Mann und Weib. Уилки Коллинз

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Mann und Weib - Уилки Коллинз

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schuldig, wenn er eine Heirath vollzieht, die von einem Geistlichen jeder anderen Confession mit vollkommen gesetzlicher Gültigkeit vollzogen werden könnte. Nach einem anderen Gesetz kann ein katholischer Priester mit gesetzlicher Gültigkeit eine Heirath vollziehen, durch deren Vollziehung ein Geistlicher einer anderen Confession sich eines Verbrechens schuldig machen würde. Und nach noch einem anderen Gesetz begehen ein presbyterianischer und ein nonconformistischer Geistlicher ein Verbrechen, wenn sie eine Heirath vollziehen, die ein Geistlicher der Staatskirche ohne Anstand vollziehen dürfte. Ein sonderbarer, in den Augen von Ausländern vielleicht scandalöser Zustand der Dinge! In England scheint man keinen Anstoß daran zu nehmen. Um auf unseren Fall zurückzukommen, steht es damit so: Mr. Vanborough ist ein unverheiratheter Mann, Mrs. Vanborough ist ein unverheirathetes Frauenzimmer, ihr Kind ist ein uneheliches, und der Priester Ambrosius Redman hat die auf das Verbrechen ihrer Trauung stehende gesetzliche Strafe verwirkt.«

      »Ein schmachvolles Gesetz« sagte Kendrew.

      »Aber ein Gesetz«, lautete die ganze Antwort Delamayn’s.

      Bis jetzt hatte Vanborough noch kein Wort geäußert. Mit fest geschlossenen Lippen, die Augen unverwandt aus den Tisch geheftet, saß er da. Nach einer Pause wandte sich Kendrew an ihn und brach das Schweigen mit der Frage! »Bezog sich der Rath, den Sie von mir wünschten, auf diese Angelegenheit?«

      »Ja.«

      »Soll ich das dahin verstehen, daß Sie in der Voraussicht dieser Conferenz und ihres möglichen Ergebnisses noch irgend welche Zweifel über das Verfahren, das Sie einzuschlagen verpflichtet sind, hegten? Soll ich wirklich glauben, daß Sie einen Augenblick zaudern können, diesen schrecklichen gesetzlichen Mangel Ihrer Ehe zu beseitigen und die Frau, die Ihr Weib vor Gott ist, auch vor dem Gesetz zu ihrem Weibe zu machen?«

      »Wenn Sie die Sache in diesem Lichte auffassen, wenn Sie keine Rücksicht darauf nehmen wollen —«

      »Ich wünsche eine präcise Antwort, auf meine Frage, Ja oder Nein.«

      »Lassen Sie mich reden, wenn ich bitten darf; jeder Mensch hat doch wohl das Recht, sich über seine Intentionen zu erklären?«

      Kendrew unterbrach ihn durch eine Handbewegung, in der sich der Abscheu, der ihn erfüllte, deutlich aussprach. »Ich will Sie der Mühe weiterer Erklärungen überheben«, sagte er, »indem ich Ihr Haus verlasse. Sie haben mir eine Lehre gegeben, die ich nicht vergessen werde. Ich weiß jetzt, daß ein Mensch den andern von Jugend auf gekannt und sich doch vollständig in ihm geirrt haben kann. Ich schäme mich, jemals Ihr Freund gewesen zu sein. Von diesem Augenblick an sind Sie für mich ein Fremder.« Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.

      »Ein sonderbar aufgeregter Mann«, bemerkte Mr. Delamayn. »Ich bitte jetzt doch um ein Glas Wein.«

      Vanborough erhob sich, ohne Notiz von Delamayn’s Worten zu nehmen, und ging ungeduldig im Zimmer auf und ab. Bei aller Niedrigkeit seiner Gesinnung machte ihn doch der Verlust seines ältesten Freundes einen Augenblick stutzig.«

      »Das ist ’ne verfluchte Geschichte, Delamayn«, sagte er. »Was würden Sie mir rathen zu thun?«

      Delamayn schüttelte den Kopf und schlürfte ruhig seinen Rothwein. »Ich muß mich jedes Raths in dieser Sache enthalten«, antwortete er. »Ueber die Feststellung der Anwendbarkeit des bestehenden Gesetzes auf Ihren Fall hinaus, übernehme ich keinerlei Verantwortlichkeit.«

      Vanborough setzte sich wieder an den Tisch, um sich den verhängnißvollen Schritt einer Lösung seiner ehelichen Bande nochmals zu überlegen. Bis jetzt hatte er zu einer solchen Erwägung nicht viel Zeit gehabt. Hätte er nicht so lange auf dem Continent gelebt, so wäre ihm die Frage des gesetzlichen Mangels seiner Ehe vielleicht längst nahe getreten. Nun aber war sie erst bei Gelegenheit einer im Laufe dieses Sommers zufällig stattgehabten Unterhaltung mit Delamayn vor ihm aufgetaucht.

      So saßen beide Männer eine Weile schweigend da. Das Schweigen wurde erst durch das Erscheinen eines Dieners im Eßzimmer unterbrochen.

      Vanborough sah auf und brach in die ärgerlichen Worte aus: »Was willst Du hier?«

      Der so Angeredete war ein wohlerzogener englischer Diener, mit andern Worten eine menschliche Maschine, die, einmal aufgezogen, unbeirrt ihre Functionen vollzieht. Er hatte gewisse Worte zu sagen und sagte sie.

      »Es hält eine Dame vor der Thür, Herr, die das Haus zu besehen wünscht.«

      »Das Haus ist zu dieser späten Abendstunde nicht zu besehen.«

      Die Maschine hatte eine Bestellung auszurichten und richtete sie aus.

      »Die Dame läßt sich entschuldigen, Herr. Ich soll bestellen, daß sie sehr eilig sei. Dieses Haus sei das letzte auf der Liste ihres Hausmaklers, und ihr Kutscher, der die Gegend nicht kenne, habe ungeschickter Weise den Weg verfehlt.«

      »Halt’s Maul! und sag’ der Dame, sie soll zum Teufel gehen.«

      Delamayn legte sich, theilweise im Interesse seines Clienten, theilweise aus Schicklichkeitsgefühl in’s Mittel.

      »Sie legen«, sagte er, »glaub’ ich, einigen Werth darauf, dieses Haus zu vermiethen.«

      »Gewiß thue ich das!«

      »Thun Sie unter diesen Umständen Recht, einer augenblicklichen Verstimmung wegen sich die Gelegenheit, vielleicht einen Miether zu finden, entgehen zu lassen?«

      »Recht oder nicht, es ist unerträglich, sich von einem Fremden stören zu lassen.«

      »Wie Sie wollen, ich denke nicht daran, mich in Ihre Angelegenheiten zu mischen. Ich will Sie nur noch bitten, bei Ihrem Entschluß auf mich als Ihren Gast keine Rücksicht zu nehmen.«

      Der Diener stand noch immer unbeweglich wartend da. Vanborough gab widerwillig nach. »Nun gut, laß sie hereinkommen. Aber sorge dafür, daß, wenn sie hier an’s Zimmer kommt, sie nur hineinsieht und gleich weiter geht. Wenn sie Fragen zu thun hat, muß sie sich an ihren Makler wenden.«

      Delamayn ergriff abermals das Wort, diesmal im Interesse der Frau vom Hause. »Scheint es Ihnen nicht gerathen, Vanborongh um ihre Meinung zu fragen, bevor Sie sich entscheiden?

      »Wo ist Mrs. Vanborough?«

      »Im Garten oder im Park, Herr, ich weiß es nicht; ganz gewiß.«

      »Ich kann sie nicht erst überall suchen lassen. Sag’ dem Hausmädchen Bescheid und führe die Dame in’s Haus.«

      Der Diener ging hinaus. Delamayn schenkte sich ein zweites Glas Wein ein.

      »Vortrefflicher Rothwein!« sagte er. Beziehen Sie ihn direct von Bordeaux?«

      Vanborough antwortete nicht. Er war wieder in Gedanken über seine Sitution versunken. Er hatte den Kopf auf die eine Hand gestützt, während er an den Nägeln der andern nagte, und zwischen den Zähnen murmelte: »Was soll ich thun?« In diesem Augenblick ließ sich das Rauschen eines seidenen Kleides auf dem Corridor vernehmen. Die Thür öffnete sich, und die Dame, welche das Haus besehen wollte, trat in das Eßzimmer.

      IV

      Die Dame war von schlankem Wuchs und sehr eleganter Erscheinung, höchst geschmackvoll in prächtige Stoffe, aber einfach gekleidet. Ueber dem Gesicht hing ihr ein leichter Sommerschleier. Sie lüftete denselben und entschuldigte sich in der ungezwungenen Weise einer vornehmen Frau dafür, daß sie die Herren beim Nachtisch störe.

      »Verzeihen

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