Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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In demselben Augenblick wurde der Verurtheilte trotz übermenschlicher Gegenwehr in die Tiefen des Saales fortgezogen; der Reisende sah, wie er sich in den Händen seiner Henker krümmte und sträubte; er hörte seine pfeifende Stimme durch das Hinderniß des Knebels, Ein Dolch funkelte und wiederstrahlte wie ein Blitz im Schimmer der Lampen; dann hörte man einen matten Stoß, und das Geräusch eines schwerfällig aus den Boden fallenden Körpers erscholl dumpf und schauervoll.
»Es ist Gerechtigkeit geschehen,« sprach der Unbekannte, sich gegen den furchtbaren Kreis umwendend, der mit gierigen Blicken durch die Schweißtücher dieses Schauspiel verschlungen hatte.
»Du billigst also die Hinrichtung, welche so eben stattgefunden hat?« sagte der Präsident.
»Ja, wenn derjenige, welcher den Streich erhalten, wirklich schuldig war.«
»Und Du würdest auf den Tod jedes Menschen trinken, der, wie er, die Geheimnisse der heiligen Verbindung verriethe?«
»Ich würde trinken.«
»Was für ein Getränke es auch sein möchte?«
»Was für eines es auch sein möchte.«
»Bringt die Schale,« sprach der Präsident.
Einer von den zwei Henkern näherte sich dem Aufzunehmenden und reichte ihm einen rothen, lauen Saft in einem Menschenschädel, der auf einem bronzenen Fuße befestigt war.
Der Unbekannte nahm die Schale aus den Händen des Henkers, erhob sie über seinen Kopf und sprach:
»Ich trinke auf den Tod jedes Menschen, der die Geheimnisse der heiligen Verbindung verräth.«
Dann senkte er die Schale zur Höhe seiner Lippen, leerte sie bis auf den letzten Tropfen und gab sie kalt demjenigen zurück, welcher sie ihm gereicht hatte.
Ein Gemurmel des Erstaunens durchlief die Versammlung, und die Gespenster schienen sich einander durch ihre Leichentücher anzuschauen.
»Es ist gut,« sprach der Präsident. »Die Pistole!«
Ein Gespenst näherte sich dem Präsidenten, in einer Hand eine Pistole, in der andern eine bleierne Kugel und eine Ladung Pulver haltend.
Der Aufzunehmende wandte kaum seine Augen nach dem Gespenste.
»Du gelobst also der heiligen Versammlung leidenden Gehorsam?« fragte der Präsident.
»Ja«
»Sogar wenn dieser Gehorsam an Dir selbst geübt werden müßte?«
»Derjenige, welcher hier eintritt, gehört nicht sich, sondern Allen.«
»Du wirst also gehorchen, welcher Befehl Dir auch von mir gegeben werden mag?«
»Ich werde gehorchen.«
»Auf der Stelle?«
»Auf der Stelle.«
»Ohne Zögern?«
»Ohne Zögern.«
»Nimm die Pistole und lade sie.«
Der Unbekannte nahm die Pistole, goß das Pulver in den Lauf, setzte einen Pfropf darauf und ließ dann die Kugel hineinfallen, die er mit einem zweiten Pfropf befestigte, wonach er Pulver auf die Pfanne schüttete.
Alle die dunkeln Bewohner dieses seltsamen Ortes schauten ihn mit einem düsteren Stillschweigen an, das nur durch das Geräusch des an die Bogen der Gewölbe anprallenden Windes unterbrochen wurde.
»Die Pistole ist geladen,« sprach kalt der Unbekannte.
»Bist Du dessen sicher?« fragte der Präsident.
Ein Lächeln zog über die Lippen des Aufzunehmenden, und dieser nahm den Ladstock und ließ ihn in den Lauf des Gewehres fallen, aus dem er zwei Zoll hervorragte.
Der Präsident bedeutete durch ein Zeichen, daß er überzeugt sei.
»Ja,« sagte er, »sie ist in der That geladen, und gut geladen.«
»Was soll ich thun?« fragte der Unbekannte.
»Spanne.«
Der Unbekannte spannte die Pistole, und man hörte unter dem tiefen Stillschweigen, das die Zwischenräume des Zwiegespräches begleitete, das Krachen des Hahnen.
»Nun halte die Mündung der Pistole an Deine Stirne,« fuhr der Präsident fort.
Der Unbekannte gehorchte, ohne zu zögern.
Ein tieferes Stillschweigen als je lagerte sich über der Versammlung; die Lampen schienen zu erbleichen; diese Gespenster waren wirklich Gespenster, denn keines von ihnen hatte Athem.
»Feuer!« sagte der Präsident.
Der Drücker rührte sich, der Stein funkelte auf der Batterie; aber nur das Pulver der Pfanne entzündete sich und kein Geräusch begleitete seine ephemere Flamme.
Ein Schrei der Bewunderung entströmte beinahe jeder Brust, und der Präsident streckte mit einer instinktartigen Bewegung die Hand gegen den Unbekannten aus.
Doch zwei Proben genügten ohne Zweifel den Anspruchsvollsten nicht, und einige Stimmen riefen:
»Den Dolch! den Dolch!«
»Ihr verlangt ihn?« fragte der Präsident.
»Ja, den Dolch! den Dolch!« wiederholten dieselben Stimmen.
»Bringt den Dolch,« sprach der Präsident.
»Es ist unnöthig,« sagte der Unbekannte, verächtlich den Kopf schüttelnd.
»Wie, unnöthig!« rief die Versammlung.
»Ja, unnöthig!« entgegnete der Auszunehmende mit einer Stimme, welche alle andere Stimmen bedeckte; »ich wiederhole es Euch, denn Ihr verliert eine kostbare Zeit.«
»Was sagst Du da?« rief der Präsident.
»Ich sage, daß ich alle Eure Geheimnisse kenne, daß die Proben, denen Ihr mich unterwerft, Kinderspiele sind, unwürdig, einen Augenblick ernste Wesen zu beschäftigen. Ich sage, daß dieser ermordete Mensch nicht todt ist, ich sage, daß das Blut, das ich getrunken, in einem aus seiner Brust liegenden und unter seinen Kleidern verborgenen Schlauche enthaltener Wein war, ich sage, daß das Pulver und die Kugeln in dem Augenblick, wo ich den Hahnen spannte, in den Kolben gefallen sind. Nehmt also Eure ohnmächtige Waffe zurück, denn sie taugt nur dazu, Feige zu erschrecken. Stehe auf, lügnerischer Leichnam, denn Du wirst die Starken nicht einschüchtern.«
Ein furchtbarer Schrei erhob sich und machte die Gewölbe schallen.
»Du kennst unsere Geheimnisse,« rief der Präsident; »Du bist also ein Seher oder ein Verräther?«
»Wer bist Du?« fragten dreihundert Stimmen, während zu gleicher Zeit zwanzig Schwerter in den Händen der nächsten Gespenster funkelten und durch eine regelmäßige Bewegung, wie es die einer eingeübten Phalanx gewesen wäre, sich senkten und auf der Brust des Unbekannten vereinigten.
Aber