Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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ich dich das letzte Mal besucht habe, habe ich mir das Haus mal aus der Ferne angesehen, mehr nicht.«

      »Dann hilf mir, sie kennenzulernen!«, forderte Lucius. »Du hast mich richtig neugierig gemacht, Onkel Uli.«

      »Sie werden vielleicht bald Hilfe brauchen, die beiden Damen«, erklärte Ulrich. »Hier bei euch gibt es doch diese Wildschweinrotte …«

      »Allerdings!«, rief Lucius. »Wenn mein Grundstück nicht durch massive Mauern gesichert wäre, hätte ich auch schon Ärger gehabt, schätze ich.« Er brach ab. »Du meinst, die Wildschweine könnten sich auf den Gutshof verirren?«

      »Möglich wäre es jedenfalls. Aber selbst die Bedrohung würde uns einen Grund liefern, dort vorzusprechen und zu fragen, ob wir ihnen helfen sollen, ihren defekten Zaun wieder dichtzumachen.«

      »Du hast schon darüber nachgedacht, bevor ich das Gespräch darauf gebracht habe.«

      Ulrich nickte. »Wie gesagt, ich interessiere mich für die Geschichte dieser seltsamen Erbschaft.«

      »Was ist daran seltsam?«

      Ulrich streifte seinen Neffen mit einem langen Blick. »Johannes zu Randershausen liebte das alte Gut. Er hat es deshalb seiner Tochter aus erster Ehe vermacht. Und dann gibt er ihr nicht die Mittel in die Hand, das Gut zu erhalten? Für mich

      passt das nicht zusammen, Junge.«

      »War er geschieden?«

      »Nein, Witwer. Seine erste Frau ist schon vor langer Zeit gestorben, und wie man hört, war auch seine zweite Ehe glücklich.«

      »Dann ist es doch verständlich, dass er seine zweite Frau und den Sohn absichern wollte – oder nicht?«

      »Sicher. Aber er war ziemlich reich, Lucius. Er hätte ohne Probleme auch noch seine Tochter absichern können.«

      »Und was willst du damit sagen, Onkel Uli?«

      »Gar nichts. Ich habe dir nur erzählt, warum ich die Sache seltsam finde. Da ich nichts weiter weiß, kann ich noch keine Schlussfolgerungen ziehen.«

      »Aber du hast doch einen Verdacht. Bitte, sag ihn mir!«

      Doch Ulrich schüttelte den Kopf. »An Klatsch und Tratsch beteilige ich mich nicht. Aber wenn du deine Nachbarin kennenlernen willst, können wir beide ja in den nächs­ten Tagen mal unser Glück versuchen.«

      Lucius willigte ein, und er machte keinen Versuch mehr, seinen Onkel zu weiteren Auskünften zu drängen. Das war aussichtslos und würde nur für Verstimmungen sorgen, die er ihnen beiden gern ersparen wollte.

      So trennten sie sich eine Stunde später in bestem Einvernehmen und mit einer Verabredung für das kommende Wochenende.

      *

      »Herr zu Randerhausen ist da, Herr von Hoyningen.« Iris Aldekamp hatte die Stimme gesenkt, als sie ihrem Chef diese Ankündigung machte.

      Der Notar Dr. Robert von Hoyningen zuckte kaum merklich zusammen, seiner Sekretärin entging diese Reaktion nicht. »Sagen Sie, ich bin in einer Besprechung, Frau Aldekamp.«

      »Das habe ich schon, aber er …«

      Die Tür wurde geöffnet und Alexis zu Randershausen erschien. »Besprechung, soso«, bemerkte er, während er seinen Blick im Zimmer umhergleiten ließ. »Lassen Sie uns allein, Frau Aldekamp, Ihr Chef hat jetzt nämlich eine Besprechung – mit mir!«

      Iris Aldekamp warf dem Notar einen unsicheren Blick zu. Er nickte, und so zog sie sich zurück.

      Alexis ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Was soll das?«, fragte er wütend. »Sie haben für mich jederzeit zu sprechen zu sein, und das wissen Sie auch.«

      »Was wollen Sie noch, Herr zu Randershausen?«, fragte Robert von Hoyningen. Seine Stimme klang belegt, die Augen hinter der dicken Brille zuckten unruhig. Er war ein dicker kleiner Mann mit beginnender Glatze und weißer Haut. Ein Mann, den die meisten Frauen übersahen – bis sie erfuhren, wie erfolgreich im Beruf er war und wie viel er verdiente. Sobald sie im Besitz dieser Informationen waren, änderte sich ihr Verhalten ihm gegenüber schlagartig. Nur war bisher keine seiner »Beziehungen« von Dauer gewesen, obwohl ihn jede einzelne ein kleines Vermögen gekostet hatte.

      »Sie wissen genau, was ich will – und Sie wissen auch, dass Sie es mir beschaffen werden«, erklärte Alexis unbekümmert. »Es hat schon einmal wunderbar geklappt, es wird auch beim zweiten Mal wunderbar klappen. Sie und ich werden noch viel reicher werden, und das ist es doch, was wir wollen, oder?«

      Der Notar schluckte. »Mir reicht, was ich habe«, sagte er. »Und ich möchte es gern dabei belassen.«

      Alexis’ Augen wurden schmal, als er sich vorbeugte und ihn fixierte. »Was soll das denn heißen?«, fragte er mit scharfer Stimme. »Los, sagen Sie es: Was soll das heißen?«

      »Ich möchte mich an solchen … solchen Dingen nicht mehr beteiligen. Bitte, suchen Sie sich jemanden anders, Herr zu Randershausen.«

      Alexis’ Hand schoss nach vorn und legte sich mit festem Griff auf den Arm des Notars. Seine schönen blauen Augen glitzerten gefährlich. »Ich denke gar nicht daran«, erklärte er. »Außerdem kann ich weitere Mitwisser nicht gebrauchen. Sie und ich, das reicht. Im Grunde genommen ist es schon einer zu viel, aber das lässt sich ja nun einmal nicht ändern. Also hören Sie auf, so einen Unsinn zu reden. Wir machen weiter – und zwar so lange, bis ICH genug habe. Was SIE wollen, spielt dabei leider keine Rolle. Haben wir uns verstanden?«

      »Bitte, ich habe keine Nerven für …«

      Alexis sprang auf und wischte dieses Argument weg, bevor es ganz ausgesprochen worden war. »Sie lernen das schon, mein Lieber. Das erste Mal ist immer am schwers­ten, aber wenn sich erst eine gewisse Routine einstellt …«

      Im Nacken des Notars hatte sich Schweiß angesammelt, der ihm jetzt in den Kragen seines blütenweißen gestärkten Hemdes lief. »Mein Magen«, stammelte er, »ich habe einen nervösen Magen. Ich möchte das nicht mehr machen, es raubt mir die Ruhe. Schlafen kann ich auch nicht mehr.«

      Alexis stellte sich direkt vor ihn, der Blick seiner schönen Augen war kalt, ebenso wie seine Stimme. »Tut mir leid«, sagte er, »aber aussteigen können Sie nicht. Ich lasse Sie sofort hochgehen, wenn Sie es versuchen, und das wissen Sie natürlich auch. Also hören Sie auf mit die­-sem Gezeter, ich finde es lächerlich. Reißen Sie sich zusammen. Ich bin ja kein Unmensch und verlange Unmögliches von Ihnen. Und Sie sind nun einmal ziemlich gut, ich vertraue Ihnen.«

      Er betrachtete den kleinen dicken Mann, der zusammengesunken vor ihm saß und nicht aufblickte, mit kaum verhohlener Verachtung, bevor er sich abwandte und zum Fenster spazierte. »Also, können wir uns jetzt endlich über die Einzelheiten unserer nächsten Transaktion unterhalten? Ich habe nicht ewig Zeit.«

      »In Ordnung«, erwiderte der Notar mit kaum vernehmbarer Stimme.

      »Fein!« Alexis strahlte. »Also, dann hören Sie mir mal genau

      zu …«

      Als er eine halbe Stunde später die Kanzlei verließ, war er bester Laune, ließ aber einen am Boden zerstörten Robert von Hoyningen zurück.

      Iris

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