John Davys Abenteuer eines Midshipman. Александр Дюма

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John Davys Abenteuer eines Midshipman - Александр Дюма

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in der Schale zu essen und dazu sogenannten Porter zu trinken, und dieses einfache Mahl wird auf einem baufälligen, mit einem meistens schmutzigen Tuch belegten Tische servirt. Glücklicherweise war ich in der Lehranstalt an schlechte Kost gewöhnt worden und ließ mir’s recht wohl schmecken, zum großen Aerger meiner Cameraden, welche vermuthlich auf meine Portion mit gezählt hatten.

      James, der vermuthlich eine ruhige Verdauung liebte, sagte nichts mehr von unserer früher beabsichtigten Wanderung in die lustigen Regionen des Tauwerks , sondern setzte sich mit den Uebrigen zum Kartenspiel. Es war gerade Zahltag; jeder hatte Geld in der Tasche. Ich hatte von je her einen großen Abscheu vor dem Spiel, der mit den Jahren zugenommen hat. Ich lehnte die Theilnahme ab und ging Wieder auf das Verdeck.

      Das Wetter war schön, der Westnordwestwind war unserer Abfahrt höchst günstig. Die Vorbereitungen wurden mit allem Eifer getroffen. Der Capitän ging auf der Steuerbordseite des Hinterdecks auf und ab, von Zeit zu Zeit still stehend, um nachzusehen; aus der Backbordseite gab der zweite Lieutenant lauter und ungeduldiger seine Befehle.

      Man brauchte diese beiden Männer nur anzusehen, um die Verschiedenheit ihres Charakters wahrzunehmen.

      Capitän Stanbow war bereits ein Sechziger. Der englischen Aristokratie angehörend, war ihm seine Weltsitte zur andern Natur geworden. Er hatte auch einige Jahre in Frankreich gelebt. Sein etwas träges Naturell zeigte sich am deutlichsten, wenn sich einer seiner Untergebenen etwas hatte zu Schulden kommen lassen, und er nahm erst einige Prisen Spaniol, ehe er sich entschloß, die Strafe zu dictiren. Diese Schwäche nahm seinem Urtheil den Anschein der Gerechtigkeit; er that nie einem Unrecht, aber selten strafte er zur rechten Zeit.

      Diese im Umgange mit Menschen so angenehme, aber auf einem Kriegsschiffe sehr gefährliche Herzensgüte behielt bei ihm immer die Oberhand. Das schwimmende Gefängniß, wo das Leben vorn Tode, die Zeit von der Ewigkeit nur durch einige Bretter getrennt ist, hat seine eigenthümlichen Sitten, seine absonderliche Bevölkerung: es bedarf eines eigenthümlichen Gesetzbuchs. Der Matrose steht zugleich über und unter dem civilisirten Menschen; er ist hochherzjger, kühner und furchtbarer; aber die beständige drohende Gefahr, welche seine guten Eigenschaften entwickelt, bringt auch die schlechten Neigungen zur Reife. Der Seemann gleicht dem Löwen, der seinem Herrn entweder schmeichelt oder ihn zerreißt. Es bedarf daher anderer Triebfedern um die rauhen Söhne des Oceans anzuregen oder im Zaum zu halten, als um die weichherzigen Kinder des Festlandes zu beherrschen. Und diese gewaltigen Triebfedern wußte unser sanftmüthige ehrwürdige Capitän nicht anzuwenden. Im Gefecht oder Sturm war von dieser Unschlüssigkeit und unzeitigen Milde keine Spur vorhanden. Seine hohe Gestalt wurde dann wahrhaft imponirend, seine Stimme laut und gebietend, und sein Auge sprühte Feuer. Aber sobald die Gefahr vorüber war, verfiel er wieder in seine sanfte Stimmung – der einzige Fehler, den ihm selbst seine Feinde vorwerfen konnten.

      Lieutenant Burke bildete einen so auffallenden Gegensatz zu dem Charakter des Capitäns, daß es fast den Anschein hatte, als ob die Vorsehung die beiden Männer auf ein Schiff gewiesen hätte, um sich gegenseitig zu ergänzen und die Schwäche durch Strenge zu bekämpfen.

      Burke war ein Mann von sechsunddreißig bis vierzig Jahren. Er war zu Manchester von unbemittelten Eltern geboren ; diese starben, als er kaum seine Studien vollendet hatte. Der Knabe, der nur durch den Ertrag ihrer Arbeit in der Lehranstalt erhalten worden war, nahm Dienste am Bord eines Kriegsschiffes. Die strenge Mannszucht hatte ihn hartherzig gemacht. Im Gegensatze zu dem Capitän Stanbow war er schonungslos, die von ihm dictirten Strafen hatten den Charakter der Rache. Es schien fast, als hätte er seinen Grimm über die harte Behandlung, welche er Vielleicht mit Unrecht erduldet hatte, an seinen Untergebenen auslassen wollen.

      Ein anderer, noch auffallenderer Unterschied bestand noch zwischen ihm und seinem würdigen Comrnandanten; im Sturm oder im Gefecht war an Barke eine gewisse Unschlüssigkeit zu bemerken.

      Er schien zu fühlen, daß ihm seine- gesellschaftliche Stellung bei der Geburt weder das Recht gegeben habe, den Befehl über andere Menschen zu führen, noch die Kraft mit den Elementen zu ringen. Er zeigte indeß großen Muth im Kampfe und Thätigkeit und Umsicht im Sturm, so daß ihm Niemand eine Pflichtverletzung zur Last gelegt hatte. Aber einem scharfen Beobachter konnte nicht entgehen, daß sein Gesicht blässer, seine Stimme nicht so sicher war wie gewöhnlich; man hätte glauben können, der Muth sei bei ihm nicht sowohl eine Naturgabe als ein Ergebniß der Erziehung gewesen.

      Diese beiden Männer, welche die ihnen durch den Dienst angewiesenen Plätze einnahmen, schienen durch eine natürliche Abneigung noch mehr getrennt als durch die Etikette ihres Ranges. Der Capitän war allerdings, wie gegen Jedermann, so auch gegen seinen Lieutenant, anständig und höflich; allein es war nicht zu verkennen, daß seine Stimme, wenn er mit Burke sprach, nicht jenen Ton des Wohlwollens hatte, der ihn bei seinen Untergebenen so beliebt machte. Burke empfing die Befehle des Capitäns in einer ganz eigenthümlichen Weise, und sein Gehorsam hatte etwas Düsteres und Gezwungenes, das gegen die freudige Fügsamkeit der übrigen Schiffsmannschaft sehr abstach.

      Als ich indeß an Bord kam, waren sie durch einen ziemlich wichtigen Vorfall zu einmüthigem Handeln gezwungen worden. Man hatte Abends vorher bemerkt, daß sieben Mann beim Appell fehlten.

      Anfangs glaubte der Capitän, die sieben Matrosen, von denen Einige als große Freunde des Gin bekannt waren, hätten sich nur im Wirthshause verspätet und sie würden mit einigen Stunden Arrest davonkommen. Aber Burke schüttelte zweifelnd den Kopf; und da die Nacht verging, ohne daß man von den Abwesenheit etwas erfuhr, sah sich der Capitän, wie sehr er auch zur Nachsicht geneigt war, am andern Morgen zu dem Geständnisse gezwungen, daß der Fall bedenklich sei.

      Die Desertionen sind auf den englischen Kriegsschiffen ziemlich häufig, denn die Matrosen finden auf den Handelsschiffen der indischen Compagnie oft bessere Bezahlung, als ihnen die Lords der Admiralität bewilligen Sobald aber einmal der Befehl zur Abfahrt gegeben ist, muß das Schiff den ersten günstigen Wind benutzen, und es ist keine Zeit die freiwillige oder gezwungene Rückkehr der Ausreißer abzuwarten. In solchen Fällen greift man gemeiniglich zu dem sinnreichen Mittel der »Matrosenpresse«, indem man in dem ersten besten Wirthshause so viele Leute als eben fehlen, aufgreift und an Bord schleppt. Aber da die ausgesandten Werber alles Gesindel, das ihnen zufällig in die Hände fällt, nehmen müssen, so beschloß der Capitän, Alles aufzubieten, um die sieben gut eingeschulten Matrosen wieder an Bord zu holen.

      In allen Seestädten oder deren nächster Umgebung gibt es immer einen oder zwei Schenkwirthe, welche die Ausreißer verstecken. Solche Wirthshäuser sind der Mannschaft aller Schiffe bekannt und natürlich fällt auf dieselben der erste Verdacht, wenn ein Deficit auf einem Schiffe bemerkt wird; die ersten Haussuchungen werden in diesen Schenken vorgenommen. Aber je größer die Gefahr, desto vorsichtiger sind die Wirthe; es ist eine Art Schmuggelei, in welcher die Nachforschungen der Zollwächter gemeiniglich erfolglos bleiben.

      Burke hatte dies so oft erfahren, daß er, obschon der Befehl über ein solches Unternehmen weit unter seinem Range war, die nöthigen Anordnungen mit Genehmigung des Capitäns persönlich getroffen hatte.

      Morgens hatte man die fünfzehn ältesten Matrosen zusammenberufen und in Gegenwart des Capitäns und des Lieutenants einen Kriegsrath gehalten, in welchem die Meinung der Matrosen maßgebend sein sollte. Denn in derlei Fällen sind die Matrosen weit erfahrener als die Offiziere; und wenn den Letzteren auch die Leitung bleiben mußte, so konnten doch nur Jene die nöthige Auskunft geben. Das Resultat der Berathung war, daß sich die Ausreißer aller Wahrscheinlichkeit nach in dem kleinen Dorfe Walsmouth, bei einem irischen Schenkwirth Namens Jemmy, versteckt hielten. Es wurde also beschlossen in diesem Wirthshause nachzusuchen.

      Ueberdies sollte sich ein vorauszusendender Plänkler unter irgend einem Vorwande in die Schenke begeben und von Master Jemmy zu erfahren suchen, in welchem Theile seines Hauses sich die Ausreißer versteckt hielten ; denn die Letzteren wußten ja, daß die Abfahrt des »Trident« sehr nahe bevorstand und hatten deshalb ihre Maßregeln

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