Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма

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Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма

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Wahrscheinlichkeit nach hatte auch Jean Oullier gesehen, was er sehen wollte, denn er kroch aus dem Gebüsch hervor, richtete sich auf, riß die weiße Cocarde von seinem Hut und ging mit der Sorglosigkeit eines Parteigängers, der sein Leben seit drei Jahren täglich aufs Spiel gesetzt, weiter in den Wald.

      Noch in derselben Nacht kam er nach La Chevrolière.

      Er ging gerade aus die Stelle zu, wo er sein Haus zu finden glaubte; aber er fand nur Trümmer, vom Rauch geschwärzt.

      Er setzte sich auf einen Stein und weinte; er hatte in seinen Hause ein Weib und zwei Kinder zurückgelassen.

      Jean Oullier hörte Fußtritte und sah sich um.

      Ein Bauer ging vorüber; Jean Oullier erkannte ihn trotz der Dunkelheit.

      Er rief: »Tinguy!«

      Der Bauer kam näher.

      »Wer bist Du?« fragte er.

      »Ich bin Jean Oullier,« antwortete der Chouan.

      »Gott behüte Dich!« erwiderte Tinguy und wollte weiter gehen.

      Jean Oullier hielt ihn zurück.

      »Du mußt mir antworten,« sagte er.

      »Bist Du ein Mann?«

      »Ja.«

      »Gut, dann frage, ich will Dir antworten.«

      »Mein Vater?«

      »Ist todt.«

      »Meine Frau?«

      »Todt.«

      »Meine beiden Kinder?«

      »Todt.«

      »Ich danke,« sagte Oullier und fiel auf die Knie und betete.

      Es war Zeit; er weinte nicht mehr und er war schon im Begriffe, seiner Wuth durch gotteslästerliche Reden Luft zu machen.

      Er betete für die Todten. Endlich stand er auf und legte sich auf die geschwärzten Trümmer, um zu schlafen.

      Am frühen Morgen legte er so ruhig und entschlossen Hand ans Werk, als ob sein Vater noch den Pflug gelenkt; sein Weib noch am Herde gesessen und seine Kinder noch vor der Thür gespielt hätten.

      Ohne fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen, baute er seine Hütte wieder auf.

      Er lebte fortan als Tagelöhner, und wer ihm gerathen hätte, von den Bourbons den Lohn für das, was er mit Recht oder Unrecht für seine Pflicht hielt, zu fordern, würde das Ehrgefühl des armen Bauers verletzt haben.

      Jean Oullier ließ natürlich nicht lange auf sich warten, als er einen Brief von dem Marquis erhielt, in welchem ihn dieser seinen alten Cameraden nannte und ihn aufforderte, sogleich zu ihm ins Schloß zu kommen.

      Er verschloß seine Hausthür, steckte den Schlüssel in die Tasche und ging sogleich fort. Er lebte ja allein und hatte Niemand von seinem Fortgehen zu benachrichtigen.

      Der Bote wollte ihm das Pferd überlassen oder wenigstens mit ihm theilen; aber Jean Oullier schüttelte den Kopf.

      »Gott sey Dank,« sagte er, »meine Füße sind gut.«

      Er legte eine Hand auf den Hals des Pferdes und setzte sich in kurzen Trab.

      Abends war Jean Oullier im Schlosse Souday.

      Der Marquis empfing ihn mit sichtbarer Freude; den ganzen Tag war er von dem Gedanken gemartert worden, Jean Oullier sey abwesend oder todt.

      Er dachte dabei natürlich nur an sich selbst, denn wir kennen den Marquis von Souday bereits als einen Egoisten. Der Marquis erzählte dem treuen Freunde seine Lage und die Verlegenheiten, die für ihn daraus entstehen konnten.

      Jean Oullier, dessen zwei Kinder gemordet worden waren, begriff nicht, wie sich ein Vater von seinen Kindern trennen konnte. Er nahm indeß den Antrag des Marquis, der ihm für die nächsten zwei oder oder drei Jahre seine beiden Kinder anvertrauen wollte, bereitwillig an. Später sollten die Mädchen in einer Kostschule die nöthige Ausbildung erhalten. Jean Oullier sollte in La Chevrolière oder in der Umgegend eine brave Frau aufsuchen, die bei den Kindern die Stelle der Mutter vertreten sollte, – so weit es nämlich möglich ist, bei Waisen die Mutter zu ersetzen.

      Die Zwillingsschwestern waren so allerliebst so munter und freundlich, daß Jean Oullier sie sogleich liebgewann. Er meinte, sie erinnerten ihn mit ihren rosigen Gesichtchen und ihren langen Locken an die Engel, welche vormals, ehe sie zertrümmert worden, die heilige Jungfrau am Hauptaltare zu Grand-Lieu umschwebt hatten.

      Es wurde also beschlossen, daß Jean Oullier die beiden Kinder am andern Morgen mitnehmen sollte.

      Zum Unglück hatte es die ganze Zeit zwischen der Abreise der Amme und der Ankunft Oullier’s geregnet. Der Marquis, der sein Schloß nicht verlassen konnte, fing an sich zu langweilen, und zum Zeitvertreib hatte er mit den beiden Kindern gespielt. Wie Heinrich IV. hatte er die Kleinen auf seinen Rücken gesetzt und war auf allen Vieren im Zimmer herumgekrochen; ja, um die Sache noch unterhaltender zu machen, hatte er abwechselnd die Töne des Waldhorns und das Gebell einer Meute nachgeahmt.

      Die Jagd zwischen vier Wänden hatte den Marquis von Souday ungeheuer amüsiert und die kleinen Mädchen hatten noch nie so viel gelacht.

      Ueberdies hatten sie großen Gefallen gefunden an den Zärtlichkeiten, mit denen er sie überhäuft, vermuthlich um die Vorwürfe, die ihm sein Gewissen über die neue Trennung machte, zu beschwichtigen.

      Die Zuneigung und Dankbarkeit der beiden Kinder schien seinen ganzen Plan zerstören zu wollen. Als nämlich der Wagen, der die Kleinen abholen sollte, vor der Schloßtreppe erschien, begannen sie jämmerlich zu schreien. Bertha stürzte auf ihren Vater zu und umklammerte seine Knie so fest, daß es der Marquis nicht über sich gewinnen konnte, ihre Händchen mit Gewalt loszumachen. Mary hatte sich auf eine Stufe gesetzt und weinte so bitterlich, daß Jean Oullier durch diesen stillen Schmerz noch tiefer gerührt wurde, als durch die stürmische Verzweiflung der andern Schwester.

      Der Marquis von Souday bot seine ganze Beredsamkeit auf, den beiden Kindern einzureden, wenn sie in den Wagen stiegen, würden sie weit mehr Zuckerwerk und Vergnügen haben, als wenn sie bei ihm blieben; aber je mehr er sprach, desto trauriger schluchzte Mary, desto toller geberdete sich Bertha.

      Der Marquis fing an, ungeduldig zu werden, und als er sah, daß die Ueberredung nichts half, war er schon im Begriff, Gewalt zu brauchen, aber zum Glück bemerkte er, daß zwei Thränen über die gebräunten Wangen Oullier’s rannen und sich in dem dichten Backenbart, der sein Gesicht umgab, verloren.

      Diese Thränen waren zugleich eine Bitte für den Marquis, ein Vorwurf für den Vater.

      Auf seinen Wink spannte Oullier das Pferd aus, und während Bertha, die den Wink verstanden hatte, vor Freude tanzte, sagte der Marquis dem Bauer ins Ohr:

      »Du gehst morgen.«

      Da das Wetter schön war, so wollte der Marquis die Anwesenheit Oullier’s benützen und mit ihm auf die Jagd gehen. Er führte ihn daher in sein Zimmer, um ihn auszurüsten.

      Jean Oullier war erstaunt über die schreckliche Unordnung, die in dem Zimmer seines Herrn herrschte. Dieser

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