Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма

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Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма

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      »Wie,« sagte der Unterpräfect, »Sie wollen den wüthenden Menschen doch nicht allein entgegentreten?«

      »Allerdings. Morbleu! ich muß ja meine Leute aus der Klemme ziehen. Platz da! es ist jetzt nicht Zeit zu sentimentalen Reden.«

      Sobald das Hausthor offen war, gab der General seinem Pferde die Sporen und sprengte hinaus, mitten in das Gewühl.

      Das plötzliche Erscheinen des stattlichen, muthigen, alten Kriegers in der glänzenden Uniform wirkte wie ein elektrischer Schlag auf die Volksmenge. Das Schreien und Toben hörte auf, die hocherhobenen Stöcke senkten sich, die dem General zunächst stehenden Bauern nahmen die Hüte ab, die dichtgedrängten Reihen thaten sich auf, und der General konnte den Gendarmen entgegenreiten.

      »Was gibts denn?« fragte er so laut, daß man’s aus dem ganzen Markte hören konnte.

      »Sie bringen den Jean Oullier gebunden,« sagte eine Stimme.

      »Und Jean Oullier ist ein braver Mann!« rief eine andere Stimme aus der Menge heraus.

      »Man soll nur Spitzbuben und keine ehrlichen Leute verhaften,« sagte ein Dritter.

      »Still!« sagte der General mit seiner dröhnenden Commandostimme. »Wenn Jean Oullier ein braver, ehrlicher Mann ist, so wird er wieder frei gelassen; wenn er einer von denen ist, die Euch betrügen und eure guten, biederen Gesinnungen mißbrauchen wollen, so wird er bestraft. Haltet Ihr es denn für ungerecht, die zu bestrafen, welche das Land wieder in so schrecklichen Unglück stürzen wollen, wie die alten Leute unter Euch schon erlebt haben?«

      »Jean Oullier ist ein friedlicher Mann, der Niemand etwas zu Leide thut,« sagte eine Stimme.

      »Was fehlt Euch denn?« fuhr der General fort, ohne sich um die Unterbrechung zu kümmern, »eure Religion ist ja die unserige, eure Priester stehen, wie eure Güter, unter dem Schutze der gemeinsamen Gesetze; noch nie ist euer Wohlstand so blühend gewesen.«

      »Das ist wahr,« sagte ein junger Bauer.

      »Hört daher nicht auf die schlechten Franzosen, welche, um ihre selbstsüchtigen Leidenschaften zu befriedigen, alle Schrecken des Bürgerkrieges auf das Land herabbeschwören wollen. Soll man Euch an die schon erduldeten Leiden und Drangsale erinnern? Soll man von der Ermordung eurer Greise, Mütter, Weiber, Kinder, von der Verwüstung eurer Felder, von dem Niederbrennen eurer Hütten sprechen?«

      »Das haben die Blauen gethan!« rief eine Stimme aus der Menge.

      »Nein, nicht die Blauen, fuhr der General fort, »es ist die Schuld derer, die Euch zu jenem unsinnigen Kampfe getrieben haben. Damals war der Kampf unsinnig, jetzt wäre er frevelhaft; damals gab es wenigstens einen Vorwand, der jetzt ganz fehlt.«

      Dabei trieb der General sein Pferd immerfort auf die Gendarmen zu, welche ihrerseits alle Kräfte aufboten, um zu dem General zu gelangen.

      Dies wurde ihnen um so eher möglich, da seine Worte einen sehr merklichen Eindruck auf einige Bauern machten. Einige schauten stumm vor sich nieder, andere theilten ihren Nachbarn ihre dem Anscheine nach beifälligen Bemerkungen mit.

      Aber je weiter der General in dem Kreise vordrang, der die Gendarmen und ihren Gefangenen umgab, fand er die Haltung der Landleute drohender. Die zunächst stehenden waren sehr zornig; dies waren offenbar die Bandenführer, die Hauptleute von Pfarrbezirken.

      Diesen gegenüber wäre alle Redekunst fruchtlos geblieben; sie waren fest entschlossen, keinen Vorstellungen Gehör zu geben, und dies auch den Andern unmöglich zu machen: sie schrien nicht, sie brüllten.

      Der General erkannte das Bedenkliche der Lage; er sah die Nothwendigkeit ein, diesen Leuten durch raschen Entschluß und Körperstärke zu imponiren.

      Aubin Courte-Joie war in den ersten Reihen der Meuterer; aber der Krüppel hatte seine Stelzfüße durch zwei tüchtige gesunde Beine ersetzt: er ließ sich von einem kolossalen Bettler tragen. Er saß auf den Schultern desselben und seine Stelzfüße waren mit Riemen an dem Leibe des Bettlers festgeschnallt, so daß er in dieser Stellung eben so fest saß, wie der General im Sattel.

      So reichte Aubin bis an die Epaulette des Generals, gegen den er drohend seine Stimme und seine Fäuste erhob.

      Der General streckte die Hand nach ihm aus, faßte ihn beim Kragen, hob ihn mit starker Faust auf, hielt ihn einige Augenblicke über der Menge schwebend und warf ihn endlich einem Gendarmen zu.

      »Halte mir den Hanswurst fest,« sagte er, »er würde mir am Ende Kopfweh machen.«

      Der Bettler, der sich plötzlich seines Reiters entledigt sah, schaute verwundert auf, und der General erkannte den Blödsinnigen, mit weichem er vor einer Stunde gesprochen – hatte; aber jetzt sah der Kerl so pfiffig aus, wie kaum ein anderer unter den aufständischen Bauern.

      Die Menge lachte, aber diese Heiterkeit war nur von kurzer Dauer.

      Aubin Courte-Joie befand sich in den Armen des Gendarmen, an dessen Seite Jean Oullier ging. Er griff verstohlen in die Tasche, machte sein Messer auf, zog es hervor, stieß es dem Gendarmen bis an’s Heft in die Brust und rief: »Es lebe Heinrich V.! Rette Dich, Jean Oullier!«

      Der Bettler, der die Kraftäußerung des Generals durch eine ähnliche Heldenthat erwiedern zu wollen schien, schlüpfte behende unter das Pferd, faßte den General beim Stiefel und warf ihn mit einem kräftigen Ruck auf der andern Seite vom Pferde.

      Der General und der Gendarme fielen zugleich; man hätte sie Beide für todt halten können.

      Aber der General raffte sich schnell aus und schwang sich mit eben so viel Kraft als Gewandtheit wieder in den Sattel.

      Dabei that er einen so kräftigen Faustschlag auf den Kopf des Bettlers, daß dieser, ohne einen Laut von sich zu geben, rücklings zu Boden sank.

      Weder der Gendarme noch der Bettler standen auf, der Bettler war ohnmächtig, der Gendarme todt.

      Jean Oullier, dem die Hände gebunden waren, gab dem zweiten Gendarmen einen so starken Stoß mit der Schulter, daß der Mann wankte.

      Jean Oullier sprang über die Leiche des Soldaten hinweg und stürzte sich unter die Menge.

      Aber der General hatte die Augen allenthalben, er bemerkte sogar was hinter ihm vorging. Er schwenkte sein Pferd, faßte Jean Oullier, zog ihn in die Höhe und legte ihn quer auf sein Pferd.

      Es begann nun Steine zu regnen, und die Bauern nahmen ihre drohende Haltung wieder an.

      Die Gendarmen hielten sich gut; sie umringten den General und füllten ihre Bajonnete gegen die Menge, welche nicht mehr Mann gegen Mann zu kämpfen wagte und nur mit Steinen warf.

      So drangen sie bis in die Nähe des Gasthofes vor. Hier wurde die Lage des Generals und seiner Leute sehr bedenklich. Die Bauern, welche entschlossen schienen, Jean Oullier nicht in der Gewalt seiner Feinde zu lassen, wurden immer kühner mit ihren Angriffen. Schon waren einige Bajonnete mit Blut gefärbt, und doch wurde die Wuth der Meuterer immer größer.

      Glücklicherweise war der General den Soldaten so nahe, daß sie seine Stimme hören konnten.

      »Heraus, Grenadiere!« rief er ihnen zu.

      Sogleich stürzten die Soldaten mit gefälltem Bajonnete aus dem Gasthofe und warfen die Bauern zurück. Der General konnte mit seiner Escorte in den Hof gelangen.

      Er

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