin fort, »und es wäre sehr hart für mich, wenn mein junger Herr arretirt würde —«
Michel erschrak in seinem Versteck, aber die gewaltigste Erschütterung fühlte die Baronin.
»Michel arretirt!« erwiderte sie auffahrend, »Ihr scheinet Euch zu vergessen, Courtin!«
»Nein, Madame, ich vergesse mich nicht.«
»Aber wie könnet Ihr —«
»Ich bin freilich nur Ihr Pächter,« fuhr Courtin fort, indem er die stolze Dame durch eine Handbewegung zu beruhigen suchte, »ich muß Ihnen genaue Rechnung ablegen von der Ernte, von der Sie die Hälfte haben, und pünktlich meinen Pachtzins zahlen. Ich thue auch meine Schuldigkeit, trotz der schweren Zeiten; aber ich bin auch Staatsbürger und Maire, und auch in dieser Eigenschaft habe ich Pflichten zu erfüllen, wie weh es meinem Herzen auch thut.«
»Was faselt Ihr da, Courtin? Und was hat mein Sohn mit euren Bürgerpflichten und mit euren Obliegenheiten als Maire zu thun?«
»Ich will es Ihnen sagen; Madame: Ihr Herr Sohn steht mit den Feinden des Staates im Einverständniß.«
»Ich weiß wohl,« erwiderte die Baronin, »daß der Herr Marquis von Souday sehr überspannte Ansichten hat; aber wie kann man meinen Sohn zur Verantwortung ziehen, wenn er mit einem der beiden Mädchen eine Liebschaft hat?«
»Die Liebschaft wird ihn weiter führen, als Sie glauben, Madame. Ich weiß wohl, daß er in das Wasser, welches man um ihn zu trüben sucht, bis jetzt nur die Spitze des Schnabels taucht, aber das ist schon genug, ihn zu blenden.«
»Erkläret Euch deutlicher und sprechet nicht mehr in Gleichnissen.«
»So hören Sie, Madame. Nachdem der junge Herr Baron diesen Abend dem alten Chouan Tinguy auf die Gefahr hin, das Nervenfieber in’s Schloß zu bringen, die Augen zugedrückt, nachdem er die größere der beiden Wölfinnen nach Hause begleitet hatte, führte er zwei Bauern, die aber so wenig Bauern sind, wie ich ein Herr bin, in das Schloß Souday.«
»Wer hat Euch das gesagt, Courtin?«
»Meine beiden Augen, Madame – und ich habe gute Augen.«
»Was meinet Ihr denn, wer die beiden Bauern waren?«
»Die beiden Bauern?«
»Ja.«
»Der eine – ich möchte darauf schwören – war der Graf von Bonneville, ein Erzchouan. Er ist lange hier in der Gegend gewesen, und ich habe ihn recht gut erkannt. Der andere —«
»Nun, weiter!«
»Der andere ist eine noch wichtigere Person, wenn ich nicht irre.«
»So saget doch, Courtin, wer es ist?«
»Ich weiß, was ich weiß, Madame – und ich werde die Person gehörigen Orts nennen, wenn es seyn muß, und es wird wahrscheinlich bald seyn müssen.«
»Gehörigen Orts?« erwiderte die Baronin, über den entschiedenen Ton des sonst so fügsamen Pächters. »Wollt Ihr denn meinen Sohn anzeigen?«
»Allerdings, Madame,« antwortete Courtin sehr dreist.
»Das werdet Ihr doch nicht thun, Courtin?«
»Ich würde bereits auf dem Wege nach Montaigu seyn, Madame, ich würde vielleicht sogar schon nach Nantes laufen, wenn ich Sie nicht zuvor warnen wollte, damit Sie den jungen Herrn in Sicherheit bringen können.«
»Aber wenn nun Michel an dieser Sache nicht betheiligt ist,« entgegnete die Baronin aufgebracht, »so werdet Ihr mich in den Augen meiner Nachbarn compromittiren, ja vielleicht meine Sicherheit gefährden.«
»Wir vertheidigen La Logerie, Madame —«
»Seyd Ihr von Sinnen, Courtin?«
»Ich habe den großen Vendéekrieg gesehen, Madame. Ich war noch ganz klein, aber ich erinnere mich recht gut. Und wahrhaftig, ich möchte einen solchen Krieg nicht wieder erleben; ich möchte nicht, daß sich die beiden Parteien auf meinem Acker eine Schlacht lieferten, daß mein Getreide aufgezehrt oder verbrannt wurde. Noch weniger mochte ich, das die Nationalgüter weggenommen würden, und dies würde unfehlbar der Fall seyn, wenn die Weißen die Oberhand behielten. Von meinen Aeckern hat der vierte Theil vormals Emigranten gehört, ich habe Alles baar bezahlt. Kurz und gut, die Regierung zählt auf mich, und ich will das Vertrauen der Regierung rechtfertigen.«
»Aber, Courtin,« entgegnete die Baronin, die schon bereit war zu Bitten ihre Zuflucht zu nehmen, »es wird gewiß nicht so arg seyn, wie Ihr glaubt —«
»O ja wohl, Madame, die Sachen stehen sehr schlimm. Ich bin nur ein Bauer, aber ich weiß so viel davon wie ein Anderer, denn ich habe gute Ohren und höre überall aufmerksam zu. Die Landschaft Retry ist in Gährung; das Feuer braucht nur geschart zu werden, und die ganze Brühe wird überkochen.«
»Ihr irrt Euch, Courtin.«
»Nein, Madame, ich weiß was ich weiß. Die Edelleute sind schon dreimal zusammengekommen, einmal bei dem Marquis von Souday, einmal bei einem sogenannten Louis Renaud und einmal bei dem Grafen von Saint-Armand. In allen diesen Versammlungen riecht es stark nach Pulver. – Dabei fällt mir ein, daß bei dem Pfarrer zu Montbert zwei Zentner Pulver und einige Säcke mit Kugeln liegen. – Das Schlimmste aber ist, daß man die Herzogin von Berry erwartet – und ich glaube, man wird nicht gar lange auf sie zu warten haben.«
»Warum denn?«
»Weil ich