In der Dämmerstunde. Уилки Коллинз

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In der Dämmerstunde - Уилки Коллинз

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auch die braune Grundfarbe; da bemerkte ich mit einem Male einen etwa zolllangen Schlitz in dem Teppiche, an welchem ein brauner Faden hing, von derselben Farbe wie der Grund des Teppichs; gerade als ich diese Entdeckung machte, hörte ich draußen Fußtritte.

      Es war das Stubenmädchen.

      »Haben Sie noch nicht Ihre Untersuchungen beendet?« fragte sie ängstlich.

      »Nein, Teuerste,« entgegnete ich, »schenken Sie mir nur noch zwei Minuten und lassen Sie Niemand hier herein.«

      Ich nahm den Faden und zog daran, da hörte ich Etwas rascheln, ich zog weiter und es kam ein zusammengerolltes Stückchen Papier zum Vorschein. Ich entrollte es. Heiliger Himmel, es war der Brief!

      Es war der Originalbrief, die gelb gewordene Tinte zeigte es klar und deutlich. Dieser Brief wog für mich 500 Pfund! Ich war so lustig, dass ich meinen Hut hätte in die Luft werfen und laut aufschreien mögen, und ich hatte einige Minuten nötig, um meine Selbstbeherrschung wieder zu finden.

      Ich riss ein Blatt Papier aus meinem Notizbuch und schrieb mit meinem Bleistifte darauf: »Gewechselt gegen eine Note von 500 Pfund!« Dann rollte ich das Blatt zusammen, band es an den braunen Faden und schob es, boshaft lachend, wieder in die Spalte des Teppichs. Jetzt machte ich mich auf zu Mister Frank, übergab ihm den Brief, und dieser lief damit zu seiner Braut; die junge Dame bestätigte zuerst seine Echtheit und warf ihn dann in das Feuer. Sie versicherte ihrem Geliebten, dass nun erst ihr Glück beginne, dann stürzte sie in seine Arme und drückte ihn an ihr Herz mit dem Gefühle wahrhafter Ruhe und Freude; so erzählte mir Mister Frank. Am Mittwoch wohnte ich der Hochzeit bei und dann ging das junge Paar auf Reisen und ich legte mein erstes Geld in der öffentlichen Bank an, nämlich die leicht verdienten 500 Pfund. Von Mister Davager weiß ich nichts mehr zu berichten, als dass seine Anwesenheit hier gewiss nicht zu seiner Zufriedenheit ausgefallen ist. Mein ehrenwerter Tom hatte auf seinem Ritt nichts Verdächtiges an Mister Davager bemerkt. Bei dem Wirtshaus hatte er dann jenen Freund gesprochen und ihm etwas eingehändigt, es war dies wahrscheinlich die Anweisung wo der Brief zu finden sei, falls Davager unangenehmen Zwischenfällen in meinem Hause ausgesetzt sein sollte. Um zwei Uhr war er vor dem Wirtshaus abgestiegen. Um ein Halb drei Uhr verriegelte ich meine Tür und nagelte eine Karte mit der Aufschrift an: »Vor morgen nicht zu Hause.« Dann begab ich mich zu meinem Freunde, der eine Meile von hier entfernt wohnte und verlebte dort einen angenehmen Tag.

      Mister Davager verließ die Stadt noch denselben Abend. Ich weiß nicht, ob er den Wechsel ausgab, den ich ihm in komischer Weise ausgestellt hatte. Ich sah den werten Mann nie wieder, seitdem ich ihn so ärgerte. Run, Mister Maler, jetzt ist mein Bericht zu Ende. Sie werden doch nicht noch behaupten wollen, dass es eine Erzählung war?« schloss der kleine boshafte Rechtsanwalt. »Jetzt lassen Sie mich sehen,« wie weit Sie mit meinem Bilde sind! Doch nehmen Sie sich in Acht! dass nichts daran verdorben ist, während Sie zuhörten, sonst bekommen Sie es mit dem Magistrat zu tun!«

      Ich blieb ziemlich lange in dem Hause des Rechtsanwalts. Zuletzt wurde er unzufrieden damit, dass es nicht schneller ging. Die Stadt und ihr Rat waren jedoch sehr zufrieden gestellt mit meiner Arbeit, als sie vollendet war, nur Mister Boxsious meinte, das sei eine leichte Aufgabe, um zu gefallen! Er bestritt zwar nicht die Ähnlichkeit des Bildes, doch fand er, dass die Leinwand nicht genug bemalt sei für die Menge Geld, welches ich für die Arbeit erhalten hatte. Noch heutigen Tages bezeichnet er mich gewiss seinen Freunden als den Maler, welcher den Rat der Stadt betrogen hat, d.h. wenn er noch lebt! —

       Die Erzählung der französischen Gouvernante

      von Schwester Rose

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      Einleitung

      Es war ein trüber Tag für mich als ich erfuhr, das Mister Lanfray von Rockleigh, der Gesundheit seiner jüngsten Tochter wegen, von England nach dem Süden Frankreichs reisen wollte. Wer, wie ich, von Ort zu Ort zu reisen genötigt ist, macht wohl viel Bekanntschaften, erwirbt aber dabei wenig Freunde.

      Mister Lanfray machte eine Ausnahme von der Regel, dass man Menschen steht und vergisst Ich habe in seinen Briefen an mich Beweise seiner freundlichen Erinnerung. Der letzte derselben erhielt eine Einladung für mich nach dem Süden Frankreichs zu kommen. Es wäre wohl eine angenehme Abwechselung für mich, wenn ich dort hin könnte, allein ich begnüge mich damit, seine Briefe zu lesen und versetze mich dadurch in die glücklicheren kommenden Tage meines Lebens, wo es mir doch vielleicht noch vergönnt sein möchte, dieser Einladung zu folgen.

      Meine Einführung in das Haus des Edelmanns versprach keine besonders große Einnahme; ich war gebeten, das Bild der französischen Gouvernante, in Wasserfarben zu malen. Ich dachte, die Gouvernante verlässt gewiss die Familie, und ihre Zöglinge wollen ihr Bild zum Andenken behalten. Allein ich erfuhr, dass die älteste verheiratete Tochter mit ihrem Gemahl nach Indien gehen wollte, und dorthin beabsichtigte sie das Bildnis ihrer besten und teuersten Freundin mitzunehmen.

      Die Gouvernante war eine alte Dame, welche Mister Lanfray, nach dem Tode seiner Gattin, aus Frankreich mit in sein Haus gebracht hatte. Die Kinder betrachteten die Dame wie ihre zweite Mutter, seit langen Jahren.

      Ich begab mich also nach Rockleigh, oder an den »Platz«, wie die Bewohner rings umher Rockleigh nannten, und fand einen so freundlichen Empfang, als wäre ich ein Familienmitglied gewesen. Meine Ankunft fand Abends statt, aber trotzdem wurde ich doch noch den Töchtern des Hauses vorgestellt. Diese waren nicht nur drei elegante anziehende Frauen, sondern sie waren auch die schönsten Sujets zum Malen, besonders die junge Frau.

      Ihr Gemahl fesselte mich nicht gleich, er erschien mir still und schweigsam.

      Ich blickte mich nach der Gouvernante »Mademoiselle Clairfait« um, aber sie war nicht anwesend und ich erfuhr, dass sie die Abende gewöhnlich in ihrem eigenen Zimmer zuzubringen pflege.

      Bei dem Kaffee suchte ich wieder vergeblich nach dem Original meines Zukunft-Bildes, aber die jungen Damen versicherten: »Mama wird schon erscheinen, denn sie macht besondere Toilette zu der Sitzung für Sie.« Dann kam auch bald die Nachricht, dass Mademoiselle bereit sei.

      Niemals sah ich soviel Übereinstimmung des Alters mit der Toilette Mademoiselle war klein und mager. Der Teint weiß, die Haut voller Falten, ihre großen dunklen Augen glänzten jedoch noch mit jugendlichem Feuer. Die Augen überflogen alle Gegenstände mit einer solchen Schnelligkeit, dass man kaum anzunehmen geneigt war, das völlig ergraute Haar sei Eigentum des Kopfes; man hielt die ganze Erscheinung vielmehr für eine junge Dame die sich absichtlich für einen Maskenball kostümiert hatte. Sie trug ein silbergraues, glänzendes Seidenkleid, welches bei jeder Bewegung rauschte. Ihr Kopf, Hals und Brust waren mit einer zarten Spitze geschmückt, die hier und dort höchst malerisch befestigt war. An ihrem rechten Arm trug sie drei kleine Armbänder aus den Haaren ihrer Zöglinge, und an dem linken ein breites goldenes mit einem Miniaturgemälde darauf, in einer Kapsel. Ein dunkelrotes, mit Gold durchwirktes Flortuch war kokett über ihre Schultern geworfen; in der Hand hielt sie einen allerliebsten Fächer aus Federn.

      Sie stellte sich mit einem freundlichen Lächeln selbst vor, dabei öffnete sie graziös den Fächer und füllte den Raum mit Wohlgerüchen an. Ich verlor vollständig den Mut, dass ich sie würde getreu malen können. Die schönsten Farben in meiner Schachtel waren nicht warm für das Gemälde, und ich fühlte mich selbst ihr gegenüber, ein ungewaschener, ungebürsteter Repräsentant meiner Kunst.

      »Sagt mir, meine Engel,« hob sie in ihrem hübschen gebrochenen Englisch an, »bin ich nicht sehr hübsch eingerahmt? Verstehe ich es nicht, meine sechzig Jahre würdig zu repräsentieren? Was werden die Wilden in Indien zu meinem Bilde sagen, wenn mein Liebhaber das Gemälde präsentiert?«

      »Und die Herren? Und die Künstler?«

      »Ach!

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