Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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War Ihnen das nicht klar?«

      In Franziska erwachte der Zorn, obwohl ihr vollkommen klar war, dass der Mann nicht nur Recht hatte, sondern sie und Elsbeth zusammen mit seinem Gefährten auch aus einer höchst misslichen Lage befreit hatte. »Sehen wir lebensmüde aus?«, fragte sie kämpferisch. »Wir haben versucht, die Tiere zu vertreiben, das haben Sie doch gesehen.«

      »Mit Dachlatten, ja«, stellte er mit leichtem Spott in der Stimme fest. »Gestatten Sie, dass wir uns vorstellen: Ich bin Ulrich Rethmann, das ist mein Neffe Lucius.«

      »Graf Rethmann?«, fragte Franziska.

      »Da müssen Sie meinen Neffen fragen, ich verzichte gern auf meinen Adelstitel.«

      Der Jüngere der beiden Männer war dem Wortwechsel bisher stumm gefolgt, genau wie Elsbeth, die nun sagte: »Ich gehe Tee ko­-chen – oder Kaffee, falls Sie den lieber hätten. Auf den Schrecken

      hin …«

      Sie übersah Franziskas fassungslosen Blick demonstrativ.

      Ulrich von Rethmann erwiderte mit breitem Lächeln: »Tee wäre großartig, vielen Dank«, woraufhin sich Elsbeth rasch umdrehte und im Haus verschwand.

      Jetzt erst ergriff Graf Lucius von Rethmann das Wort. Er streckte die Hand aus und sagte: »Es ist mir eine Freude, dass wir uns endlich kennenlernen, Frau zu Randerhausen. Ich hatte schon mehrfach versucht, Ihnen meine Aufwartung zu machen, aber bisher hatte ich nie das Glück, Sie zu Hause anzutreffen.«

      Es blieb Franziska nichts anderes übrig, als seine Hand zu ergreifen und ihrerseits ein paar höfliche Worte zu murmeln.

      »Ein prächtiges Tier«, ließ sich nun der Onkel des jungen Grafen vernehmen, der neben der toten Wildsau am Boden kniete und sie einer genauen Untersuchung unterzog. »Am besten brechen wir sie gleich hier auf – das gibt Fleisch für viele gute Mahlzeiten. Haben Sie eine Tiefkühltruhe?«

      »Ja«, antwortete Elsbeth, die gerade mit einem großen Tablett in den Garten zurückkehrte und die Frage gehört hatte.

      Franziska atmete erleichtert auf. Offenbar hatte Elsbeth zumindest nicht vor, die beiden Männer ins Haus zu bitten. Sie musste jedoch feststellen, dass sie sich darüber gar keine Gedanken hätte machen müssen, denn Ulrich von Rethmann stellte in schöner Offenheit fest: »Das Haus braucht eine Totalsanierung, oder?«

      »Ja«, antwortete Elsbeth, die auch jetzt wieder schneller war als Franziska. »So könnte man das ausdrücken. Ich bin übrigens Elsbeth Lüders, offiziell …«

      »Elsbeth ist meine Freundin«, schnitt Franziska ihr das Wort ab.

      »Früher war ich die Haushälterin der Familie«, fuhr Elsbeth unbeirrt fort. »Aber Franziska und ich haben uns angefreundet und sind nach dem Tod ihres Vaters gemeinsam in dieses Haus zurückgezogen, das wir vor vielen Jahren verlassen hatten.«

      Franziska sah plötzlich keinen Sinn mehr darin, diesen beiden sympathischen Männern, die offenbar Augen im Kopf hatten und genau wussten, wie es um das Haus stand, noch weiter eine Komödie vorzuspielen. »Ich habe kein Geld für eine umfassende Sanierung«, sagte sie. »Dach, Heizung, Fenster, Isolierung – das ist ein Fass ohne Boden. Ich verdiene nicht schlecht als Lehrerin, aber für solche Extravaganzen reicht es einfach nicht.«

      »Und was wollen Sie machen?«, fragte Lucius und dankte Elsbeth mit einem Lächeln für den Tee.

      »Wenn ich das wüsste«, seufzte Franziska. »Wir haben im vergangenen Winter erbärmlich gefroren, und wir frieren immer noch, weil die Wände nach wie vor eiskalt sind. Das ganze Haus ist eine Eishöhle.«

      Die beiden Männer hatten mittlerweile auf zwei großen Steinen Platz genommen, Franziska und Elsbeth taten es ihnen gleich. Die tote Wildsau lag einige Meter von ihnen entfernt.

      »Ich könnte einiges machen«, ließ sich Ulrich vernehmen, nachdem er seine Blicke prüfend über die alten Mauern hatte gleiten lassen. »Aber natürlich nicht alles. Und Material kostet ja auch Geld.«

      »Ich kann Sie nicht bezahlen, Herr von Rethmann«, stellte Franziska fest.

      »Ich habe nicht gesagt, dass ich bezahlt werden will«, erwiderte er gelassen.

      »Dann kann ich Ihre Hilfe erst recht nicht annehmen«, sagte sie.

      Lucius schaltete sich ein. »Doch«, erklärte er, »das können Sie. Mein Onkel hat sein Haus ganz allein gebaut, er lebt als Selbstversorger und kennt die Probleme, die Sie hier zurzeit haben, ziemlich genau, glauben Sie mir.«

      Elsbeth beugte sich vor. »Sie haben ganz allein ein Haus gebaut?«, fragte sie ungläubig.

      Er lächelte. »Ja, habe ich. Ich habe mir alles, was ich dafür wissen musste, selbst angeeignet. Natürlich habe ich es ständig von Fachleuten überprüfen lassen, damit auch alles seine Ordnung hatte, und manchmal habe ich mir Hilfe geholt, aber das meiste habe ich allein gemacht. Ich hatte ja viel Zeit. Ich brauchte zunächst nur ein Zimmer und ein Bad, den Rest habe ich nach und nach fertiggestellt. Ist schön geworden – jedenfalls passend für meine Bedürfnisse.«

      »Es ist schön!«, bekräftigte Lucius.

      »Für meine Familie ist es allerdings nicht mehr als eine Hütte«, berichtete Ulrich amüsiert. »Aber die haben für meine Art zu leben ohnehin kein Verständnis.« Er stand auf. »Wir sollten uns an die Arbeit machen«, sagte er. »Hilfst du mir, Lucius?«

      Der junge Graf nickte und sprang auf. »Wo?«, fragte er. »Haben Sie irgendwo einen großen Tisch?«

      »Wir könnten die alte Tischtennisplatte nehmen«, schlug Elsbeth vor. »Die steht auf der Terrasse, kein Mensch braucht sie.«

      »Gute Idee«, bemerkte Ulrich beifällig.

      »Aber mehr als das halbe Tier brauchen wir nicht«, stellte Franziska fest. »Außerdem haben Sie es erlegt.«

      »Gut, dann teilen wir.« Ulrich lächelte erfreut. »Ich esse für mein Leben gern Wildgulasch«, gestand er.

      Voller Bewunderung sahen die beiden Frauen zu, wie geschickt er mit Lucius’ Hilfe zu Werke ging, um die Wildsau zu zerlegen. Das ge­schah so schnell, dass sie nur staunen konnten. Was sie mitnehmen wollten, wurde in Plastik gewickelt in Ulrichs Auto geladen, das in der Nähe geparkt war.

      »So«, sagte er, nachdem er sich in der alten Gutsküche gesäubert hatte, »nun kommen wir zurück zum Haus. Soll ich ein paar Sachen machen hier?«

      Franziska warf Elsbeth und danach dem jungen Grafen ratlose Blicke zu. »Ich weiß nicht«, erwiderte sie zögernd. »Das kann ich doch nicht annehmen, Herr von Rethmann …«

      »Natürlich sollen Sie hier einiges machen«, widersprach Elsbeth. »Wieso zierst du dich, Franzi? Wir brauchen Hilfe, und Herr von Rethmann bietet sie dir an. Wo ist denn das Problem?«

      »Bravo!«, rief Ulrich erfreut. »Genauso sehe ich das auch, Frau Lüders.«

      »Wir kennen uns nicht, und ich kann doch nicht einfach ein solches Angebot annehmen – noch dazu, wenn Sie nicht einmal bezahlt werden wollen«, sagte Franziska ratlos. Außerdem …« Sie brach ab. Natürlich brauchten sie Hilfe, aber so sympathisch sie die beiden Männer fand – sie blieben dennoch Fremde.

      »Ich

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