Detektiv-Geschichten. Уилки Коллинз

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Detektiv-Geschichten - Уилки Коллинз

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Wünsche für Ihr künftiges Glück.«

      Es war hiernach klar, dass weder der Pfarrer, noch die Eltern oder Freunde etwas von dem Kaufe des Messers wussten. Der Elende, der allein die Wahrheit kannte, war der Mann, der von ihr begehrt hatte, sein Weib zu werden.

      Ich war es mir schuldig – wenigstens schien es mir so – nicht die Vermutung aufkommen zu lassen, dass auch ich sie in niedriger Gesinnung verlassen hätte. Wie peinlich dies auch voraussichtlich war, so fühlte ich doch, dass ich sie noch einmal und zum letztenmal sehen müsse.

      Sie war an der Arbeit, als ich ihr Zimmer betrat. Als ich die Tür öffnete, fuhr sie in die Höhe, ihre Wangen röteten sich, und ihre Augen blitzten im Zorn auf. Ich ging auf sie zu, und sie sah mir ins Antlitz. Der Ausdruck meines Gesichtes ließ sie im Schweigen verharren. Ich sprach in den kürzesten Worten, die ich finden konnte. »Ich bin im Laden des Messerschmiedes in Waterbank gewesen,« sagte ich. »Dort befindet sich ganz in Ihrer Handschrift die noch unvollendete Inschrift des Messers. Ich könnte Sie mit einem Worte an den Galgen bringen, aber – Gott vergebe mir – ich kann dieses Wort nicht sprechen.«

      Ihre frische Gesichtsfarbe wurde plötzlich erdfahl und ihre Augen starr und groß wie die Augen einer Person im Fieberschauer. Sie stand unbewegt und schweigend vor mir. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, warf ich die Inschrift ins Feuer. Schweigend verließ ich sie. Ich sah sie nie wieder.

      VIII

      Aber einige Tage später hörte ich von ihr. Ihren Brief habe ich längst verbrannt. Ich wünschte, dass ich ihn auch hätte vergessen können. Aber er haftet mir im Gedächtnis. Wenn ich bei Bewusstsein sterbe, wird Priscillas Brief mein letzter Gedanke auf Erden sein. In der Hauptsache wiederholte er das, was der Pfarrer mir bereits mitgeteilt hatte. Dann teilte sie mir mit, dass sie das Messer als ein Andenken für Zebedäus gekauft habe an Stelle eines ähnlichen Messers, das er verloren hatte. Sonnabend kaufte sie es, ließ es aber zur Anfertigung der Inschrift zurück. Am Sonntag erfolgte das Aufgebot, am Montag wurde sie von Zebedäus verlassen. Sie eilte darauf zu dem Messerschmied und nahm ihm mitten in der Arbeit das Messer vom Tische weg.

      Nur sie wusste, dass Zebedäus der ersten Kränkung eine neue hinzugefügt hatte, als er mit seiner Frau im Gasthause ankam. Ihre Arbeit hielt sie in der Küche zurück, und Zebedäus erfuhr nie, dass Priscilla im Hause war. Ich teile noch die letzten Zeilen ihres Geständnisses mit:

      »Ein böser Geist fuhr in mich, als ich auf meinem Gange zum Schlafzimmer hinauf ihre Tür untersuchte und sie unverschlossen fand. Ich horchte eine Weile und spähte in das Zimmer hinein. Ich sah sie beide beim verlöschenden Lichte der Kerze, das eine schlafend im Bette, das andere im Schlaf neben dem Kamin. Ich hatte das Messer in der Hand, und es kam mir der Gedanke, die Tat auszuführen, derentwegen die Frau an den Galgen kommen würde. Das Messer konnte ich nicht mehr aus dem Körper ziehen, als die Tat vollbracht war. Bleiben Sie dessen eingedenk, dass ich Sie wirklich liebte. Als Sie mich fragten, ob ich Sie heiraten wolle, sagte ich nicht ja, weil Sie doch nicht Ihre eigene Frau an den Galgen bringen konnten, wenn Sie ausfindig machten, wer den Zebedäus getötet hatte.«

      Seitdem habe ich nichts mehr von Priscilla Thurlby gehört. Ich weiß nicht, ob sie noch lebt oder tot ist. Viele Leute denken wohl, dass ich selbst gehenkt zu werden verdiene, weil ich sie nicht an den Galgen brachte.

      Sie mögen vielleicht enttäuscht sein, wenn sie diese Beichte lesen und hören, dass ich ehrlich in meinem Bette gestorben bin. Ich tadele sie nicht. Ich bin ein reuiger Sünder. Allen barmherzigen Christen sage ich ein Lebewohl für immer.

      Fräulein Morris und der Fremde.

      (Miss Morris And The Stranger)

      I

      Als ich ihn zum ersten Mal sah, hatte er sich in eine der öden an der Südküste Englands gelegenen Städte verirrt, nach Sandwich. Soll ich Sandwich beschreiben? Ich denke nicht. Die Wahrheit zu gestehen, Beschreibungen von Orten, wie hübsch sie auch gehalten sein mögen, haben immer etwas mehr oder weniger Langweiliges, und ich hasse das natürlich, da ich ein Weib bin. Aber vielleicht wird doch aus meinem Berichte über die Unterhaltung, die wir miteinander hatten, als wir uns zum ersten Mal als Fremde in der Straße begegneten, so eine Art Beschreibung von Sandwich gleichsam herauströpfeln.

      Ärgerlich redete er mich an: »Ich habe mich verirrt.«

      »Leuten, die die Stadt nicht kennen, passiert dies oft« bemerkte ich.

      Er fuhr fort: »Welches ist der Weg zum Gasthofe zur Lilie?«

      Um diesen zu erreichen, musste er zuerst auf demselben Wege wieder zurückgehen, alsdann links sich wenden, dann so lange weiter gehen, bis er zwei sich kreuzende Straßen fand, dann die Straße zur Rechten einschlagen, sich dann umsehen nach einer zweiten links abbiegenden Straße und dann dieser veränderten Richtung folgen, bis er Ställe roch – dort war der Gasthof. Ich erklärte ihm dies in der deutlichsten Weise und war bei keinem einzigen Worte im Zweifel.

      »Wie zum Teufel soll ich das alles im Gedächtnis behalten?« rief er.

      Das war ungezogen. Wir sind natürlich sehr ungehalten über einen Mann, der sich uns gegenüber ungezogen benimmt. Aber ob wir ihm mit Verachtung den Rücken wenden, oder ob wir barmherzig sind und ihm eine Lektion über Höflichkeit geben, das hängt ganz von dem Manne ab. Er kann ein Bär sein, aber er kann doch auch seine versöhnenden Eigenschaften haben. Jener hatte solche. Ob er schön oder hässlich war, jung oder alt, gut oder schlecht gekleidet, das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber mit Bestimmtheit kann ich von seinen persönlichen Vorzügen sprechen, die auf ihn aufmerksam werden ließen. So zum Beispiel war der Ton seiner Stimme überzeugend. (Las man jemals eine unserer Geschichten, in der wir es unterließen, bei der Stimme unseres Helden zu verweilen?) Dann auch war sein Haar leidlich lang.(Kennt man eine Frau, die einen Mann mit kurzgeschnittenem Kopfhaare leiden mag?) Überdies war er von hoher Statur. (Es muss schon eine sehr hochgewachsene Frau sein, die sich zu einem kleinen Manne hingezogen fühlt.) Endlich war der Schelm, obgleich seine Augen in Form und Farbe nur mäßig hübsch sich präsentierten, doch auf eine unerklärliche Weise in den Besitz sehr schöner Augenwimpern gekommen.

      Sie waren sogar schöner als die meinigen. Ich schreibe in völligem Ernste. Es gibt eine Frau, die über die gewöhnliche Schwäche der Eitelkeit erhaben ist – und sie hält eben die Feder in der Hand.

      Ich gab also meinem verirrten Fremden eine Lektion über Höflichkeit und kleidete sie in eine verfängliche Form. Ich fragte ihn, ob er es gerne sehe, dass ich ihm den Weg zum Gasthofe zeige. Er war noch darüber verdrießlich, dass er sich verirrt hatte, und antwortete, wie ich dies vorausgesehen hatte, schwerfällig: »Ja!«

      »Als Sie noch ein Knabe waren und etwas wünschten« fragte ich, »lehrte Sie da Ihre Mutter nicht sagen 'Bitte'?« Er errötete wirklich.

      »Sie tat dies« gab er zu, »und sie lehrte mich auch sagen: 'Ich bitte um Verzeihung', wenn ich ungezogen war. Ich will daher jetzt sagen: Ich bitte um Verzeihung.«

      Diese sonderbare Entschuldigung bestärkte mich in meinem Glauben an seine versöhnenden Eigenschaften. Ich führte ihn den Weg zum Gasthofe. Schweigend folgte er mir. Aber keine Frau, welche sich selbst achtet, kann das Schweigen ertragen, wenn sie in der Gesellschaft eines Mannes sich befindet. Ich brachte ihn zum Sprechen.

      »Kommen Sie von Ramsgate zu uns?« fing ich an. Er nickte nur. »Wir halten hier nicht viel von Ramsgate« fuhr ich fort. »Es gibt nicht ein altes Bauwerk in diesem Orte. Und Ramsgates erster Oberbürgermeister wurde erst kürzlich gewählt!«

      Dieser Gesichtspunkt schien ihm neu zu sein. Er machte keinen Versuch, ihn zu bestreiten; er blickte nur umher und sagte:

      »Sandwich

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