Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма страница 3
Hinter ihm schloß sich so geräuschvoll als eine von Erz vibrirende Mauer die Thüre der Haupthalle.
Am Eingang eines kreisförmigen, von drei Lampen mit grünlichem Wiederscheine beleuchteten Saales blieb das Gespenst stehen.
Zehn Schritte von ihm blieb der Reisende ebenfalls stehen.
»Oeffne die Augen,« sagte das Gespenst.
»Ich sehe,« antwortete der Unbekannte.
Sodann mit einer steifen, stolzen Geberde ein zweischneidiges Schwert unter seinem Leichentuche hervorziehend, schlug das Gespenst an eine eherne Säule, welche den Schlag durch ein metallisches Brüllen erwiederte.
Sogleich erhoben sich rings im Saale umher Platten, und zahllose Gespenster, dem ersten ähnlich, erschienen, jedes mit einem zweischneidigen Schwerte bewaffnet, und nahmen Platz auf kreisförmigen Stufen, wo besonders der grünliche Schimmer der drei Lampen wiederstrahlte, und wo sie, durch ihre Kälte und ihre Unbeweglichkeit mit dem Steine vermischt, Bildsäulen auf ihren Piedestalen zu sein schienen.
Jede von diesen Bildsäulen hob sich seltsam auf der schwarzen Draperie hervor, welche die Wände bedeckte.
Sieben Stühle waren vor die erste Stufe gestellt; auf diesen Stühlen saßen sechs Gespenster, welche Häupter zu sein schienen, während der siebente Stuhl leer war.
Derjenige, welcher auf dem Stuhle in der Mitte saß, stand auf und sprach, indem er sich gegen die Versammlung wandte:
»Wie viel sind wir hier, meine Brüder?«
»Dreihundert,« antworteten die Gespenster mit einer Stimme, welche im Saale donnerte und sich beinahe in demselben Augenblick an dem Leichenbehänge der Wände brach.
»Dreihundert, von denen jeder zehntausend Verbündete vertritt,« sagte der Präsident, »dreihundert Schwerter, welche so viel werth sind, als drei Millionen Dolche.«
Dann sich an den Reisenden wendend fragte er:
»Was verlangst Du?«
»Das Licht zu sehen,« antwortete dieser.
»Die Pfade, welche auf den Feuerberg führen, sind rauh und hart; fürchtest Du Dich nicht, dieselben zu betreten?«
»Ich fürchte nichts.«
»Hast Du einmal einen Schritt vorwärts gemacht, so ist es Dir nicht mehr gestattet, umzukehren Bedenke dies.«
»Ich werde nur stille stehen, wenn ich das Ziel berührt habe.«
»Bist Du bereit, zu schwören?«
»Sprecht mir den Schwur vor und ich werde ihn wiederholen.«
Der Präsident erhob die Hand und sprach mit langsamem, feierlichem Tone folgende Worte:
»Im Namen des gekreuzigten Sohnes schwöret, die fleischlichen Bande zu brechen, welche Euch noch an Vater, Mutter, Brüder, Schwestern, Frau, Verwandte, Freunde, Geliebtinnen, Könige, Wohlthäter und an irgend ein Wesen binden, dem Ihr Treue, Gehorsam, Dankbarkeit oder Dienstbarkeit gelobt habt.«
Der Reisende wiederholte mit fester Stimme die Worte, die ihm von dem Präsidenten vorgesprochen wurden, welcher zum zweiten Paragraphen des Schwures überging und gleich langsam und feierlich fortfuhr:
»Von diesem Augenblicke an seid Ihr von dem dem Vaterlande und den Gesetzen geleisteten angeblichen Eide frei; schwöret also dem neuen Haupte, das Ihr anerkennt, zu enthüllen, was Ihr gesehen oder gethan, gelesen oder gehört, erfahren oder errathen habt, und sogar das, was sich Euren Augen nicht bieten würde, zu erforschen und zu erspähen.«
Der Präsident schwieg und der Unbekannte wiederholte die Worte, die er gehört hatte.
Dann fuhr der Präsident, ohne den Ton zu verändern, fort:
»Ehret und achtet die Aqua Tosana als ein rasches, sicheres, nothwendiges Mittel, um die Erde durch den Tod oder durch die Verblödung derjenigen zu reinigen, welche die Wahrheit zu erniedrigen oder unsern Händen zu entreißen suchen.«
Ein Echo hätte nicht getreuer diese Worte wiedergegeben, als es der Unbekannte that; der Präsident fuhr fort:
»Flieht Spanien, flieht Neapel, flieht jedes verfluchte Land, flieht die Versuchung, irgend etwas von dem, was Ihr hören oder sehen werdet, zu enthüllen, denn der Blitz trifft nicht rascher, als Euch, wo Ihr auch immer sein möget, das unsichtbare und unvermeidliche Messer erreichen wird.«
»Lebet im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes.«
Trotz der Drohung, welche diese letzten Zeilen enthielten, war es unmöglich, eine Bewegung auf dem Antlitz des Unbekannten wahrzunehmen, der das Ende des Schwures und die Anrufung, die ihm folgte, mit eben so ruhigem Tone aussprach, als er den Ansang gesprochen hatte.
»Und nun umhüllt die Stirne des Aufzunehmenden mit der heiligen Binde,« sagte der Präsident.
Zwei Gespenster näherten sich dem Unbekannten; dieser neigte das Haupt, und eines von ihnen legte auf seine Stirne ein aurorfarbiges Band, das mit silbernen Charakteren beladen war, unter denen das Bild von Unserer Lieben Frau von Loretto sichtbar wurde; das andere Gespenst knüpfte hinter ihm die zwei Enden unten am Halse.
Dann entfernten sie sich und ließen den Unbekannten abermals allein.
»Was verlangst Du?« sprach der Präsident zu ihm.
»Drei Dinge,« antwortete der Candidat.
»Welche Dinge?«
»Die eiserne Hand, das feurige Schwert, die diamantene Wage.«
»Warum wünschest Du die eiserne Hand?«
»Um die Tyrannen zu ersticken.«
»Warum wünschest Du das feurige Schwert?«
»Um den Unreinen von der Erde zu verjagen.«
»Warum wünschest Du die diamantene Wage?«
»Um die Geschicke der Menschheit abzuwägen.«
»Bist Du für die Proben vorbereitet?«
»Der Starke ist zu Allem vorbereitet.«
»Die Proben! die Proben!« riefen mehrere Stimmen.
»Kehre Dich um,« sagte der Präsident.
Der Unbekannte gehorchte und sah sich gegenüber einen Menschen, der bleich wie der Tod, geknebelt und gebunden war.
»Was siehst Du?« fragte der Präsident.
»Einen Verbrecher oder ein Opfer.«
»Es ist ein Verräther, der, nachdem er den Eid geleistet, den Du geleistet hast, das Geheimniß des Ordens offenbarte.«
»Es ist also ein Verbrecher.«
»Ja; welche Strafe hat er