Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма

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Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма

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durch die enge Oeffnung der Hecke hindurchzuschlüpfen, und während er sich durch das Gestrüpp arbeitete, rief er den Hunden unaufhörlich nach. Bertha und Mary erkannten die Stimme, welche sie fünf Minuten zuvor unmittelbar nach dem Schusse gehört hatten.

      VI.

      Der angeschossene Hase

      Aber die Hecken in Niederpoitou wie in der Bretagne bestehen gemeiniglich aus jungen Eichen, welche gebogen und in einander geflochten werden. Wenn daher ein Hase und sechs Hunde durch eine Oeffnung geschlüpft sind, so folgt daraus noch nicht, daß die Oeffnung ein bequemer Durchgang für Menschenkinder seyn müsse. Der junge Mann steckte mit dem Halse in dem Loche fest, und vergebens bot er alle seine Kräfte auf, um sich durchzudrängen, vergebens ritzte er sich Hände und Gesicht blutig, er kam keinen Zoll vorwärts.

      Der junge eifrige Jäger verlor indeß den Muth nicht, er arbeitete mit verzweifelter Anstrengung, um die Lücke zu erweitern. Da hörte er auf einmal ein lautes Gelächter.

      Er sah sich um und bemerkte die beiden reizenden Amazonen, welche, auf den Hals ihrer Pferde gebeugt, ihrer Heiterkeit freien Lauf ließen.

      Ganz beschämt über die lächerliche Figur, die er den beiden schönen Mädchen gegenüber spielte, wollte der junge Jäger den Kopf zurückziehen; aber die fatale Hecke ließ ihn nicht los, die Dornen hielten Kleider und Waidtasche fest, er konnte nicht zurück, er saß in der Hecke fest, wie in einer Falle. Das Gelächter der beiden Zuschauerinnen wurde immer lauter und ausgelassener.

      Der arme Gefangene, der seine Anstrengungen verdoppelte, machte dabei ein so verzweifeltes Gesicht, daß Mary Mitleid mit ihm bekam.

      »Still, Bertha!« sagte sie zu ihrer Schwester, »Du siehst ja, daß wir ihm durch unsere Schadenfreude weh thun.«

      »Es ist wahr,« antwortete Bertha, »aber wer könnte dabei wohl ernsthaft bleiben!«

      Sie sprang, immerfort lachend, vom Pferde, und eilte dem Gefangenen zu Hilfe.

      »Mein Herr,« sagte sie zu ihm, »ich glaube, daß Ihnen einige Hilfe nicht unnütz seyn würde. Wollen Sie meinen und meiner Schwester Beistand annehmen?«

      Die Eigenliebe des unglücklichen Jägers war durch das Gelächter der beiden Mädchen noch empfindlicher verletzt worden, als durch die Dornen, welche ihm die Haut blutig geritzt, hatten; er vergaß daher über der höflichen Anrede keineswegs die lächerliche Rolle, zu der er sich verurtheilt sah.

      Er gab keine Antwort, er wollte sich selbst ohne fremde Hilfe aus der Klemme ziehen. Er machte noch einen verzweifelten Versuch, sich vorwärts zu drängen; aber zum Unglücke stieß er mit der Stirne gegen den schräg abgehauenen Stumpf eines Astes. Die scharfe Kante des harten Holzes drang wie ein Messer in die Stirnhaut; der Verwundete schrie laut auf, und sogleich strömte ihm das Blut über das Gesicht.

      Die beiden Schwestern erschraken über diesen Unfall, dessen unfreiwillige Ursache sie waren, eilten auf den Verwundeten zu, faßten ihn bei den Schultern, bogen einige Zweige zurück, zogen ihn aus der Ecke hervor und setzten ihn auf die Böschung des Hohlweges.

      Mary, welche die starkblutende Wunde für gefährlicher hielt, als sie wirklich war, zitterte vor Schrecken; Bertha hingegen verlor keinen Augenblick die Besonnenheit.

      »Laufe hinunter an den Bach,« sagte sie zu ihrer Schwester, »und tauche dein Sacktuch ein, damit wir dem Verwundeten das Blut abwischen.«

      Während Mary sich entfernte, wandte sie sich wieder zu dem jungen Jäger und fragte:

      »Haben Sie viele Schmerzen?«

      »Ich weiß in der That nicht, mein Fräulein,« erwiderte er, »ob mir der Kopf innen oder außen weh thut. Ich habe in diesem Augenblicke gar viel zu denken – O, mein Gott! warum habe ich den Rath meiner Mutter nicht befolgt!«

      Der verwundete Jäger war erst zwanzig Jahre alt, aber diese letzten Worte klangen doch gar zu sonderbar in dem Munde des hübschen, kräftigen, jungen Mannes. Die beiden Mädchen fanden das große, stattliche Muttersöhnchen so unwiderstehlich komisch, daß sie wieder in ein lautes Gelächter ausbrachen.

      Der arme junge Nimrod sah die beiden Schwestern bittend an, und zwei Thränen quollen aus seinen Augen. Zugleich aber riß er das nasse Schnupftuch, welches Mary ihm auf die Stirn gelegt hatte, mit einer hastigen, ungeduldigen Geberde ab.

      »Was machen Sie da,« fragte Bertha.

      »Lassen Sie mich!« erwiderte er anmuthig, »Sie wollen sich für Ihre Bemühung durch Spöttereien bezahlt machen. Jetzt bereue ich, daß ich nicht, wie ich anfangs wollte, die Flucht genommen habe – selbst auf die Gefahr hin, mich noch schwerer zu verletzen.«

      »Aber da Sie einmal so vernünftig waren, es nicht zu thun,« entgegnete Mary, »so seyen Sie jetzt wieder vernünftig und lassen Sie diese Binde wieder auf Ihre Stirne legen.«

      Sie hob das Schnupftuch auf und näherte sich mit so unverkennbarer Theilnahme, daß der Verwundete keinen Widerstand mehr leistete.

      »Thun Sie was Sie wollen,« antwortete er.

      »Mein lieber Herr,« sagte Bertha, die ihn unterdessen beobachtet hatte, »für einen Jäger sind Sie ein bisschen zu empfindlich.«

      »Ich bin kein Jäger, mein Fräulein, und seit diesem Anfalle bin ich weniger als je geneigt, es zu werden.«

      »Ich bitte um Entschuldigung,« versetzte Bertha mit demselben spöttischen Tone, der den jungen Mann schon vorhin verletzt hatte, »aus dem Eifer mit welchem Sie den Hasen verfolgten und unsere Hunde antrieben, glaubte ich schließen zu dürfen, daß Sie ein Jäger sind – oder wenigstens werden wollen.«

      »O nein, mein Fräuleins ich folgte nur einer leidenschaftlichen Aufwallung, die mir jetzt unbegreiflich ist. Jetzt sehe ich ein, daß meine Mutter vollkommen Recht hatte, das Vergnügen an der Qual und dem Tode eines wehrlosen Thieres lächerlich und barbarisch zu nennen.«

      »Nehmen Sie sich in Acht, mein lieber Herr,« sagte Bertha, »wir sind so lächerlich und barbarisch, an diesem Vergnügen Gefallen zu finden, und könnten leicht in Versuchung kommen, zwischen Ihnen und dem Fuchs in der Fabel einige Aehnlichkeit zu finden.«

      Mary, die ihr Schnupftuch zum zweiten Male in den Bach getaucht hatte, wollte es wieder um die Stirne des Verwundeten knüpfen.

      Aber er wollte es nicht leiden.

      »Um des Himmels willen, mein Fräulein,« sagte er, »verschonen Sie mich mit Ihrer Pflege! Sie sehen ja, daß Ihre Schwester sich immer noch über mich lustig macht.«

      »O, ich bitte Sie!« sagte Mary mit ihrer sanften, einschmeichelnden Stimme.

      Aber er ließ sich nicht bereden; er richtete sich auf, um sich zu entfernen.

      Dieser fast kindische Eigensinn reizte die lebhafte Bertha, und ihre Ungeduld, die allerdings aus wirklicher Theilnahme entsprang, äußerte sich doch in einer für ihr Geschlecht etwas zu stürmischen Weise.

      »Morbleu!« sagte sie, wie ihr Vater bei derlei Gelegenheiten zu sagen pflegte. »Der kleine Starrkopf will also keine Vernunft annehmen! Verbinde Du ihn, Mary; ich will ihm die Hände halten – und ich will ihm nicht rathen, sich zu rühren!«

      Bertha faßte die Handgelenke des Verwundeten mit einer Kraft, welche sein Sträuben fruchtlos machte. Mary konnte ihm nun ungehindert das Schnupftuch um den Kopf binden.

      Als

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