Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма страница 70
»Thun Sie das, mein Freund, thun Sie das,« sagte Chon; »Postillon, halt!« rief sie.
Der Postillon hielt; Gilbert tauchte das Sacktuch des Vicomte in den Bach.
»Dieser Junge wird uns furchtbar zur Last fallen, wenn wir sprechen wollen,« sagte Dubarry.
»Wir sprechen Patois,« antwortete Chon. »Ich habe große Lust, dem Postillon zuzurufen, er soll fortfahren, und mein Sacktuch hier zurückzulassen.«
»Du hast Unrecht, er kann uns nützlich sein.«
»Worin?«
»Er hat mir bereits Auskunft von großer Wichtigkeit gegeben.«
»Worüber?«
»Ueber die Dauphine, und noch so eben hat er uns, wie Du gesehen, den Namen Deines Gegners genannt.«
»Nun, so mag er bleiben!«
In diesem Augenblick kam Gilbert mit dem mit eiskaltem Wasser getränkten Sacktuch zurück.
Die Umlegung der Leinwand um den Arm des Vicomte that diesem sehr wohl, wie es Gilbert vorhergesehen.
»Er hatte meiner Treue Recht, ich fühle mich besser,« sagte er, »wir wollen plaudern.«
Gilbert schloß die Augen und öffnete die Ohren; aber er wurde in seiner Erwartung getäuscht. Chon erwiederte die Aufforderung ihres Bruders in dem glänzenden, lebhaften Dialekt, der Verzweiflung der Pariser Ohren, die in dem provençalischen Patois nur ein Schnarren fetter Consonnanten, welche über musikalische Vokale hinrollen, unterscheiden.
Gilbert machte, so sehr er seiner Herr war, eine Bewegung des Aergers, welche Mademoiselle Chon nicht entging, die ihm, um ihn zu trösten, ein artiges Lächeln zuwandte.
Durch dieses Lächeln wurde Gilbert Eines begreiflich: daß man ihn, den Erdwurm, scheute. Er hatte einen Vicomte bezwungen, der mit dem Wohlwollen des Königs beehrt wurde.
Wenn ihn Andrée in diesem schönen Wagen sehen würde!
Er war ganz aufgeblasen vor Stolz.
Was Nicole betrifft, so dachte er nicht einmal an sie.
Der Bruder und die Schwester setzten ihr Gespräch in ihrem Patois fort.
»Gut,« sagte plötzlich der Vicomte, während er sich aus dem Wagen neigte und rückwärts schaute.
»Was?« fragte Chon.
»Das arabische Pferd folgt uns.«
»Was für ein arabisches Pferd?«
»Das, welches ich kaufen wollte.«
»Ah!« sagte Chon, »es wird von einer Frau geritten. Oh! das herrliche Geschöpf!«
»Von wem sprichst Du? . . . Von der Frau oder von dem Pferd?«
»Von der Frau.«
»Rufe ihr doch, Chon; sie hat vielleicht weniger Angst vor Dir, als vor mir . . . Ich gäbe tausend Pistolen für das Pferd.«
»Und für die Frau?« fragte Chon lachend.
»Ich würde mich für sie zu Grunde richten . . .«
Aber in einen weißen Mantel gehüllt, die Stirne von einem grauen Filzhute mit langen Federn beschattet, flog die junge Frau mit den schwarzen Augen wie ein Pfeil auf dem Rande des Weges hin und rief:
»Avanti! Dscherid! Avanti!«
»Es ist eine Italienerin,« sagte der Vicomte. »Mord und Tod, was für eine schöne Frau! wenn ich nicht so sehr litte, würde ich aus dem Wagen springen und ihr nachlaufen.«
»Ich kenne sie,« sprach Gilbert.
»Ah l dieser kleine Bauer ist also der Almanach der Provinz? Er kennt Jedermann.«
»Wie heißt sie?« fragte Chon.
»Sie heißt Lorenza.«
»Und wer ist sie?«
»Es ist die Frau des Zauberers.«
»Welches Zauberers?«
»Des Baron Joseph Balsamo.«
Der Bruder und die Schwester schauten sich an.
Die Schwester schien zu sagen:
»Habe ich wohl daran gethan, ihn zu behalten?«
»Meiner Treue, ja,« schien der Bruder zu antworten.
XXIII.
Das kleine Lever der Frau Gräfin Dubarry
Nun mögen uns unsere Leser erlauben, Mademoiselle Chon und den Vicomte Jean, welche mit Post auf der Straße nach Chalons fahren, zu verlassen und sie bei einer andern Person von derselben Familie einzuführen.
In den Gemächern von Versailles, welche Madame Adelaide, die Tochter von Ludwig XV. bewohnte, hatte dieser Fürst die Frau Gräfin Dubarry, seine Geliebte seit ungefähr einem Jahr, einquartiert, nicht ohne lange zuvor die Wirkung zu beobachten, welche dieser Staatsstreich auf den Hof hervorbringen würde.
Die Favoritin mit ihrem Sichgehenlassen, mit ihren freien Manieren, ihrem lustigen Charakter, ihrer unversiegbaren Laune, ihren geräuschvollen Phantasien hatte das schweigsame Schloß in eine stürmische Welt verwandelt, wo jeder Bewohner nur unter der Bedingung geduldet wurde, daß er sich viel und so lustig als möglich bewegte.
Von dieser allerdings beschränkten Wohnung, wenn man die Macht derjenigen, welche sie inne hatte, in Betracht zieht, ging jeden Augenblick der Befehl zu einem Feste oder das Signal zu einer Vergnügenspartie aus.
Was aber den prachtvollen Treppen von diesem Theil des Palastes am Sonderbarsten vorkam, war sicherlich der unglaubliche Zustrom von Besuchern, welche vom Morgen, das heißt von neun Uhr an, geschmückt und glänzend hinaufstiegen, um sich demüthig in einem Vorzimmer angefüllt mit Seltsamkeiten einzufinden, die noch minder seltsam erschienen, als das Idol, welches die Auserwählten im Allerheiligsten anzubeten berufen waren.
Am Morgen nach dem Tage, wo die von uns erzählte Scene auf der Post des kleinen Dorfes Lachaussée vorfiel, kam gegen neun Uhr (zur geheiligten Stunde) Jeanne von Vaubernier, in ein Nachtgewand von gestickter Mousseline gehüllt, das unter der stockigen Spitze ihre runden Beine und ihre alabasternen Arme errathen ließ, kam Jeanne von Vaubernier, sodann Demoiselle Lange, endlich Gräfin Dubarry, durch die Gnade von Herrn Jean Dubarry, ihrem ehemaligen Beschützer, aus dem Bette, wir sagen nicht ähnlich einer Venus, sondern sicherlich schöner als Venus für jeden Mann, der die Wahrheit der Dichtung vorzieht.
Bewunderungswürdig krause, hellkastanienbraune Haare, eine azurgeaderte Haut von weißem Atlaß, abwechselnd schmachtende und Geist sprühende Augen, ein kleiner, frisch-rother Mund mit dem reinsten Carmiu gezeichnet, der sich nur öffnete, um eine doppelte Reihe von Perlen sehen zu lassen; Grübchen überall, an den Wangen, am Kinn, an den Fingern; ein Hals geformt nach dem der Venus von Milo, eine schlangenartige Geschmeidigkeit mit einer Beleibtheit nach dem genauesten Maaße, dies war es was Madame