Die beiden Dianen. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die beiden Dianen - Александр Дюма страница 49
Perrot fügte noch verschiedene Warnungen bei, die er mir auf tausenderlei Art wiederholte, bis ihn wieder seine Leiden, verbunden mit nicht minder schmerzlichen Schwächen, heimsuchten, er benützte jedoch den kleinsten Augenblick der Ruhe, um mich zu ermuthigen und zu trösten.
Er sagte mir auch und ließ mich Eines versprechen, was, ich muß es gestehen, nicht am wenigsten Energie von mir heischte, und mir nicht am wenigsten Martern bereitete.
»Für Herrn von Montmorency,« sprach er, »liege ich im Kirchhof begraben. Ich muß also mit dem Grafen verschwunden sein. Fände sich hier eine Spur meiner Rückkehr, so wärest Du, Aloyse, verloren, und Gabriel vielleicht mit Dir! Doch Du hast einen starken Arm und ein muthiges Herz. Hast Du mir die Augen geschlossen, so raffe alle Kräfte Deiner Seele und Deines Leibes zusammen, erwarte Mitternacht, und sobald Jedermann hier nach der Anstrengung des Tages entschlummert ist, trage meinen Leichnam in das alte Grabgewölbe der Herren von Brissac, denen dieses Hotel einst gehörte. Niemand dringt mehr in diese verlassene Gruft, und Du findest den verrosteten Schlüssel dazu in der großen Kiste im Zimmer des Grafen. Ich werde somit ein geweihtes Grab haben, und obgleich ein einfacher Stallmeister unwürdig ist, unter so vielen vornehmen Herren zu ruhen, so gibt es doch nach dem Tode nur Christen, nicht wahr?«
Da der arme Perrot einer Ohnmacht nahe war und darauf drang, daß ich ihm mein Wort gebe, so versprach ich ihm, was er wollte. Gegen Abend bemächtigte sich seiner das Delirium, dann folgten furchtbare Schmerzen. Ich zerschlug mir die Brust aus Verzweiflung, daß ich ihn nicht erleichtern konnte; doch er bedeutete mir durch ein Zeichen, es wäre Alles vergeblich.
Vom Fieber und von gräßlichen Leiden verzehrt, sagte er zu mir:
»Aloyse, gib mir zu trinken; nur einen Tropfen.«
Ich hätte ihm in meiner Unwissenheit schon etwas geboten, um diesen glühenden Durst zu stillen, an dem er, wie er sagte, litt; doch er hatte mich immer zurückgewiesen. Ich holte daher eiligst ein Glas, das ich ihm reichte.
Ehe er es nahm, sprach er zu mir:
»Aloyse, einen letzten Kuß und ein letztes Gott befohlen! . . . und erinnere Dich, erinnere Dich!«
Ich bedeckte sein Gesicht mit Küssen und Thränen. Er verlangte sodann von mir das Crucifix, hielt seine sterbenden Lippen auf die Nägel des Kreuzes Jesu und sprach nur noch:
»O mein Gott! o mein Gott!«
Nachdem er mir schwach und zum letzten Male die Hand gedrückt hatte, nahm er das Glas, das ich ihm bot. Er trank einen Mund voll, zuckte heftig auf und fiel auf sein Kopfkissen zurück.
Er war todt.
Den Rest des Abends brachte ich im Gebet und in Thränen hin. Doch ich wohnte wie gewöhnlich Eurem Schlafengehen bei, gnädiger Herr. Es wunderte sich indessen Niemand über meinen Schmerz. Die Bestürzung war allgemein im Haus, und die treuen Diener beweinten insgesamt den Grafen und ihren guten Kameraden Perrot.
Gegen zwei Uhr Nachts ließ sich kein Geräusch mehr vernehmen, und ich allein wachte. Ich wusch das Blut ab, mit dem der Körper meines Mannes bedeckt war, ich hüllte ihn in ein Tuch, empfahl mich Gott, und trug die theure Last hinab, welche meinem Herzen noch schwerer war, als meinem Arm. Wenn meine Kräfte mich verließen, kniete ich zu dem Leichnam nieder und betete.
Endlich, nach Verlauf einer ewig langen halben Stunde, gelangte ich zu der Thüre des Gewölbes. Als ich sie nicht ohne Mühe öffnete, löschte ein eisiger Winds meine Lampe aus und erstickte mich beinahe. Nichtsdestoweniger kam ich wieder zu mir, zündete meine Lampe abermals an und legte den Körper meines Gatten in ein offen und leer gebliebenes Grab, das seiner zu harren schien; dann, nachdem ich zum letzten Male sein Leichentuch geküßt hatte, ließ ich den schweren marmornen Deckel herabfallen, der mich für immer von dem theuren Gefährten meines Lebens trennte. Das Geräusch des Steines auf dem Stein verursachte mir einen solchen Schrecken, daß ich mir kaum Zeit ließ, die Thüre des Gewölbes wieder zu schließen, die Flucht ergriff, und erst in meinem Zimmer wieder anhielt, wo ich halbtodt auf einen Stuhl niedersank. Doch ich mußte vor Tag noch die blutigen Tücher verbrennen, welche mich hätten verraten können. Als der Morgen erschien, war mein hartes Geschäft beendigt, und es blieb nicht eine Spur von den Ereignissen des vorhergehenden Tages und der Nacht übrig. Ich hatte Alles mit der Sorgfalt einer Missethäterin vertilgt, welche auch nicht die entfernteste Erinnerung an ihr Verbrechen zurücklassen will.
Nur hatte mich die so große Anstrengung erschöpft, und ich wurde krank. Doch es war meine Pflicht, für die zwei Waisen zu leben, welche die Vorsehung meinem Schutz allein anvertraut hatte, und ich lebte, gnädiger Herr.«
»Arme Frau, arme Märtyrerin,« sprach Gabriel, Aloyse die Hand drückend.
»Einen Monat nachher,« fuhr die Amme fort, »brachte ich Euch gemäß den letzten Vorschriften meines Mannes, nach Montgommery.
»Was Herr von Montmorency vorhergesehen, trat wirklich ein. Eine Woche lang war bei Hofe nur von dem unerklärlichen Verschwinden des Grafen von Montgommery und seines Stallmeisters die Rede; bald sprach man weniger davon, und dann bildete die nahe bevorstehende Ankunft von Kaiser Karl V., der Frankreich durchziehen sollte, um die Genter zu bestrafen, den einzigen Gegenstand aller Gespräche.
»Im Monat Mai desselben Jahres, fünf Monate nach dem Tode Eures Vaters, gnädiger Herr, wurde Diana von Castro geboren.«
»Ja!« sprach Gabriel nachdenkend, »doch gehörte Frau von Poitiers meinem Vater? Hat sie den Dauphin nach ihm, hat sie ihn zu gleicher Zeit mit ihm geliebt? Dunkle Fragen, welche die üblen Gerüchte eines müßigen Hofes nicht hinreichend zu lösen im Stande sind . . . Doch mein Vater lebt! mein Vater muß leben! und ich werde ihn wiederfinden, Aloyse. Es sind nun in mir zwei Menschen, ein Sohn und ein Liebender, die ihn aufzufinden wissen werden.«
»Gott wolle es!« sprach Aloyse.
»Und Du hast seitdem über das Gefängniß, in welchem diese Elenden meinen Vater begraben konnten, nichts mehr erfahren?« fragte Gabriel.
»Nichts, gnädiger Herr, die einzige Andeutung, die wir hierüber haben, ist jenes von Perrot aufgefaßte Wort von Herrn von Montmorency, der Gouverneur des Châtelet sei ein ergebener Freund von ihm, für den er stehen könne.«
»Des Châtelet!« rief Gabriel, »des Châtelet!«
Und der rasche Blitz einer gräßlichen Erinnerung zeigte ihm plötzlich den düsteren, trostlosen Greis, der nie ein Wort sprechen sollte, den Greis, den er mit einer so seltsamen Gemüthsbewegung in einem der tiefsten Kerker des königlichen Gefängnisses gesehen hatte . . .
Gabriel warf sich in Thränen zerfließend in die Arme von Aloyse.
IV.
Das heroische Lösegeld
Doch am andern Tag, am 12. August, ging Gabriel festen Schrittes und mit ruhigem