Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма страница 42
»Ja.«
»Mein lieber Herr, mein Sohn ist in Straßburg in Garnison, und wenn er sich nicht der Gefahr aussetzen will, für einen Deserteur erklärt zu werden, so schwöre ich Ihnen, daß er Niemand bringen kann.«
»Er bringt Ihnen doch Jemand,« sagte Balsamo, beständig sein Glas untersuchend.
»Und dieser Jemand,« fragte der Baron, »ist ein Mann? eine Frau?«
»Es ist eine Dame, Baron, und sogar eine sehr vornehme Dame. Ah! sehen Sie, etwas Besonderes, Seltsames!«
»Und Wichtiges?« versetzte der Baron.
»Meiner Treue, ja,«
»So vollenden Sie.«
»Sie würden wohl daran thun, Ihre kleine Dienerin zu entfernen, das kleine, drollige Mädchen, wie Sie sagen, das Horn an der Spitze der Finger hat.«
»Und warum sollte ich sie entfernen?«
»Nicole Legay hat in Ihrem Gesichte einige Züge von der Person, die hieher kommt.«
»Und Sie sagen, es sei eine vornehme Dame, eine vornehme Dame, welche Nicole gleiche? Sie sehen, Sie verfallen in Widersprüche.«
»Warum nicht? Ich kaufte einst eine Sklavin, welche so sehr der Königin Kleopatra glich, daß davon die Rede war, sie nach Rom zu führen, um sie in dem Triumphzuge von Octavius figuriren zu lassen.«
»Gut, das faßt Sie wieder,« sagte der Baron.
»Machen Sie, was Sie wollen, aus dem, was ich Ihnen sage, mein lieber Wirth; Sie begreifen, die Sache geht mich keines Wegs an und liegt lediglich in Ihrem Interesse.«
»In welcher Hinsicht kann denn die Aehnlichkeit von Nicole diese Person verletzen?«
»Denken Sie sich, Sie seien König von Frankreich, was ich Ihnen nicht wünsche, oder Dauphin, was ich Ihnen noch weniger wünsche, wären Sie entzückt, wenn Sie bei Ihrem Eintritt in ein Haus unter der Zahl der Dienstboten dieses Hauses einen Nachdruck Ihres erhabenen Gesichtes finden würden?«
»Ah! Teufel,« sprach der Baron, »das ist ein sehr starkes Dilemma; aus dem, was Sie sagen, ginge also hervor . . .«
»Daß die erhabene, mächtige Dame, welche kommen wird, vielleicht unzufrieden wäre, ihr lebendiges Bild in einem kurzen Rocke und einem leinenen Halstuch zu sehen.«
»Nun!« versetzte der Baron beständig lachend, »wir werden Rath schaffen, wenn es sein muß. Doch hören Sie, lieber Baron, bei dieser ganzen Geschichte ergötzt mich mein Sohn am meisten. Der liebe Philipp, den uns ein glücklicher Zufall zuführt, ohne: Aufgepaßt! zu schreien.«
Und der Baron brach in ein schallendes Gelächter aus.
»Meine Weissagung macht Ihnen also Vergnügen?« sprach Balsamo mit ernstem Tone. »Meiner Treue, desto besser; doch an Ihrer Stelle, Baron . . .«
»An meiner Stelle?«
»Würde ich Befehle geben, Anordnungen treffen..«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Ich werde daran denken, lieber Gast.«
»Es wäre Zeit.«
»Sie sagen mir das also im Ernste?«
»Im höchsten Ernste, Baron; denn wenn Sie die Person, die Ihnen die Ehre eines Besuches erweist, würdig empfangen wollen, so haben Sie keine Minute mehr zu verlieren,«
Der Baron schüttelte den Kopf.
»Ich glaube, Sie zweifeln,« sprach Balsamo.
»Meiner Treue, lieber Gast, ich gestehe, Sie haben es mit dem verhärtetesten Ungläubigen zu thun.«
In diesem Augenblick geschah es, daß der Baron sich gegen den Pavillon seiner Tochter wandte, um ihr die Weissagung seines Gastes mitzutheilen, und daß er:
»Andrée! Andrée!« rief.
Wir wissen, wie Andrée die Aufforderung ihres Vaters erwiederte, und wie sie der bezaubernde Blick von Balsamo unwillkührlich nach dem Fenster zog.
Nicole war da und schaute voll Erstaunen La Brie an, der ihr Zeichen machte und zu begreifen suchte.
»Das ist teufelmäßig schwer zu glauben,« wiederholte der Baron, »und wenn ich nicht selbst sehe . . .«
»Da Sie durchaus sehen müssen, so wenden Sie sich um,« sprach Balsamo und streikte seine Hand nach der Allee aus, an deren Ende mit verhängten Zügeln ein Reiter galoppirte, dessen Pferd den Boden unter seinem Hufschlag erdröhnen machte.
»Oh! Oh!« rief der Baron, »hier kommt er in der That.«
»Herr Philipp!« rief Nicole, sich auf den Fußspitzen erhebend.
»Unser junger Gebieter!« sagte La Brie mit einem freudigen Grinsen.
»Mein Bruder! mein Bruder!« rief Andrée, ihm beide Arme durch das Fenster entgegenstreckend.
»Sollte es zufällig Ihr Herr Sohn sein, lieber Baron?« fragte nachläßig Balsamo.
»Ja, bei Gott! er ist es,« antwortete der Baron erstaunt.
»Das ist ein Anfang,« sprach Balsamo.
»Sie sind offenbar ein Zauberer?« fragte der Baron.
Ein Lächeln des Triumphes trat auf den Lippen des Fremden hervor.
Das Pferd wurde augenscheinlich größer, man sah es bald von Schweiß triefend, umgeben von einem feuchten Dunste, aus den letzten Reihen der Bäume hervorkommen, und es lief noch, als ein Officier von mittlerem Wuchse, bedeckt mit Koth und das Gesicht belebt von der Schnelligkeit seines Rittes, zu Boden sprang und seinen Vater umarmte.
»Ah Teufel!« sprach der Baron erschüttert in seinen Grundsätzen der Ungläubigkeit. »Ah Teufel!«
»Ja, mein Vater,« sagte Philipp, der einen Rest von Zweifel über dem Gesichte des Greises schweben sah, »ich bin es! ich bin es!«
»Allerdings bist Du es, das sehe ich bei Gott wohl!« antwortete der Baron. »Doch durch welchen Zufall bist Du es?«
»Mein Vater,« sprach Philipp, »eine große Ehre widerfährt unserem Hause.«
Der Greis erhob sein Haupt.
»Ein erhabener Besuch wendet sich gegen Taverney; in einer Stunde wird Marie Antoinette Josephe, Erzherzogin von Oesterreich und Dauphine von Frankreich, hier sein.«
Der Baron ließ seine Arme mit eben so viel Demuth fallen, als er zuvor Spott und Hohn gezeigt hatte; er wandte sich gegen Balsamo und sagte zu diesem:
»Verzeihen Sie, mein Herr, verzeihen Sie.«
»Mein Herr,« erwiederte Balsamo, sich vor Taverney verbeugend, »ich lasse Sie mit Ihrem Sohne; Sie haben sich seit geraumer Zeit nicht gesehen und müssen sich tausend Dinge