Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма страница 39

Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма

Скачать книгу

als was ich finde.«

      Da Alles dies Andrée ziemlich einfach vorkam, so vergaß sie allmälig den Ton, mit dem die Worte, die sie unanständig gefunden, ausgesprochen worden waren; ihre natürliche Güte gewann die Oberhand und sie fragte:

      »Sprich, wen willst Du heirathen?«

      »Oh! Einen, den das Fräulein kennt,« antwortete Nicole, ihre schönen Augen auf die von Andrée heftend.

      »Den ich kenne?«

      »Vollkommen.«

      »Wer ist es? Du läßt mich lange schmachten.«

      »Ich fürchte, meine Wahl könnte dem Fräulein mißfallen.«

      »Mir?«

      »Ja.«

      »Du hältst sie also selbst für nicht sehr passend?«

      »Ich sage das nicht.«

      »Nun, so sprich ohne Furcht, es ist die Pflicht der Herrschaft, sich für diejenigen von ihren Leuten, von welchen sie gut bedient wird, zu interessiren, und ich bin mit Dir zufrieden.«

      »Das Fräulein ist sehr gut.«

      »Sprich schnell, und schnüre mich vollends ein.«

      Nicole raffte alle ihre Kräfte und ihre ganze Scharfsichtigkeit zusammen und antwortete:

      »Nun, nun, es ist  . . . es ist Gilbert.«

      Zum großen Erstaunen von Nicole ging nicht die geringste Veränderung in dem Gesichte von Andrée vor.

      »Gilbert, der kleine Gilbert, der Sohn meiner Amme?«

      »Er selbst, mein Fräulein.«

      »Und er liebt Dich?«

      Nicole glaubte, sie sei auf dem entscheidenden Punkte angelangt, und antwortete:

      »Er hat es mir zwanzigmal gesagt.«

      »Nun, so heirathe ihn,« sprach Andrée ruhig; »ich sehe kein Hinderniß. Du hast keine Verwandte; er ist Waise; Jedes von Euch ist Herr seines Schicksals.«

      »Allerdings,« stammelte Nicole erstaunt, als sie die Sache einen Gang nehmen sah, der so wenig mit ihren Vorhersehungen im Einklang stand. »Wie! das Fräulein erlaubt . . .«

      »Ganz gewiß; Ihr seid nur Beide noch etwas jung.«

      »Wir werden desto länger mit einander zu leben haben.«

      »Ihr seid weder das Eine, noch das Andere reich.«

      »Wir werden arbeiten.«

      »Was wird er arbeiten, er, der zu Nichts taugt?«

      Nicole hielt es nicht länger aus, so viel Verstellung erschöpfte sie.

      »Mein Fräulein, Sie werden mir erlauben, Ihnen zu bemerken, daß Sie den armen Gilbert sehr schlecht behandeln,« antwortete sie.

      »Bei Gott! ich behandle ihn, wie er es verdient, es ist ein träger Mensch.«

      »Oh! mein Fräulein, er liest beständig und wünscht nur sich zu belehren.«

      »Voll bösen Willens,« fuhr Andrée fort.

      »Nicht immer gegen das Fräulein,« versetzte Nicole.

      »Wie so?«

      »Das Fräulein weiß es besser, als irgend Jemand, es befiehlt ihm für die Tafel zu jagen.«

      »Ich!«

      »Und es läßt ihn oft zehn Stunden machen, ehe er Wildpret findet.«

      »Meiner Treue, ich gestehe, daß ich dieser Sache nie die geringste Aufmerksamkeit geschenkt habe.«

      »Dem Wildpret?« sagte Nicole hohnlächelnd.

      Andrée hätte vielleicht über dieses Wort gelacht und nicht errathen, wie viel Galle in den Sarkasmen ihrer Zofe lag, wäre sie in der gewöhnlichen Stimmung ihres Geistes gewesen. Aber ihre Nerven bebten, wie die Saiten eines Instrumentes, das man übermäßig anstrengt. Nervenschauer gingen jedem Akte ihres Willens, jeder Bewegung ihres Körpers voran. Die geringste Bewegung des Geistes war für sie eine Schwierigkeit, die sie besiegen mußte; im Style unserer Tage würden wir sagen, sie war agacée. Ein glückliches Wort, eine Eroberung der Philologie, welche an den Zustand eines schüttelnden Schauers erinnert, in den uns das Aussaugen einer herben Frucht, oder das Berühren gewisser knorriger Körper versetzt.

      »Was soll dieser Witz bedeuten?« fragte Andrée, die sich plötzlich wiederbelebte und mit der Ungeduld wieder allen Scharfsinn gewann, den sie die Ermattung am Anfang dieser Scene anzuwenden gehindert hatte.

      »Ich habe keinen Witz, mein Fräulein,« antwortete Nicole. »Der Witz ist gut für die vornehmen Damen. Ich bin ein armes Mädchen und sage nur ganz einfach was ist.«

      »So sprich, was ist denn?’’

      »Das Fräulein verleumdet Gilbert, der doch voll Aufmerksamkeit gegen dasselbe ist.«

      »Er thut nur seine Pflicht als Dienstbote; hernach?«

      »Gilbert ist kein Dienstbote, mein Fräulein; man bezahlt ihn nicht.«

      »Er ist der Sohn unserer ehemaligen Meier; man gibt ihm Kost, Wohnung; er thut nichts für die Kost und die Wohnung, die man ihm gibt; desto schlimmer für ihn, denn er betrügt darum. Doch wo willst Du hinaus mit Deinen Bemerkungen und warum vertheidigst Du so warm diesen Burschen, den man nicht angreift?«

      »Oh! ich weiß, daß ihn das Fräulein nicht angreift,« sprach Nicole mit einem Lächeln, das ganz mit Stacheln besetzt war, »im Gegentheil.«

      »Abermals Worte, welche ich nicht verstehe.«

      »Ohne Zweifel, weil sie das Fräulein nicht verstehen will.«

      »Genug, Mademoiselle,« sprach Andrée mit strengem Tone, »erklären Sie mir sogleich, was Sie damit sagen wollen.«

      »Das Fräulein weiß sicherlich besser als ich, was ich damit sagen will.«

      »Nein, ich weiß es nicht, und errathe es besonders nicht, denn ich habe nicht Zeit, die Räthsel auszulösen, die Du mir vorlegst. Nicht wahr, Du ersuchst mich um meine Einwilligung zu Deiner Heirath?«

      »Ja, mein Fräulein, und ich bitte das Fräulein, mir nicht zu grollen, weil mich Gilbert liebt.«

      »Was geht es mich an, daß Gilbert Dich liebt oder nicht liebt? In der That, Du ermüdest mich.«

      Nicole erhob sich auf ihren kleinen Füßen wie ein junger Hahn auf seinen Sporen. Der so lange zurückgehaltene Zorn brach endlich aus.

      »Uebrigens hat das Fräulein vielleicht Gilbert bereits dasselbe gesagt,« versetzte sie.

      »Spreche ich mit Deinem Gilbert? Laß mich in Ruhe, Du bist eine Thörin.«

      »Wenn das Fräulein nicht mit ihm spricht, oder nicht mehr mit ihm spricht, so denke ich, es ist noch

Скачать книгу