Das Rätsel der Arche Noah. Timo Roller
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»Augenzeugen«
Als die bis heute zuverlässigsten Augenzeugenberichte gelten die unabhängigen und doch auffällig übereinstimmenden Erzählungen des Armeniers George Hagopian, des russischen Fliegers Wladimir Raskowitskis und des US-Soldaten Ed Davis. An diesen drei Zeugen hielt zuletzt im Oktober 2011 Rick Lanser fest, um den Ararat als Landeplatz gegenüber der später noch ausführlich zu diskutierenden Alternative, dem 300 km südwestlich gelegenen Berg Cudi, zu untermauern.14 Er führt das biblische Prinzip (Matthäus 18,16; 5. Mose 19,15) der zwei oder drei Zeugen an, die man nicht so einfach als unglaubwürdig beiseite wischen könne, wie dies die Vertreter der Cudi-These – namentlich Bill Crouse – machen würden.
Hagopians Geschichte lautet wie folgt:
»Mein Großvater war der Priester der großen armenischen Kirche in Wan [am Wan-See], und er hatte mir oft von dem heiligen Schiff auf dem heiligen Berg erzählt. Und eines Tages sagte dann mein Onkel zu mir: ›Komm, Junge, ich will dir die heilige Arche zeigen.‹ Wir beluden seinen Esel mit Proviant und machten uns beide auf die Wanderung hinauf zum Ararat. Mir wurden vom Laufen die Füße wund, und der Esel wollte immer anders lang als wir, doch wir zogen immer weiter hinauf. Als wir auf ungefähr halber Höhe angelangt waren, lud sich der Onkel den Proviant selbst auf den Rücken und mich obendrein. Wir stiegen und stiegen ...
Insgesamt, also vom Aufbruch in Wan an, brauchten wir fast acht Tage, bis wir zu der Stelle auf dem heiligen Berge kamen, wo, wie der Großvater und der Onkel gesagt hatten, das heilige Schiff ruhte. Dass mich der Onkel gerade in jenem Jahr dort hinführte, hatte seinen Grund wohl darin, dass es ein mildes Jahr mit nicht viel Schnee war, so wie es dort nur alle zwanzig Jahre eines gibt. Und dann kamen wir an die Arche. Um uns herum wurde es neblig und dunkel. Der Onkel warf sein Bündel ab, und gemeinsam begannen wir, gegen die Seite des Schiffes Steine hochzuschichten. Nicht lange, und wir hatten einen hohen Stapel, eine richtige Treppe aufgetürmt. ›Komm her‹, sagte der Onkel und zog mich am Arm zu sich heran. ›Du wirst jetzt auf das heilige Schiff hinaufklettern.‹
Damit hob er mich auf seine Schultern und stieg so mit mir die Steine hinauf. Als er oben angelangt war, packte er mit beiden Händen meine Knöchel und begann, mich hochzuschieben. ›Fass nach oben‹, rief er. ›Halt dich am Rand fest und zieh dich empor!‹ Als ich mich dann auf dem Dach aufrichtete und hochstellte, konnte ich das ganze Schiff überblicken. Es war sehr lang und vielleicht zwölf Meter hoch. ›Schau in die Arche hinein‹, rief der Onkel zu mir hinauf. ›Such die Luken, vor allem die große. Guck hinein und sag mir, was du siehst.‹ Vor Kälte und auch vor Angst zitternd, schaute ich in die Runde. Ja, die Luke war da, ein großes, gähnendes Loch. Ich spähte in die dunkle Öffnung hinein, sah aber nichts. Dann kniete ich nieder und küsste die heilige Arche. Ihr Dach war mit einer dünnen Schicht von frischgefallenem Schnee bedeckt. Doch als ich etwas davon beiseitefegte, sah ich, dass da grünes Moos wuchs. Ich kratzte ein Stückchen ab – und es kam Holz zum Vorschein. Die Maserung war deutlich zu erkennen. Durch dieses Moos fühlte sich die Arche weich und wie vermodert an. Ich erinnere mich, dass sich auf dem Dach außer der einen großen Öffnung noch lauter kleine befanden. Und zwar von vorn bis hinten durch. Wie viele, kann ich nicht genau sagen, aber es müssen mindestens fünfzig gewesen sein; sie zogen sich in kleinen Abständen das ganze Mittelstück entlang. Der Onkel erklärte mir, das wären Belüftungslöcher. Das Dach war flach bis auf eben jenen erhöhten schmalen Teil mit den Löchern, der vom Bug bis zum Heck reichte. Ich weiß auch noch, dass der Onkel sein Gewehr nahm und in die Wand der Arche schoß, die Kugel aber nicht eindrang. Danach zog er sein langes Jagdmesser aus dem Gürtel und hämmerte mit dem schweren Griff ein winziges Stück Holz von der Wand los. Dann stiegen wir den Berg wieder hinab und kehrten nach Wan zurück.
Ich habe die Arche dann noch einmal gesehen. Wenn ich mich recht erinnere, war das 1904. Wir waren auf Wallfahrt am Berg, um nach heiligen Blumen zu suchen, und da ging ich wieder zur Arche hin. Sie sah noch ganz genauso aus, es hatte sich nichts verändert. Diesmal stieg ich nicht hinauf aufs Dach, sondern blieb an der Seite, sodass ich mir die ganze Arche gut anschauen konnte. Sie ruhte auf einem steil abfallenden, an die 800 bis 900 Meter breiten Felsplateau aus bläulich-grünem Gestein. Unter anderem fiel mir auf, dass überhaupt keine Nägel zu sehen waren, das ganze Schiff schien aus einem einzigen Stück von versteinertem Holz gebaut.«15
In einem alten Traktat wird das Erlebnis des Russen Wladimir Raskowitski geschildert:
»Ich umkreiste den schneebedeckten Berg einigemal und flog dann auf der Südseite desselben abwärts, als ich dort einen kleinen Gebirgssee erblickte, der wunderbar schön aussah, aber auf der Schattenseite noch überfroren war. Wir kreisten länger umher und kamen wieder näher, um den schönen Anblick noch einmal zu genießen. Plötzlich drehte sich mein Begleiter um, und fing an etwas zu rufen, indem er auf die Seite des kleinen Sees zeigte, wo das Wasser seinen Abfluss hatte. Ich blickte hin und bin vor Erstaunen fast ohnmächtig geworden. ›Ein Unterseeboot‹, rief ich aus. Nein, das war es nicht, denn es hatte kurze und dicke Masten und das Dach war abgerundet. Welch sonderbar aussehendes Fahrzeug. Es sah so aus, als ob der damalige Schiffbauingenieur erwartet hätte, dass die Wogen darüber hinwegrollen sollten. Es war so gebaut, dass es sich gleich einem großen Baumstamm im Wasser wälzen konnte, und die kurzen, dicken Masten konnten genügend Segel aufnehmen, um es so zu halten, dass es die Wellen bei stürmischem Wetter vor sich hat. (Jahre hernach sah ich auf den großen Seen sogenannte ›Walfischrücken‹, mit ebensolchen abgerundeten Verdecken, die zum Transport der Erze gebraucht wurden.) Wir flogen abwärts und so nahe heran, wie wir es ungefährdet tun konnten, und umkreisten die Stelle mehrmals. Zu unserem Erstaunen bemerkten wir, dass der hölzerne Bau, den wir sahen, sehr groß war, von der Größe eines modernen Kriegsschiffes. Dieses Wrack befand sich am Ufer des erwähnten Gebirgssees, und war ungefähr ein Viertel unter Wasser. Auf der einen Vorderseite war es teilweise abgerissen, und auf der andern Seite war eine große Öffnung, ungefähr 20 Fuß im Quadrat, aber die Türe fehlte. Dies schien außerordentlich, da man heute selbst auf den größten Schiffen kaum halb so große Eingänge macht. Nachdem wir alles, was wir vom Flugzeug aus sehen konnten, gesehen hatten, flogen wir zurück zum Landungsplatz. Als wir von unserm Fund erzählten, wurde viel gelacht. Man wollte uns nicht glauben, was wir den Leuten auch kaum verdenken konnten. Es würde zu weit führen, alle Bemerkungen anzuführen, die gemacht wurden. Der Kapitän hingegen nahm die Sache ernst, er stellte eine Anzahl Fragen und sagte dann: ›Nehmt mich dorthin, ich will mir die Sache selbst ansehen.‹ Wir flogen hin und kehrten dann wieder zu dem Landungsplatz zurück. ›Was halten Sie davon‹, frug ich den Kapitän, als er aus dem Flugzeug stieg. ›Es ist erstaunlich‹, sagte er. ›Wissen Sie, was für ein Schiff das ist, das Sie dort oben gesehen haben?‹ – ›Nein, das weiß ich nicht.‹ – ›Haben Sie jemals von der Arche Noahs gehört?‹ – ›Ja, das wohl, aber ich verstehe nicht, wie die Legende von der Arche Noahs mit diesem so befremdend aussehenden Ding, vierzehntausend Fuß hoch auf dem Gebirge, in Verbindung gebracht werden könnte.‹ – ›Dieses befremdend aussehende Ding, wie Sie es nennen, ist die Arche Noah‹, sagte der Kapitän. ›Nahezu fünftausend Jahre lang hat sie dort geruht. Da es dort neun oder zehn Monate im Jahr nicht auftaut, sondern fest gefroren bleibt, ist das Holz nicht verfault. Sie war sozusagen in einem Kühlraum die ganze Zeit hindurch aufbewahrt. Sie haben die wunderbarste Entdeckung unseres Zeitalters gemacht.‹«16
Im gleichen Heftchen wird ein weiterer Augenzeuge aufgeführt:
»Im Sommer des Jahres 1948 wurde das armenische Hochland von einer außerordentlichen Hitzewelle heimgesucht, sodass auch die höchsten Berge ihrer jahrtausendealten Schnee- und Eisschichten beraubt wurden. Als nun ein kurdischer Bauer namens Mehmet Rachid im Monat September eines Tages den Berg Ararat bestieg, blieb er in einer Höhe von etwa 3500 Metern plötzlich erstaunt stehen. Er erblickte nämlich auf einem Plateau des Berges ein riesiges, schiffähnliches Gebilde, das er bei früheren Besteigungen nie gesehen hatte, weil der ewige Schnee es verborgen gehalten hatte. Er kletterte so nahe wie nur möglich heran und stellte fest, dass es von vorne gesehen einem