Die beiden Dianen. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die beiden Dianen - Александр Дюма страница 46
Sie geleitete ihn bis zu der Schwelle des Zimmers zurück. Während der Dauphin die Treppe hinab stieg, öffnete Herr von Montmorency wieder die Thüre des Sprechzimmers, wo Herr von Montgommery immer noch bewacht und gefesselt lag, und sprach sich an den Anführer der Reiter wendend:
»Ich werde Euch sogleich einen von meinen Leuten schicken, der Euch von dem unterrichten soll, was Ihr mit Eurem Gefangenen zu machen habt. Bis dahin überwacht alle seine Bewegungen und verliert ihn nicht eine Minute aus dem Blick. Ihr haftet mir mit Eurem Leben für ihn.«
»Sehr wohl, gnädigster Herr,« antwortete der Reiter.
»Ueberdies werde ich wachen,« sagte von der Thüre aus, wo sie stehen geblieben war, Frau von Poitiers.
Alle entfernten sich und Perrot hörte in seinem Verstecke nichts mehr, als den regelmäßigen Tritt der im Innern des Sprechzimmers aufgestellten Wache, welche die Thüre hütete, während ihre Kameraden den Gefangenen bewachten.«
II.
Eine unnütze Aufopferung
Nachdem Aloyse einige Augenblicke ausgeruht hatte, denn sie konnte, kaum athmen bei der Erinnerung an diese traurige Geschichte, faßte sie wieder Muth und beendigte ihre Erzählung mit folgenden Worten:
»Es schlug ein Uhr Morgens in dem Augenblick, wo der Dauphin und sein wenig bedenklicher Mentor sich entfernten. Perrot sah, daß sein Herr rettungslos verloren war, wenn er dem Boten von Herrn von Montmorency Zeit ließ, zu erscheinen. Es war ihm nicht entgangen, daß Herr von Montmorency weder ein Losungswort noch irgend ein Zeichen genannt hatte, woran man seinen Abgesandten zu erkennen vermochte. Nachdem er ungefähr eine halbe Stunde gewartet hatte, um das Zusammentreffen von Herrn von Montmorency mit dem Boten wahrscheinlich zu machen, verließ Perrot sachte sein Versteck, ging mit aufgehobenem, Fuße einige Stufen der Treppe hinab, stieg sodann diese wieder hinauf, indem er seine Tritte im Gegentheil scharf hörbar machte, und klopfte an die Thüre des Sprechzimmers.
Der Plan, den er freiwillig gefaßt hatte, war kühn, hatte aber gerade wegen dieser Kühnheit Chancen des Gelingens.
»Wer da?« fragte die Wache.
»Ein Abgesandter des gnädigsten Herrn von Montmorency.«
»Oeffne,« sprach der Anführer der Truppe zu der Wache.
Man öffnete, Perrot trat keck, den Kopf hoch, ein.
»Ich bin der Stallmeister von Herrn Charles von Manssol, der, wie Ihr wißt, im Dienste von Herrn von Montmorency steht. Wir kamen von der Wache im Louvre ab, mein Herr und ich, als wir auf der Grève Herrn von Montmorency in Begleitung eines großen, tief in seinen Mantel gehüllten jungen Mannes begegneten. Herr von Montmorency erkannte Herrn von Manssol und rief ihn. Nachdem sie einige Augenblicke mit einander gesprochen hatten, befahlen sie mir, hierher in die Rue du Figuier zu Frau Diana von Poitiers zu gehen. Ich werde, sagten sie, hier einen Gefangenen finden, über welchen mir Herr von Montmorency Instructionen gab, die ich zu vollziehen habe. Ich verlangte zu diesem Behuf einige Mann Escorte, doch er sagte mir, es wären hier schon Bewaffnete genug, und ich sehe in der That, daß Ihr zahlreicher seid, als es nöthig ist, um die persönliche Sendung zu unterstützen, mit der man mich betraut hat. Wo ist der Gefangene? Ah! hier ist er! nehmt ihm den Knebel heraus, denn ich muß mit ihm sprechen, und er muß mir antworten können.«
Der gewissenhafte Anführer der Soldaten zögerte noch, trotz des entschiedenen Tones von Perrot.
»Habt Ihr mir keinen geschriebenen Befehl zu übergeben?« fragte er.
»Schreibt man Befehle auf der Grève um zwei Uhr Morgens?« erwiderte Perrot die Achseln zuckend, »Herr von Montmorency sagte mir, Ihr wäret von meiner Ankunft in Kenntniß gesetzt.«
»Das ist wahr.«
»Nun, was für Chicanen macht Ihr mir denn, mein braver Mann? Entfernt Euch Ihr und Eure Leute, denn was ich diesem Herrn zu sagen habe, muß zwischen ihm und mir geheim bleiben. Ei! versteht Ihr mich denn nicht? Weicht zurück, Ihr Leute.«
Sie wichen in der That zurück, und Perrot näherte sich Herrn von Montgommery, der nun von seinem Knebel befreit war.
»Mein braver Perrot!« sprach der Graf, welcher seinen Stallmeister sogleich erkannt hatte, »wie kommst Du hierher?«
»Ihr sollt es erfahren, gnädiger Herr, doch wir haben keine Minute zu verlieren, hört mich.«
Er erzählte ihm in wenig Worten, die Scene welche bei Frau Diana vorgefallen war, sowie den Entschluß, den Herr von Montmorency gefaßt zu haben schien, auf immer das furchtbare Geheimnis der Beleidigung mit dem Beleidiger zu begraben. Man müsse sich daher dieser tödtlichen Gefangenschaft durch einen verzweifelten Streich entziehen.
»Und was gedenkst Du zu thun, Perrot?« fragte Herr von Montgommery. »Sieh’! sie sind ihrer Acht gegen uns Zwei, und wir befinden uns nicht in einem befreundeten Haus fügte er voll Bitterkeit bei.
»Gleichviel!« erwiderte Perrot, »laßt mich nur machen und sprechen, und Ihr seid gerettet, Ihr seid frei.«
»Wozu sollte es mich nützen, Perrot?« sagte traurig der Graf, »was sollte ich mit dem Leben und der Freiheit thun? Diana liebt mich mich nicht! Diana haßt mich und verräth mich!«
»Laßt die Erinnerung an diese Frau, und denkt an Euer Kind, gnädiger Herr.«
»Du hast Recht, Perrot, ich habe ihn zu sehr vergessen, meinen armen kleinen Gabriel, und Gott straft mich dafür. Für ihn muß ich, will ich die letzte Möglichkeit der Rettung versuchen, die Du mir bietest, Freund. Doch vor Allem höre mich: entgeht mir diese Möglichkeit, scheitert die durch ihre Vermessenheit wahnsinnige Unternehmung, die Du zu wagen im Begriffe bist, so will ich dem verwaisten Knaben nicht als Erbschaft die Folge meines unseligen Geschickes vermachen, ich will ihm nach meinem Verschwinden aus dem Leben nicht die furchtbaren Feindschaften hinterlassen, denen ich unterlegen bin. Schwöre mir also, daß wenn das Gefängniß oder das Grab sich für mich öffnet, Gabriel nie durch Dich erfahren soll, wie sein Vater aus dieser Welt verschwunden ist. Bekäme er Kenntniß von diesem furchtbaren Geheimniß, so würde er eines Tags mich rächen oder retten wollen, und er würde sich in’s Verderben stürzen. Ich werde, ohne diese Last beizufügen, seiner Mutter immer noch eine schwere Rechenschaft abzulegen haben. Mein Sohn lebe glücklich und ohne Sorge über die Vergangenheit seines Vaters! Schwöre mir dies, Perrot, und halte Dich nur Deines Eides entbunden, wenn die drei handelnden Personen der Scene, die Du mir berichtet hast vor mir sterben, und wenn der Dauphin (der ohne Zweifel dann König sein wird), Frau Diana und Herr von Montmorency in das Grab ihren allmächtigen Haß mitnehmen und nichts mehr gegen mein Kind vermögen. Dann, in dieser sehr zweifelhaften Voraussetzung, versuche er es, wenn er kann, mich aufzufinden und zurückzufordern. Doch bis dahin wisse er eben so wenig als die Andern, weniger als die Andern das Ende seines Vaters. Du versprichst es mir Perrot? Du schwörst es mir? Ich überlasse mich Deiner verwegenen und, ich befürchte es, unnützen Ergebenheit nur unter dieser Bedingung.«
»Ihr wollt es, gnädiger Herr? Ich schwöre also.«
»Auf das Kreuz Deines Schwertes, Perrot, Gabriel wird nichts durch Dich von diesem gefährlichen Geheimniß erfahren?«
»Auf das Kreuz meines Schwertes, gnädiger Herr,« sprach Perrot, die rechte Hand ausstreckend.
»Ich danke, Freund. Nun thue, was Du willst, mein treuer Diener. Ich übergebe mich Deinem Muth und der Gnade