Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма страница 4

Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма

Скачать книгу

können: es war ihm daher nicht ganz unlieb, daß ihn die Vorsehung dieser peinlichen Sorge überhoben hatte.

      Aber diese Befriedigung war nur von kurzer Dauer. Die zärtliche Eva hatte den Marquis verwöhnt, er vermißte ihre treue, liebevolle Sorge, ihr stilles, rastloses Walten, ihre sanfte melodische Stimme; der Aufenthalt in der öden Dachstube wurde ihm unerträglich.

      Der Marquis sehnte sich wieder nach seiner treuen Eva, und als er sich von seinen beiden kleinen Töchtern, die er nach Yorkshire in die Kost gab, trennen mußte, überließ er sich vom Neuen seinem Schmerz.

      Er war nun von Allem getrennt was ihn an die Vergangenheit erinnerte. Er wurde traurig, des Lebens überdrüssig, und da sein religiöser Glaube nicht sehr fest war, so würde er aller Wahrscheinlichkeit nach in die Themse gesprungen seyn, wenn die Katastrophe von 1814 nicht eben zur rechten Zeit eingetreten wäre, um seine düsteren Gedanken zu vertreiben.

      Als der Marquis von Souday in sein Vaterland zurückgekehrt war, wandte er sich natürlich an Ludwig XVIII., dessen Mildthätigkeit er in seiner Verbannung nie in Anspruch genommen hatte. Aber der König hatte einen dreifachen Vorwand, die von dem Marquis geleisteten Dienste unbelohnt zu lassen.

      Erstens die unschickliche Weise, in welcher ihm ein vormaliger Page den Tod Charette’s gemeldet und dadurch seine Verdauung gestört hatte.

      Zweitens seine unziemliche und von noch unziemlicheren Worten begleitete Abreise von Blankenburg.

      Drittens sein anstößiges Leben während der Verbannung. Man zollte dem Muthe und der Hingebung des Marquis alles mögliche Lob, aber man gab ihm unter der Hand zu verstehen, daß er bei seinem anstößigen Vorleben auf ein öffentliches Amt nicht zählen dürfe. Der König, sagte man, sey nicht mehr unbeschränkter Gebieter; er habe die öffentliche Meinung zu berücksichtigen und sey berufen, nach einer so zügellosen, verderbten Zeit das Beispiel großer Sittenstrenge zu geben. Man gab dem Marquis zu bedenken, wie schön es von ihm seyn würde, seine früheren Verirrungen durch ein Leben voll Selbstverleugnung und strenger Pflichterfüllung zu führen. Kurz, er mußte sich mit dem Ludwigskreuz und dem Titel und Ruhegehalt eines Escadronschefs begnügen. Es blieb ihm nichts übrig, als mit diesem kärglichen, aus dem Schiffbruch geretteten Strandgut in sein Stammschloß zu ziehen.

      Alle diese Enttäuschungen hielten den Marquis von Souday indeß nicht ab, im Jahre 1815 seine Pflicht zu thun: er verließ zum zweiten Male sein halbverfallenes Schloß, als Napoleon von der Insel Elba zurückkam.

      Napoleon fiel zum zweiten Male, und wiederum befand sich der Marquis von Souday im Gefolge der heimkehrenden Bourbons.

      Aber dieses Mal bewarb er sich nur um die unbesoldete Stelle eines Wolfsjägermeisters, und diese wurde ihm sogleich bewilligt.

      Der Marquis, der in seiner Jugend keine Gelegenheit gehabt hatte, einer in seiner Familie erblichen nobeln Passion zu fröhnen, wurde nun ein leidenschaftlicher Jäger; denn in seiner ländlichen Einsamkeit fühlte er das Bedürfniß einer Zerstreuung, einer Anregung, die seine menschenfeindlichen Gedanken verscheuchte und jede Erinnerung an sein früheres Mißgeschick betäubte. Als Jägermeister hatte er das Recht, in den Staatswaldungen zu jagen, und dieser an sich unbedeutende Posten machte ihm mehr Freude, als sein Ludwigskreuz und seine Ernennung zum Escadronschef.

      Der Marquis von Souday lebte bereits seit zwei Jahren in seinem kleinen Schlosse und jagte täglich mit seinen sechs Hunden, denn mehr zu halten, erlaubten ihm seine geringen Einkünfte nicht. Seine Nachbarn besuchte er nur so viel, als die Höflichkeit erforderte.

      Eines Morgens, als er sich in den nördlichen Theil des Waldes von Machecoul begab, begegnete ihm eine Bäuerin, die auf jedem Arme ein drei- oder vierjähriges Kind trug.

      Der Marquis von Souday erkannte die Bäuerin und erröthete.

      Es war die Amme aus Yorkshire, welcher er seit drei Jahren das Kostgeld für die beiden Kinder nicht bezahlt hatte. Die brave Frau war nach London gekommen, hatte bei der französischen Gesandtschaft Erkundigungen eingezogen und in der Erwartung, dem Marquis eine große Freude zu bereiten, mit den beiden kleinen Mädchen die Reise angetreten.

      Sie hatte sich in der That nicht geirrt. Die kleinen Mädchen erinnerten den Marquis so lebhaft an Eva, daß er sie mit aufrichtiger Rührung und Zärtlichkeit in seine Arme schloß, seine Doppelflinte der Engländerin zu tragen gab und zum größten Erstaunen seiner Köchin die liebliche Beute nach Hause brachte.

      Das Verhör, welches er bei der Köchin zu bestehen hatte, war ihm höchst fatal. Der Marquis war erst neununddreißig Jahre alt und ging mit Heirathsgedanken um; denn er hielt es gewissermaßen für seine Pflicht, die alte berühmte Familie Souday nicht erlöschen zu lassen, und überdies hätte er die Sorge für das Hauswesen, die ihm höchst unangenehm war, gern auf eine Frau übertragen.

      Die Ausführung dieses Planes wurde aber schwierig, wenn die Kinder unter seinem Dache blieben.

      Er bezahlte die Engländerin reichlich und schickte sie am andern Morgen wieder fort.

      In der Nacht hatte er einen Entschluß gefaßt, der ihm ein gutes Auskunftsmittel zu seyn schien.

      III.

      Die Zwillingsschwestern

      Der Marquis dachte, als er sich Abends zur Ruhe begab: die Nacht bringt Rath.

      Er träumte von den Kämpfen, die er in der Vendée mit Charette bestanden, insbesondere von dem braven Bauerssohn, der sein Adiutant gewesen war, sowie er selbst bei dem Obergeneral den Dienst eines Adjutanten versehen hatte.

      Er träumte von Jean Oullier, an den er gar nicht mehr gedacht, den er seit dem Tage, wo er sich im Walde La Chabotière von ihm getrennt, nicht wiedergesehen hatte.

      Wie ihm erinnerlich war, hatte Jean Oullier vor dem Vendéekriege im Dorfe La Chevrolière am See Grand-Lieu gewohnt.

      Der Marquis von Souday schrieb einen Brief und schickte denselben durch einen reitenden Boten nach La Chevrolière, um zu erfahren, ob ein gewisser Jean Oullier noch in der Gegend wohne. Wenn er noch lebte und sich in der Nähe aufhielt, sollte ihm der Bote den Brief einhändigen, und ihn wo möglich mitbringen. Wenn er zu weit entfernt war, um ihn sogleich aufsuchen zu können, sollte er sich nach seinem Wohnort erkundigen.

      Jean Oullier wohnte in La Chevrolière.

      Seit seiner Trennung von dem Marquis hatte sich Folgendes zugetragen.

      Er war in dem Gebüsch versteckt geblieben und hatte ungesehen beobachtet, was vorging. Er hatte gesehen, wie der General Travot den Oberbefehlshaber der Vendéer gefangen nahm und mit großer Höflichkeit und Schonung behandelte. Aber er mochte wohl noch mehr sehen wollen, denn er blieb noch, als Charette auf eine Tragbahre gelegt und fortgetragen worden war. Es war freilich ein Offizier mit zwölf Mann im Walde geblieben.

      Eine Stunde nachdem sich dieser Posten aufgestellt hatte, war ein Vendéer Bauer zehn Schritte von Jean Oullier vorbeigekommen und hatte der blauen Schildwache auf deren Anruf mit dem Worte »Freund« geantwortet. Freilich eine sonderbare Antwort in dem Munde eines royalistischen Landmannes an einen republicanischen Soldaten.

      Dann hatte der Bauer ein Losungswort genannt und die Schildwache hatte ihn durchgelassen. Darauf hatte er sich dem Offizier genähert, und dieser hatte ihm mit unbeschreiblichem Abscheu eine mit Gold gefüllte Börse übergeben.

      Endlich war der Bauer verschwunden.

      Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte sich der Posten dort aufgestellt, um den Bauer zu erwarten; denn kaum

Скачать книгу