John Davys Abenteuer eines Midshipman. Александр Дюма

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John Davys Abenteuer eines Midshipman - Александр Дюма

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Signalschuß für die Schiffsmannschaft. Zehn Minuten nachher waren unsere sechs Matrosen am Bord.

      Ich hatte von der Theorie nichts vergessen, und meine gymnastischen Uebungen hatten meine Kraft und Gewandtheit vermehrt. Ich führte jedes Manöver so rasch und sicher aus wie der geschickteste Matrose. Mein Vater war überglücklich und sah mich gleichwohl mit Besorgniß im Takelwerk herumklettern. Tom klatschte in die Hände; meine Mutter, die uns nachgekommen war und vorn Ufer zusah, wendete sich oft ab, um meine halsbrechenden Künste nicht zu sehen.

      Die Tischglocke rief uns ins Schloß zurück. Es waren viele Gäste geladen, um meine Rückkehr zu feiern.

      Der Doktor und Mr. Robinson erwarteten uns vor der Thür. Beide befragten mich über meine Studien und Beide schienen mit meinen Kenntnissen sehr zufrieden.

      Nach Tische ging ich mit Tom zum Scheibenschießen. Abends wurde ich, wie vormals, das ausschließliche Eigenthum meiner Mutter.

      Ich hatte vom ersten Tage an meine frühere Lebensweise wieder angenommen: ich hatte überall meinen Platz wieder gefunden, und nach drei Tagen erschien mir das verflossene Schuljahr wie ein Traum. O, wie schnell vergehen die schönen frischen Jugendjahre! Und doch erfüllen sie die ganze übrige Lebenszeit mit Erinnerungen! Viele wichtige Dinge habe ich vergessen, aber die geringsten Vorfälle meiner Schuljahre sind tief in mein Gedächtniß eingegraben. – Die fünf Jahre, welche meinem Eintritt in das College folgten, vergingen mir wie ein Tag ; aber wenn ich zurückblicke, schienen sie mir von einer andern Sonne erleuchtet, als meine übrige Lebenszeit. Wie viel Unglück ich nachher auch ertragen habe, ich danke dem Himmel für meine glückliche Jugend.

      So kam das Ende des Jahres 1810. Ich war im siebzehnten Jahre.

      Meine Eltern holten mich wie gewöhnlich im Spätherbst ab ; aber dieses Mal zeigtest sie mir an, daß ich nicht wieder nach Harrow gehen würde. Ich fand meinen Vater so ernst und meine Mutter so traurig, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Ich hatte diese Nachricht so oft herbeigewünscht, aber sie machte mir doch das Herz schwer.

      Ich nahm Abschied von dem Doktor Butler und von allen meinen Mitschülern, mit denen ich übrigens keine große Freundschaft geschlossen hatte. Mein einziger vertrauter Freund war Robert Peel gewesen, und er hatte schon vor einem Jahre die Universität Oxford bezogen.

      In Williamhouse fing ich meine gewohnten Uebungen wieder an; aber jetzt schienen meine Eltern keinen Gefallen mehr daran zu finden, und selbst Tom, obschon daran theilnehmend, schien etwas von seiner heitern Laune verloren zu haben. Ich wußte mir’s nicht zu erklären, ich war ebenfalls niedergeschlagen, ohne zu wissen warum. Eines Morgens endlich, als wir beim Thee saßen, brachte George einen Brief mit einem großen rothen Siegel. Meine Mutter stellte die Tasse, welche sie eben zum Munde führte, auf den Tisch. Mein Vater nahm das Schreiben und betrachtete es eine Weile, ohne es zu erbrechen.

      »Da nimm,« sagte er und reichte es mir; »es geht Dich an.«

      Ich erbrach das Siegel und fand meine Ernennung zum Midshipman am Bord des Kriegsschiffes »Trident«, Capitän Stanbow auf der Rhede von Plymonth vor Anker liegend.

      Der von mir so sehnlich herbeigewünschte Tag war gekommen; aber als sich meine Mutter abwendete, um ihre Thränen zu verbergen , als mein Vater das »Rule Britannia« pfiff, um seine Fassung zu bewahren, als sogar Tom mit unsicherer Stimme zu mir sagte: »Jetzt haben wir’s erreicht, Herr Offizier!« – da fühlte ich mich so tief ergriffen, daß ich den Brief fallen ließ, meiner Mutter zu Füßen fiel und weinend ihre Hand küßte.

      Mein Vater nahm die Depesche auf und las sie drei- bis viermal, um diesen ersten Gefühlserguß vorübergehen zu lassen. Er selbst bekämpfte seine zärtlichen Gefühle, um sich nicht schwach zu zeigen. Endlich stand er auf, räusperte sich, schüttelte den Kopf und ging einige Male im Zimmer auf und ab.

      »John,« sagte er dann, vor mir stehen bleibend, »sei ein Mann!«

      Meine Mutter schlang die Arme um meinen Hals, als hätte sie sich stillschweigend dieser Trennung widersetzen wollen, und ich blieb in meiner knieenden Stellung. Eine kurze Pause folgte; dann ließen mich die zärtlichen Arme los und ich stand auf.

      »Wann muß er abreisen?« fragte meine Mutter.

      »Er muß den 30. September am Bord sein und es ist heute der achtzehnte. Er kann noch sechs Tage hier bleiben: am vierundzwanzigsten reisen wir ab.«

      »Kann ich mitreisen ?« fragte meine Mutter schüchtern.

      »Ja, das versteht sich,« sagte ich. »Wir wollen uns so spät wie möglich trennen.«

      »Ich danke Dir, lieber John!« sagte meine Mutter zärtlich.

      »Ich danke Dir, mein Sohn – durch dieses einzige Wort hast Du mich für Alles belohnt, was ich um deinetwillen gelitten habe.«

      An dem festgesetzten Tage reiste ich mit meinen Eltern und Tom ab.

      VIII

      Da mein Vater, um die Abreise möglichst lange aufzuschieben, nur sechs Tage für die Fahrt nach Plymouth gelassen hatte, so ließen wir London links liegen und nahmen unsern Weg durch die Grafschaften Warwick, Glocester und Sommerset. Am Morgen des fünften Tages kamen wir nach Devonshire, und Nachmittags gegen fünf Uhr befanden wir uns am Fuße des Berges Edgecombe, der die Bucht von Plymouth auf der Westseite begrenzt. Wir waren am Ziel unserer Reife. Mein Vater lud uns ein auszusteigen, nannte dem Kutscher den Gasthof, wo er einkehren wollte, und während der Wagen auf der Landstraße weiter fuhr, stiegen wir einen auf den Bergrücken führenden Seitenpfad hinan. Ich hatte meiner Mutter den Arm gegeben, mein Vater wurde von Tom geführt. Ich ging langsam den ziemlich steilen Pfad hinan; die Betrübniß meiner Mutter hatte auch mir das Herz schwer gemacht. Mein Blick war auf einen oben stehenden verfallenen Thurm gerichtet – da sah ich zufällig auf die Seite – ein Schrei der Ueberraschung und Bewunderung entfuhr mir – das Meer war vor mir!

      Der Ocean, das Bild des Unermeßlichen, Unendlichen; der ewig klare, unzerbrechliche Spiegel, die unzerstörbare Fläche, welche seit der Erschaffung der Welt gleich geblieben ist; während die Erde, wie ein Mensch alternd, abwechselnd mit Getöse und Schweigen, mit blühenden Fluren und Wüsten, mit Städten und Trümmern bedeckt ist; der Ocean, den ich zum ersten Male sah, zeigte sich mir im günstigsten Lichte, in der Glut der untergehenden Sonne. Ich stand eine Weile sprachlos vor Erstaunen; endlich gewann ich so viel Fassung, daß ich die Einzelheiten des großartigen Bildes betrachten konnte.

      Das Meer schien von der Stelle, wo wir waren, ruhig und spiegelglatt zu sein, aber eine breite Einfassung von Schaum, die sich an der Küste hob und senkte, verrieth das immerwährende kräftige Athmen des alten Oceans. Vor uns war die von zwei Vorgebirgen gebildete Bucht; etwas weiter links die kleine Insel St. Nicolas; zu unseren Füßen die Stadt Plymouth mit ihren Tausenden von Maßen, die einem entlaubten Walde ähnlich waren, mit ihren zahlreichen, theils vor Anker liegenden, theils aus- oder einlaufenden Schiffen und ihrem verworrenen Getöse, welches der frische Seewind zu uns emportrug.

      Meine Eltern und Tom waren ebenfalls stehen geblieben ; auf jedem Gesicht waren die verschiedenen Eindrücke zu lesen, den dieses großartige Bild auf das Gemüth machte. Mein Vater und Tom freuten sich, einen alten lieben Freund wiederzusehen ; meine Mutter erschrak, wie vor dem Anblick eines Feindes. Nach einigen der Betrachtung gewidmeten Minuten suchte mein Vater mitten im Hafen das Schiff, auf welchem ich meine erste Seereise machen sollte, und mit dem geübten Seemannsauge fand er den »Trident« heraus, wie der Hirt ein Schaf aus seiner Heerde herausfindet, das stattliche Kriegsschiff, welches vierundsiebzig Kanonen führte, wiegte sich stolz auf seinem Anker und zeigte seine dreifache Stückpfortenreihe; am Hauptmast wehte die königliche Flagge.

      Capitän

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