Die beiden Dianen. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die beiden Dianen - Александр Дюма страница 44
»Gottes Ostern! nein, ich werde es nicht zugeben, daß Ihr Euch mit diesem Wüthenden schlagt. Zurück! herbei?« rief er mit lauter Stimme.
Und man hörte auch deutlich Frau Diana, welche sich über die Treppe neigte, aus Leibeskräften rufen:
»Zu Hilfe! kommt herauf, Ihr Leute, wollt Ihr Eure Herren erwürgen lassen?«
Dieser Dalilahs-Verrath, denn sie waren im Ganzen zu Zwei gegen Einen, trieb ohne Zweifel die blinde Wuth des Grafen auf’s Aeußerste. Vor Schrecken in Eis verwandelt, hörte ihn Perrot sagen:
»Bedarf es der höchsten Beleidigung, um Euch, Deinen Unterhändler und Dich, Heinrich von Valois, von der Nothwendigkeit, mir Genugthuung zu geben, zu überzeugen?«
Perrot nahm an, daß er sodann auf den Dauphin zugegangen war und die Hand gegen ihn erhoben hatte. Heinrich stieß ein dumpfes Gebrülle aus. Doch Herr von Montmorency hielt wahrscheinlich den Arm des Prinzen zurück, denn während er stärker als je: »Zu Hilfe! zu Hilfe!« schrie, hörte Perrot, der nicht mehr sehen konnte, den Prinzen ausrufen:
»Sein Handschuh hat meine Stirne, gestreift, er kann nur noch von meiner Hand sterben, Montmorency!«
Dies Alles war mit der Schnelligkeit des Blitzes vorgefallen. In demselben Augenblick erschienen die Leute von der Escorte. Es entstand ein heftiger Kampf, und man vernahm einen gewaltigen Lärmen von stampfenden Füßen und klirrenden Schwertern. Herr von Montmorency schrie:
»Bindet den Wüthenden.«
Und der Dauphin: »Tödtet ihn nicht! im Namen des Himmels tödtet ihn nicht!«
Der zu ungleiche Kampf dauerte nur eine Minute.
Perrot hatte nicht einmal Zeit, hinzuzulaufen, um seinem Herrn zu helfen. Als er auf die Thürschwelle kam, sah er einen von den Reitern auf dem Boden ausgestreckt und drei andere mit blutenden Wunden. Doch der entwaffnete Graf war schon gebunden und wurde von fünf bis sechs Reitersknechten gehalten, welche ihn zu gleicher Zeit angefallen hatten. Perrot, den man im Tumult nicht bemerkte, glaubte den Interessen von Herrn von Montgommery nützlicher zu sein, wenn er frei blieb; und es dadurch in seiner Macht behielte, seine Freunde zu benachrichtigen oder ihm bei einer günstigeren Gelegenheit beizustehen. Er kehrte daher geräuschlos an seinen Posten zurück und wartete hier, das Ohr auf der Lauer und die Hand am Schwert, da Herr von Montgommery weder todt noch verwundet war, auf den Augenblick, sich zu zeigen und ihn vielleicht zu retten, denn Ihr werdet sogleich sehen, gnädiger Herr, daß es meinem braven Mann weder an Muth noch an Kühnheit fehlte. Doch er war eben so weise als tapfer und wußte geschickt seinen Vortheil zu fassen. Für den Augenblick konnte er nur beobachten; was er auch mit großer Kaltblütigkeit und Aufmerksamkeit that.
Obgleich gebunden, rief Herr von Montgommery immer noch:
»Sagt ich es Dir nicht, Heinrich von Valois, Du würdest nur zehn Schwerter dem meinigen und den gehorsamen Muth Deiner Soldaten meiner Beleidigung entgegensetzen!«
»Ihr seht, Herr von Montmorency,« sprach der Dauphin bebend.
»Man kneble ihn!« rief Herr von Montmorency statt jeder Antwort, »ich werde Euch sagen lassen,« fuhr er fort indem er sich an die Soldaten wandte, »ich werde Euch sagen lassen, was Ihr mit ihm zu thun habt. Bis dahin bewacht ihn auf das Schärfste. Ihr steht mir mit Eurem Kopfe für ihn.«
Hiernach verließ er das Sprechzimmer und zog den Dauphin mit sich fort. Sie durchschritten den Gang, wo Perrot hinter der Tapete verborgen war, und traten bei Frau Diana ein.
Perrot ging an die entgegengesetzte Wand und drückte sein Ohr an die andere vermauerte Thüre.
Die Scene, der er beigewohnt hatte, war vielleicht minder schrecklich, als die, welche er nun vernehmen sollte.«
Viertes bis siebentes Bändchen
I.
Was ist der schlagende Beweis, den eine Frau geben kann, daß ein Mann nicht mehr ihr Geliebter ist?
Herr von Montmorency,« sprach der Dauphin, mit einer zornigen Traurigkeit eintretend, »wenn Ihr mich nicht beinahe mit Gewalt zurückgehalten hättet, so wäre ich minder unzufrieden mit mir und mit Euch, als ich dies bin.«
»Eure Hoheit erlaube mir, zu bemerken, daß es als junger Mensch und nicht als Königssohn sprechen heißt. Eure Tage gehören nicht Euch, sie gehören Eurem Volk, gnädigster Herr, und die gekrönten Häupter haben höhere Pflichten als die andern Menschen.«
»Warum bin ich denn gegen mich aufgebracht, warum schäme ich mich?« sagte der Prinz. »Ah! Ihr seid es, Madame,« sprach er, sich an Diana wendend, die er ohne Zweifel gerade erst bemerkte.
Und da in diesem Augenblick die verletzte Eitelkeit den Sieg über die eifersüchtige Liebe davontrug, so fügte er bei:
»Bei Euch und durch Euch ist mir die erste Beleidigung zu Theil geworden.«
»Ach! ja, bei mir, doch sagt nicht durch mich gnädigster Herr,« erwiderte Diana. »Habe ich nicht eben so sehr, und noch mehr als Ihr gelitten? Bin ich nicht unschuldig an dem Allem. Liebe ich denn diesen Menschen, habe ich ihn denn je geliebt?«
Sie verleugnete ihn, nachdem sie ihn verraten hatte; das war ganz einfach.
»Ich liebe nur Euch, gnädigster Herr,« fuhr sie fort, »meine Seele und mein Leben gehören ganz Euch, und mein Dasein beginnt erst an dem Tag, wo Ihr dieses Herz angenommen habt, das Euch ergeben ist. Früher kann es geschehen sein, und ich erinnere mich auch unbestimmt, daß ich Herrn von Montgommery einige Hoffnung in der Ferne hatte erblicken lassen. Doch jedenfalls war es nichts Bestimmtes, keine gewisse Verbindlichkeit. Als Ihr kamet, war Alles vergessen. Und seit dieser Zeit, ich schwöre es, – glaubt eher meinen Worten, als den eifersüchtigen Verleumdungen von Madame d’Étampes und ihren Anhängern! – seit dieser gesegneten Zeit hat jeder Gedanke meines Geistes, jeder Pulsschlag meines Herzens Euch gehört, gnädigster Herr. Dieser Mensch lügt, dieser Mensch handelt im Einverständniß mit meinen Feinden, dieser Mensch hat kein Recht auf diejenige, welche Euch so ganz gehört, Heinrich. Ich kenne diesen Menschen kaum, und liebe ihn nicht nur nicht, großer Gott! sondern ich hasse und verachte ihn. Seht, ich frage Euch nicht einmal, ob er noch lebt, oder ob er todt ist, ich bekümmere mich nur um Euch. Ihn hasse ich.«
»Ist das wahr, Madame?« fragte der Dauphin mit einem Ueberreste düsteren Mißtrauens.
»Die Beweisführung wird leicht und rasch sein,« versetzte Herr von Montmorency. »Herr von Montgommery lebt, Madame, doch er ist von unseren Leuten mit Banden beladen, und außer Stand, zu schaden. Er hat den Prinzen schwer beleidigt. Ihn vor die Gerichte zu bringen, ist unmöglich: die Verurtheilung wegen eines solchen Verbrechens hätte noch mehr Gefahren, als das Verbrechen selbst. Daß sich seine Hoheit der Dauphin in einen Einzelkampf mit diesem Frechen einlassen soll, ist noch viel unmöglicher. Was ist also Eure Ansicht in dieser Sache, Madame, und was sollen wir mit diesem Menschen thun?«
Es trat ein Augenblick des Stillschweigens voll innerer Bewegung ein. Perrot hemmte seinen Athem, um die Worte, welche lange nicht hervorkommen wollten, besser zu hören. Doch Frau Diana hatte offenbar bange vor sich selbst und vor dem, was sie sagen würde. Sie zögerte vor ihrem eigenen Spruch.
Endlich mußte sie sprechen, und sie sagte mit ziemlich fester Stimme:
»Herr