Das Rätsel der Arche Noah. Timo Roller
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Mithilfe eines kurdischen Arbeiters gelang es zwei Mitarbeitern von Randall Price, zur NAMI-Fundstelle zu gelangen. Die installierten Räume waren durch die Bewegung des Gletschers und durch Felsstürze inzwischen unzugänglich geworden. Don Patton fand jedoch ein Stück Holz, eindeutig ein auf alt getrimmtes modernes Brett – im Report sind Fotos davon zu sehen. Der »Fundort« soll sich an den Koordinaten 39.6876N, 44.2874E sowie 39.6877N, 44.2877E befinden.34
NAMI hatte auf ihrer Internetseite schon im Frühjahr 2010 auf die Anschuldigungen von Randall Price reagiert. Sie behaupteten, es sei nicht möglich, so viel Baumaterial in große Höhen zu transportieren. Auch auf dieses Argument geht Price in seiner Schrift ein, indem er Bilder von einem Generator zeigt, den sein eigenes Team zum Gipfel transportiert hat und der »mehrere hundert Pfund wiegt«35.
Im Dezember 2010 war allerdings auf der NAMI-Internetseite eine Stellungnahme zu den massiven Vorwürfen zu finden: Die von Price und Patton identifizierte Fundstelle sei falsch, der kurdische Arbeiter aufgrund seiner Anonymität unglaubwürdig. Die Motivation der Gegner wurde infrage gestellt und die Reputation von Patton angezweifelt. Darüber hinaus wurde auf die einzelnen Kritikpunkte und Fragestellungen nicht eingegangen. NAMI versprach, »in naher Zukunft weitere Informationen über die Entdeckung zu veröffentlichen«.36 Seither wurde jedoch nichts weiter unternommen, als DVDs zu produzieren, die im asiatischen Raum verkauft werden. Inzwischen kann der Film mit deutschen Untertiteln auf Youtube angeschaut werden.37 Ein neues Buch des dänischen Autors Henri Nisson beruft sich ebenfalls auf den zweifelhaften Fund.38 Auch in Deutschland wurde von einzelnen Personen die neue Sensation als Bestätigung der biblischen Glaubwürdigkeit eine Zeit lang in die Gemeinden getragen.
Es ist traurig und für das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Bibel äußerst schädlich, wenn sich wieder einmal eine vermeintliche Sensation als Falschmeldung herausstellt. Meine anfängliche Skepsis hat sich bestätigt und wohl kein Bibelwissenschaftler wird dem NAMI-Fund Glauben schenken können. Ich bedaure sehr, dass solche Fälschungen nicht nur viele Christen verwirren, sondern auch zu Todesopfern führen können, wie die Meldung des vermissten Briten Donald Mackenzie zeigte39. Dieser 47-jährige Abenteurer hatte sich im Herbst 2010 im Alleingang zum Ararat aufgemacht, um die Arche zu finden – seither ist er verschollen. Der Aufwand an Zeit, Geld und persönlichem Einsatz ist also nach wie vor sehr hoch – zu hoch!
Eine berühmte Arche-Sucherin ist Donna D’Errico, Darstellerin in der Fernseh-Serie »Baywatch« und – zum christlichen Glauben bekehrtes – Playmate des Monats September 1995. Im Jahre 2012 erlebte sie auf dem Ararat einen Absturz, nachdem sie eine Fundposition des angeblichen Augenzeugen Ed Davis untersuchen wollte. Sie konnte ihre Aktion gut vermarkten, doch dies war weniger ein wissenschaftliches Unternehmen als ein – gefährliches – Abenteuer. Im August 2013 war sie noch einmal auf dem Berg, doch außer einer Erkältung und Verletzungen bei ihren Begleitern blieb die Suche ohne Ergebnis. In einem Facebook-Kommentar schrieb sie: »Der Widersacher möchte nicht, dass die Arche gefunden wird«40.
In seinem Report über die China-Arche berichtete Randall Price auch über die Expedition seines eigenen Teams »Ark Search LCC« unter der Leitung von Dr. Richard Bright: Mittels Bodenradar-Untersuchungen habe man eine große, offensichtlich von Menschen gemachte Struktur identifiziert, bei der es sich um Holz handeln könnte. Der Fundort liege auf 5100 Metern Höhe. Inzwischen hatte das Team einen tiefen Schacht ins Eis gegraben und soll sich nur noch wenig über der vermeintlichen Struktur befunden haben. Price war Anfang 2013 optimistisch: »Im fünften Jahr wird die Expedition mit einer Erkundungsbohrung beginnen, um die genaue Tiefe zu bestimmen, in der die Konstruktion liegt, und um Bohrproben zu erhalten, die dann untersucht werden können, um das Alter der Konstruktion zu ermitteln. Darauf folgt eine neue 3-D-geophysikalische Untersuchung, um den genauen Ausgrabungsplatz festzulegen und ausgehend von den bisher gesammelten Daten die Konstruktion auf Bildern so genau wie möglich darzustellen.«41
Randall Price bei einer Israel-Konferenz 2009 in Deutschland
Wie Randall Price während eines Vortrages in Deutschland erzählte, konnten 2012 anhand von Daten, die über einen Spionagesatelliten gewonnen wurden, die genauen Stellen ermittelt werden, an denen die Forscher dann ins Eis gruben. Price zeigte Bilder von Holzsplittern, die einem Bohrkern entnommen wurden. Die Datierung eines der Splitter habe das 16. Jahrhundert n.Chr. ergeben. 2013 gab es wohl keine weiteren Ergebnisse. Der ausgehobene Schacht wurde nach dem langen Winter aufgefüllt vorgefunden. Ich halte Randall Price für einen ernsthaften Bibelwissenschaftler und schätze besonders seine biblisch fundierten Ausführungen über Israel. Doch per Handzeichnung weitergegebene Satelliteninformationen, in letzter Minute von Helfern aufgefundene Holzsplitter sowie sehr interpretationsbedürftige Radardaten lassen zumindest Raum für gewisse Zweifel an der Integrität aller Mitglieder des Forschungsteams und der Zuverlässigkeit der zugrunde liegenden Daten.
Randall Price jedenfalls hofft, dass das Auffinden der Arche ein wichtiger Hinweis sein könnte: »Heute ist diese ›Arche‹ Jesus Christus. Er ist der einzige Weg zur Erlösung und die einzige Möglichkeit, vor dem kommenden Gericht Gottes in Sicherheit gebracht zu werden.«42 Allerdings ist für mich fraglich, ob ein solcher Beweis für Skeptiker wirklich überzeugend wäre – heißt es doch in 2. Petrus 3,3 unter Hinweis auf das Ereignis der Sintflut (Vers 6), »dass in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden, die nach ihren eigenen Begierden wandeln«. Könnten die Menschen im Angesicht einer wahrhaften Arche aus dem Eis noch spotten? Vielleicht.
Ein Astronaut auf dem Ararat
Die immer noch stattfindenden Expeditionen der letzten Jahre gehen auf die für diese Forscher nach wie vor überzeugenden Augenzeugenberichte zurück. Die Arche-Jäger sind tiefgläubige Christen mit zum Teil besten Motiven und hoher Opferbereitschaft. Und doch scheinen sie sich zu viel zu versprechen. Prominenz und Geld als günstige Voraussetzungen brachten auch den Mond-Astronauten James Irwin (1930–1991) mehrmals auf den Ararat. Er war ein gläubiger Christ und sein Buch »Höher als der Mond« ist auch auf Deutsch erschienen. Seine Mondlandung beschreibt er so:
»›Okay, Houston. Der Falke ist auf der Ebene beim Hadley.‹ Es war überwältigend aufregend, aber jetzt konnte ich es glauben. Dave und ich waren auf dem Mond. Wir blickten über ein schönes kleines Tal. Auf drei Seiten waren wir von hohen Bergen umgeben, und eineinhalb Kilometer im Westen lag die tiefe Schlucht der Hadley-Rille. Die großen Apenninen leuchteten goldbraun in der frühen Mondmorgensonne. Es war wie in einem kleinen Hochtal in den Bergen von Colorado, hoch über der Baumgrenze. Es war aufregend, einen Ort zu erforschen, wo noch nie ein Mensch gewesen war, aber eines war noch aufregender und packte mich im Innersten: Ich konnte hier Gottes Gegenwart spüren. Während der drei Tage, die wir den Mond erforschten, sah ich einige Male auf zur Erde – ein schwieriges Manöver in dem sperrigen Raumanzug –, und dieser schöne, warme, lebendige Planet sah so fein und zart aus, als würde er auseinanderbröckeln, wenn man ihn mit dem Finger berührte. Solch ein Anblick muss einen Menschen einfach ändern, muss ihm die Schöpfung und die Liebe Gottes groß machen.«43
Irwin war mehrmals vergeblich auf dem Ararat und resümiert in einem anderen Buch44:
»Der Grund unserer Expedition war, einen wissenschaftlichen Beweis für die Existenz der Arche zu erbringen. Wir fanden keinen.«45
»Wir haben nicht ein Bruchstück eines Beweises für die Arche gefunden, keine Spur davon.