Detektiv-Geschichten. Уилки Коллинз

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Detektiv-Geschichten - Уилки Коллинз

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ich hoffen, dass Ihre Studien Sie befähigt haben, meine Absichten auszuführen?«

      Etwas förmlich im Ausdruck, aber in höflicher und freundlicher Weise benahm ich Frau Fosdyke ihre Besorgnis, indem ich ihr mitteilte, dass wir in der Schule einen Lehrer der Beredsamkeit gehabt hätten. Und dann wurde mir überlassen, die Bekanntschaft mit meinen drei Zöglingen zu vervollständigen.

      Es waren dies ganz verständige Kinder, der Knabe, wie gewöhnlich, etwas schwerfälliger als die Mädchen. Ich tat – mit mancher traurigen Erinnerung an die weit teureren Zöglinge, die ich verlassen hatte – mein Bestes, sie dazu zu bringen, dass sie mich gern hatten und mir vertrauten; und es gelang mir bald, ihr Zutrauen vollständig zu gewinnen. Eine Woche nach meiner Ankunft in Carsham Hall begannen wir, uns gegenseitig zu verstehen. Der erste Tag der Woche wurde nach den von Frau Fosdyke erhaltenen Anweisungen für das Deklamieren von Dichtungen bestimmt. Ich war mit den Mädchen fertig und hatte in Fritzchens rednerischem Interesse Shakespeares Julius Cäsar gerade in Angriff genommen (entweiht sollte ich vielleicht sagen).

      Die Hälfte von Markus Antonius herrlicher Rede an der Leiche Cäsars hatte Fritz auswendig gelernt, und es war nun meine Pflicht, ihn so gut als dies bei meiner geringen Fähigkeit möglich war, zu lehren, wie er dies aussprechen sollte. Der Morgen war warm, und wir hatten unser großes Fenster offen; der köstliche Wohlgeruch der Blumen unten im Garten erfüllte das Zimmer Ich trug laut die ersten acht Zeilen vor und hielt dann inne, da ich fühlte, dass ich von dem Knaben für den Anfang nicht zu viel fordern dürfe. »Nun Fritzchen« sagte ich, »versuche, ob du die Verse so sprechen kannst, wie ich sie gesprochen habe.«

      »Tue so was durchaus nicht, Fritzchen« sagte eine Stimme aus dem Garten, »es ist alles falsch gesprochen.«

      Wer war dieser unverschämte Mensch? Unzweifelhaft ein Mann – und es lag seltsamerweise in seiner Stimme etwas, was mir nicht ganz fremd war. Die Mädchen fingen an zu kichern. Ihr Bruder war deutlicher »O« sagte Fritz, »es ist nur der Herr Sax.«

      Das einzig richtige Verhalten, das ich beobachten konnte, war, die Unterbrechung nicht zu beachten. »Fahre fort« sagte ich. Fritz sagte die Zeilen wie ein lieber, guter Knabe her, indem er meine Betonung sich so gut zu eigen machte, wie es von ihm nur erwartet werden konnte.

      »Armer Teufel« hörte ich wieder die Stimme mit ihrem aufdringlichen Mitleid für meinen aufmerksamen Zögling aus dem Garten rufen. Durch einen Blick gebot ich den Mädchen Schweigen – und äußerte dann, ohne vom Stuhle aufzustehen, meine Meinung über das unpassende Benehmen des Herrn Sax in deutlichen, entschiedenen Worten. »Ich werde genötigt sein, das Fenster zu schließen, wenn so etwas wieder vorkommen sollte.« Nachdem ich dies gesagt hatte, wartete ich auf eine Entschuldigung Die einzige Entschuldigung war Stillschweigen Es genügte mir, den richtigen Eindruck hervorgebracht zu haben, und ich fuhr in meiner Deklamation fort:

      »Hier mit des Brutus Willen und der andern

      (Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann, Das sind sie alle, alle ehrenwert)

      Komm' ich, bei Cäsars Leichenzug zu reden.

      Er war mein Freund, war mir gerecht und treu —«

      »O guter Gott, ich kann das nicht aushalten! Warum sprechen Sie nicht die letzte Zeile richtig aus? Hören Sie mich!«

      Würde ist eine schätzbare Eigenschaft, besonders bei einer Erzieherin. Aber es gibt Grenzen selbst für die aufs äußerste geübte Geduld. Ich eilte auf den Balkon und sah dort auf der Gartenterrasse, eine Zigarre rauchend, meinen in den Straßen Sandwichs verirrten Fremden!

      Er erkannte mich seinerseits in dem Augenblicke wieder, als ich auf dem Balkon erschien. »O Gottt« rief er im Tone des Entsetzens und sürte von der Terrasse, als wenn meine Augen wütende, ihn verfolgende Stiere gewesen wären. Nun ist es, fürchte ich, nutzlos, mich im Notfalle für eine besonnene Person auszugeben. Eine andere Frau hätte sich vielleicht beherrscht, ich aber brach in lautes Lachen aus, und Fritz und die Mädchen taten dasselbe. Es war klar, dass es jetzt nutzlos sein würde, das Erziehungsgeschäft fortzusetzen.

      Ich machte daher mein Buch zu und erlaubte den Kindern – nein, ich will die Wahrheit sagen, ich ermunterte sie – von Herrn Sax zu plaudern.

      Sie schienen nur das zu wissen, was Herr Sax ihnen selbst erzählt hatte. Vater, Mutter, Brüder und Schwestern waren alle im Laufe der Zeit gestorben. Er war das sechste und jüngste der Kinder und war demzufolge »Sextus« genannt worden, das lateinische Wort für »der sechste« wie Fritz hier einschaltete. Er wurde auch – hier kamen die Mädchen zum Worte – auf den Wunsch seiner Mutter – »Cyril«« genannt, da »Sextus« ein so scheußlicher Name sei. Und welchen von seinen Vornamen gebrauchte er? Man würde nicht fragen, wenn man ihn kennte! »Sextus« natürlich, weil es der hässlichste ist. Sextus Sax? Es ist nicht der romantische Name, den man gern hat, wenn man ein Weib ist. Aber ich habe kein Recht, empfindlich zu sein. Mein eigener Name (ist es möglich, dass ich ihn in diesen Blättern noch nicht erwähnt habe?) ist ja auch nur Ännchen Morris. Man verachte mich nicht – und kehre mit mir wieder zu Herrn Sax zurück. Ist er verheiratet? Das älteste Mädchen glaubte es nicht. Sie hatte gehört, dass ihre Mama zu einer Dame sagte: »Er stammt aus einer alten deutschen Familie, liebe X., und ist trotz seiner Eigenheiten ein vortrefflicher Mann, aber so arm, dass er kaum zum Leben genug hat. Und doch platzt er mit der Wahrheit heraus, wenn die Leute ihn fragen, als wenn er zwanzigtausend Pfund jährlich zu verzehren hätte!«

      »Deine Mama kennt ihn also genau?« »Ich sollte es denken, und wir kennen ihn auch. Er kommt oft hierher. Man sagt, dass er kein guter Gesellschafter für erwachsene Leute sei. Wir halten ihn für einen lustigen Burschen. Er versteht sich auf das Puppenspiel und ist der beste Partner beim Bockspringen in ganz England.«

      So weit waren wir in dem Lobe des Sextus Sax gekommen, als eins von den Dienstmädchen mit einem Billet für mich hereinkam. Sie lächelte geheimnisvoll und sagte: »Ich soll auf Antwort warten, Fräulein.«

      Ich öffnete das Billet und las folgende Zeilen:

      »Ich schäme mich so sehr, dass ich nicht wage, meine Entschuldigung persönlich vorzubringen Wollen Sie diese schriftlich annehmen? Auf mein Ehrenwort, niemand sagte mir, als ich gestern hierher kam, dass Sie im Hause seien. Ich hörte Ihre Deklamation und – können Sie meine Dummheit entschuldigen? – ich dachte, es sei ein für das Theater schwärmendes Stubenmädchen, das sich mit den Kindern unterhalte. Darf ich Sie begleiten, wenn Sie mit den Kleinen Ihren gewöhnlichen Spaziergang machen? Ein Wort genügt. Ja oder nein?

      Ihr reumütiger

      S. S.«

      In meiner Stellung war nur eine Antwort möglich. Erzieherinnen dürfen kein Stelldichein mit fremden Herren verabredenu – selbst wenn die Kinder als Zeugen anwesend sind. Ich antwortete mit nein. Beanspruche ich zu viel für meine Bereitwilligkeit, Beleidigungen zu vergeben, wenn ich hinzufüge, dass ich es vorgezogen hätte, ja zu sagen?

      Wir speisten früh zu Mittag und waren bereit, unseren gewöhnlichen Spaziergang zu machen. Diese Blätter sollen ein aufrichtiges Geständnis enthalten. Ich will daher bekennen, dass ich hoffte, Herr Sax würde meine Weigerung begreifen und Frau Fosdyke um die Erlaubnis bitten, uns begleiten zu dürfen.

      Als wir ein wenig zögerten, wie wir die Treppe hinabgingen, hörte ich ihn im Hausflur, als er gerade mit Frau Fosdyke sprach. Was sagte er? Unser lieber Fritz hatte gerade im rechten Augenblick Schwierigkeiten mit einem seiner Schuhriemen. Ich konnte ihm helfen und dabei lauschen – aber das, was ich hörte, täuschte mich bitter in meinen Erwartungen. Herr Sax war erzürnt auf mich.

      »Sie brauchen mich der neuen Erzieherin nicht vorzustellen« hörte ich ihn sagen. »Wir sind uns bei einer früheren Gelegenheit bereits begegnet, und ich habe

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