Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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»Ego sum qui sum, ich bin, der ich bin.«
Dann ließ er seine Augen auf der menschlichen Mauer, welche ihn enge umschloß, umherlaufen; bei seinem gebieterischen Blicke sanken die Schwerter durch ungleiche Bewegungen nieder, je nachdem diejenigen, welche der Unbekannte mit diesem Blicke traf, sogleich seinem Einflusse wichen, oder ihn zu bekämpfen suchten.
»Du hast ein unkluges Wort ausgesprochen,« sagte der Präsident; »ohne Zweifel sprachst Du es nur, weil Du das Gewicht desselben nicht kennst.«
Der Fremde schüttelte lächelnd den Kopf und erwiederte:
»Ich habe geantwortet, was ich antworten muß.«
»Woher kommst Du denn?« fragte der Präsident.
»Ich komme von dem Lande, von dem das Licht kommt.«
»Unsere Instructionen melden uns, Du kommest von Schweden.«
»Wer von Schweden kommt, kann vom Orient kommen,« antwortete der Fremde.
»Zum zweiten Male, wir kennen Dich nicht. Wer bist Du?«
»Wer ich bin? . . .« versetzte der Unbekannte; »ich werde es Euch sogleich sagen, da Ihr Euch stellt, als begriffet Ihr mich nicht; zuvor aber will ich Euch sagen, wer Ihr selbst seid.«
Die Gespenster bebten und ihre Schwerter schlugen an einander, während sie von ihrer linken Hand in ihre rechte übergingen und sich bis zu der Höhe der Brust des Unbekannten erhoben.
»Vor Allem Du,« fuhr der Unbekannte, die Hand gegen den Präsidenten ausstreckend, fort, »Du, der Du zu mir sprichst, und der Du Dich für einen Gott hältst und nur ein Vorläufer bist, Du, der Präsident der schwedischen Kreise . . . ich werde Dir Deinen. Namen sagen, damit ich nicht nöthig habe, Dir die der Andern zu nennen: Swedenborg, haben Dir die Engel, welche vertraulichen Umgang mit Dir pflegen, nicht geoffenbart, daß derjenige, welchen Du erwartetest, sich auf den Weg begeben?«
»Das ist wahr,« antwortete der Präsident, sein Leichentuch erhebend, um den Sprechenden besser zu sehen, »sie haben es mir gesagt.«
Und derjenige, welcher gegen alle Gebräuche der Gesellschaft sein Leichentuch erhob, zeigte hiedurch das ehrwürdige Gesicht und den weißen Bart eines achtzigjährigen Greises.
»Gut,« sprach der Fremde; »zu Deiner Linken ist der Vertreter des englischen Kreises, welcher in der Loge Caledonia präsidirt. Heil, Mylord! wenn das Blut Eures Ahnen in Euch fortlebt, darf England hoffen, daß sich das erloschene Licht wieder entzünden wird.«
Die Schwerter senkten sich; der Zorn fing an dem Erstaunen Platz zu machen.
»Ah! Ihr seid es, Kapitän,« fuhr der Unbekannte, sich an das letzte Haupt zur Linken des Präsidenten wendend, fort; »in welchem Hafen habt Ihr Euer schönes Schiff gelassen, dem Ihr zugethan seid, wie einer Geliebten? Es ist eine brave Fregatte, nicht wahr, die Providence und ein Name, der Amerika Glück bringen wird?«
Dann sich an denjenigen wendend, welcher rechts vom Präsidenten stand:
»Nun ist es an Dir, Prophet von Zürich, schau’ mir in’s Antlitz, Du, der, Du die physiognomische Wissenschaft bis zur Divination getrieben hast, und sage laut, ob Du nicht in meinem Gesichte den Beweis meiner Sendung erkennst?«
Derjenige, an welchen er sich wandte, wich einen Schritt zurück.
»Auf,« sprach er weiter, indem er sich an seinen Nachbar wandte, »auf, Abkömmling von Pelagius, es handelt sich darum, zum zweiten Male die Mauren aus Spanien zu vertreiben. Das wird etwas Leichtes sein, wenn die Castilier nicht für immer das Schwert des Cid verloren haben.«
Das fünfte Haupt blieb stumm und unbeweglich; es war, als hätte es die Stimme des Unbekannten in Stein verwandelt.
»Und mir,« versetzte das sechste Haupt, den Worten des Unbekannten, der es zu vergessen schien, entgegenkommend, »und mir hast Du nichts zu sagen?«
»Doch,« antwortete der Reisende, indem er einen von jenen durchdringenden Blicken, welche die Herzen ergründen, auf ihn heftete, »doch, ich habe Dir zu sagen, was Jesus zu Judas gesagt hat, und werde es Dir auch sogleich sagen.«
Derjenige, zu welchem er sprach, wurde weißer als sein Leichentuch, während ein die ganze Versammlung durchlaufendes Gemurmel von dem Fremden Rechenschaft über diese sonderbare Anschuldigung zu fordern schien.
»Du vergißt den Vertreter von Frankreich,« sagte der Präsident.
»Dieser ist nicht unter uns,« antwortete stolz der Fremde, »und Du weißt es wohl, Du, der Du sprichst, da sein Sitz hier leer ist. Erinnere Dich nun, daß die Fallen denjenigen lächeln machen, welcher in der Finsterniß sieht, welcher trotz der Elemente handelt und trotz des Todes lebt.«
»Du bist jung,« entgegnete der Präsident, »und Du sprichst mit dem Ansehen eines Gottes. Bedenke ebenfalls, die Kühnheit betäubt nur die unentschlossenen oder unwissenden Menschen.«
Ein Lächeln erhabener Verachtung trat auf die Lippen des Fremden und er sprach:
»Ihr seid insgesammt unentschlossen, da Ihr nicht auf mich zu wirken vermöget; Ihr seit insgesammt unwissend, da Ihr nicht wißt, wer ich bin, während ich weiß, wer Ihr seid; ich werde also bei Euch mit der Kühnheit allein siegen; doch wozu dient die Kühnheit demjenigen, welcher allmächtig ist?«
»Die Probe dieser Macht,« rief der Präsident; »gebt uns die Probe.«
»Wer hat Euch zusammenberufen?« sprach der Unbekannte, von der Rolle des Befragten zu der des Fragenden übergehend.
»Nicht ohne Zweck,« sagte der Fremde, sich an den Präsidenten und die fünf Häupter wendend, »nicht ohne Zweck seid Ihr gekommen, Ihr von Schweden, Ihr von London, Ihr von New-York, Ihr von Zürich, Ihr von Madrid, Ihr Alle endlich,« fuhr er sich an die Menge wendend fort, »nicht ohne Zweck seid Ihr von den vier Welttheilen gekommen, um Euch in dem Allerheiligsten des furchtbaren Glaubens zu versammeln.«
»Allerdings nicht,« antwortete der Präsident, »wir kommen demjenigen entgegen, welcher ein geheimnißvolles Reich im Orient gegründet, die zwei Hemisphären in einer Gemeinschaft des Glaubens vereinigt und die brüderlichen Hände des Menschengeschlechts mit einander verschlungen hat.«
»Gibt es ein gewisses Zeichen, an welchem Ihr ihn zu erkennen im Stande seid?«
»Ja,« sprach der Präsident, »und Gott hat die Gnade gehabt, es mir durch die Vermittelung seiner Engel zu enthüllen.«
»Also kennt Ihr allein dieses Zeichen?«
»Ich allein kenne es.«
»Ihr habt dieses Zeichen Niemand enthüllt?«
»Niemand in der Welt.«
»Nennt es ganz laut.«
Der Präsident zögerte.
»Nennt es,« wiederholte der Fremde mit befehlendem Tone, »nennt es, denn der Augenblick der Offenbarung ist gekommen.«
Der Präsident antwortete:
»Er wird auf seiner Brust einen diamantenen Stern tragen, und auf diesem Stern werden die drei ersten Buchstaben eines nur ihm allein bekannten Wahlspruches