Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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aber mehr als ein paar höflich-nichtssagende Worte hatten sie noch nie mit ihm gewechselt. Sie wussten aber von Franziska, dass sie sich sowohl mit Alexis als auch mit Nora recht gut verstand. »Es ist nicht die ganz große Liebe«, hatte sie einmal freimütig gesagt, »aber ganz bestimmt ist Nora für mich nicht die böse Stiefmutter. Und Alexis kann eine Pest sein, aber das sind wahrscheinlich alle jüngeren Brüder. Dass er Nora nähersteht als ich, finde ich selbstverständlich, er ist immerhin ihr Sohn.«

      »Ich habe einen Fehler gemacht, dass ich eure Freundschaft mit Jo … nun ja, dass ich sie nicht unterstützt habe«, fuhr Nora fort. »Aber weißt du, Sofia, ihr kanntet seine erste Frau, und ich wollte nicht ständig mit Leuten zu tun haben, die mich mit ihr vergleichen. Davor hatte ich damals Angst. Heute weiß ich, dass das dumm war. Aber wenn man jung ist …«

      Du hättest diesen Fehler aber längst korrigieren können, dachte Sofia, sagte jedoch auch das nicht laut, denn noch immer fragte sie sich, warum Nora gekommen war.

      »Du sagtest, es ginge um Alexis«, erinnerte sie ihre Besucherin.

      »Ja. Er leidet unter meinem Fehler«, erklärte Nora. »Er hat mir neulich gesagt, wie schade er es findet, dass ich ihm die Bekanntschaft mit euch praktisch verbaut habe.«

      »Das verstehe ich nicht, Nora.« Sofia schüttelte den Kopf. »Er wäre uns jederzeit willkommen gewesen – er hätte doch nur Franzi einmal begleiten müssen, sie besucht uns immerhin regelmäßig, wie du sicher weißt.«

      Nora strahlte sie an. »Ich hatte so sehr gehofft, dass du das sagen würdest, Sofia, aber Alexis wollte sicher sein, dass ihr nichts gegen ihn habt, nur weil ich damals dafür gesorgt habe, dass eure Freundschaft zu Johannes … nun ja, einschläft.«

      »Dafür kann Alexis ja nichts«, bemerkte die Baronin freundlich. Sie hatte das Gefühl, dass Nora noch immer nicht alles gesagt hatte, was ihr auf der Seele lag.

      Sie irrte sich nicht, aber sie muss­te noch eine Viertelstunde warten, bis Nora es endlich zur Sprache brachte.

      »Ich hörte, dass ihr gelegentlich Gäste zu einem festlichen Abendessen einladet, Sofia …«

      »Das stimmt«, lächelte die Baronin. Sie kam sich ein wenig schäbig vor, dass sie Nora zappeln ließ, obwohl sie jetzt endlich wusste, wo­rauf diese hinaus wollte.

      Das Lächeln ihrer Besucherin wurde ein wenig starr, es fiel ihr sichtlich schwer, die Bitte auszusprechen, wegen der sie hergekommen war. »Ich wäre euch sehr dankbar, wenn in nächster Zeit auch Alexis einmal unter den Gäs­ten sein dürfte«, sagte sie.

      »Gern«, erwiderte Sofia vollkommen ruhig, »allerdings planen wir in nächster Zeit keine solche Einladung, aber sollten wir darüber nachdenken, ist uns Alexis herzlich willkommen, Nora. Wir haben ja nicht geahnt, dass er daran Interesse hat, sonst hätten wir ihn sicher schon einmal eingeladen.«

      Nora entspannte sich wieder. Sie war sichtlich erleichtert, ihr Anliegen vorgebracht zu haben – und auch darüber, dass es freundlich aufgenommen worden war.

      Sofia beobachtete sie unauffällig. Warum war Alexis mit einem Mal an Kontakten nach Sternberg interessiert?

      Sie fand keine Antwort auf diese Frage. Als Nora sich wenig später wieder verabschiedete, machte sich Sofia auf die Suche nach ihrem Mann, um ihm von diesem Besuch zu berichten.

      Baron Friedrich war nicht weniger verwundert als sie selbst. »Alexis von Randershausen?«, rief er aus. »Aber was will er denn hier? Er kennt uns kaum, und soviel ich weiß, verkehrt er sonst mit Leuten, die uns nicht unbedingt nahestehen.«

      »Schade, ich dachte, du könntest mir das erklären«, seufzte Sofia. »Ich habe jedenfalls nicht die geringste Ahnung, was er von uns will, Fritz.«

      »Es wird sich schon herausstellen«, meinte der Baron. »Komm mit, ich will dir unsere neue Stute zeigen.«

      Sie folgte ihm gern, und der Anblick des herrlichen Tiers, das ihr Mann auf der letzten Auktion erworben hatte, verdrängte Nora und ihren Sohn vollständig aus ihren Gedanken.

      Abends beim Essen erwähnte sie Noras Besuch dann aber den Kindern gegenüber und wurde besonders von Anna und Christian sofort mit Fragen überschüttet. »Wieso war sie denn hier, Mama?«, wollte Anna wissen.

      »Na ja, es scheint, als wollte sie die Entfremdung rückgängig machen zwischen uns und ihrer Familie.«

      »Mit Franziska sind wir gut befreundet«, warf Christian ein. »Da ist überhaupt keine Entfremdung.«

      »Das stimmt, aber zu ihr und ihrem Sohn besteht ja praktisch überhaupt keine Beziehung mehr, und das wollte sie offenbar gern ändern.«

      »Wir kennen Alexis überhaupt nicht«, stellte der sechzehnjährige Konrad fest, der dem Gespräch bis dahin schweigend gefolgt war.

      »Dann lernt ihr ihn eben bei nächster Gelegenheit kennen«, erklärte die Baronin. »Er ist immerhin Johannes’ Sohn, und Johannes haben wir ja sehr geschätzt.«

      »Aber wieso …«, begann Anna von Neuem, doch dieses Mal unterbrach der Baron seine Tochter.

      »Anna, keine weiteren Fragen, die wir nicht beantworten können«, bat er. »Nora war hier, sie hat praktisch eine freundschaftliche Annäherung angeboten, wir werden darauf eingehen – Ende. Mehr gibt es nicht zu sagen.«

      Die Baronin bemerkte den langen Blick, den Anna und Christian tauschten. Sie unterdrückte einen Seufzer. Die beiden witterten also wieder einmal ein Geheimnis, das es aufzuklären galt.

      Und vielleicht hatten sie ja sogar Recht damit …

      *

      »Wildschweine, Franzi!«, rief Elsbeth und rüttelte Franziska heftig an der Schulter. »Wir müssen sie irgendwie abdrängen, sie sind schon hinten im Garten. Wenn die über die morsche alte Terrasse trampeln, ist sie völlig hinüber.«

      Franziska war mit einem Schlag hellwach. Sie sprang aus dem Bett, fuhr in ihre alten Jeans und ein zerknautschtes T-Shirt und rannte hinter Elsbeth her. Die Wildschweine wüteten schon geraume Zeit in der Gegend, sie hatten befürchtet, dass sie auch auf ihrem Gelände auftauchen würden – nun war es also so weit. Jede von ihnen schnappte sich eine der Dachlatten, die sie zu diesem Zweck neben der Terrasse deponiert hatten. Mit lauten Schreien stürmten die beiden Frauen den Wildschweinen entgegen, wobei sie drohend die Dachlatten schwenkten, in der Hoffnung, dass die Eindringlinge diese Drohung verstanden.

      Doch zunächst sah es nicht so aus. Der Keiler, der die Rotte anführte, blieb zwar erst einmal verdutzt stehen und schien zu überlegen, was er von diesen schreienden Gestalten halten sollte, doch dann fasste er offenbar den Entschluss, seinen Weg fortzusetzen, denn er senkte den Kopf und rannte weiter.

      Franziska bekam es mit der Angst zu tun. Mit einem so mächtigen Tier konnte sie es niemals aufnehmen, und sie hatte nicht die Absicht, ihr Leben zu riskieren. »Zurück, Elsbeth!«, rief sie. »Lauf weg, die greifen uns an!«

      Doch bevor sie ihre Absicht in die Tat umsetzen konnten, knallte ein Schuss, dann ein zweiter, ein dritter. Eins der Tiere brach zusammen, der Keiler wandte sich um, sah, was passiert war und trat mit der Rotte den Rückzug an. Das verletzte Tier blieb zurück, quiekte und grunzte und hauchte schließlich vor den Augen der beiden entsetzten Frauen sein Leben aus.

      Im nächsten Augenblick näherten sich zwei schwarzhaarige, verwegen aussehende

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