Das Rätsel der Arche Noah. Timo Roller

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Das Rätsel der Arche Noah - Timo Roller

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schlug man uns plötzlich – nachdrücklich! – vor, dass man uns ein Auto bestellen würde, das uns nach Urfa brächte: In einer Stunde sollte es losgehen! Wir packten eilig die Koffer, verabschiedeten uns von den Verantwortlichen der Universität und beluden das Fahrzeug. Es war recht eng mit dem ganzen Gepäck und fünf Personen.

      Bill Crouse, Gordon Franz, John Baumgardner und ich wurden dann fast nonstop nach Urfa gefahren – eine sehr trostlose Strecke von 370 Kilometern. Der Fahrer, der kein Englisch sprach, telefonierte des Öfteren mit seinen beiden Handys – vermutlich, um irgendwen über unsere Abreise auf dem Laufenden zu halten. Immerhin konnten wir ihn noch dazu veranlassen, unterwegs in Nusaybin zu halten, dem antiken Nisibis. Dort besuchten wir die Kirche des heiligen Jakob aus dem vierten Jahrhundert, eines Geistlichen, der im Zusammenhang mit der Arche eine entscheidende Rolle spielt.1

      Innerhalb von wenigen Stunden war also aus einer Reise mit vielversprechendem Symposium und der berechtigten Hoffnung auf den Besuch der wichtigen Stätten ein Unternehmen geworden, das den offenbar wieder aufkeimenden politischen Problemen zwischen dem türkischen Militär und der kurdischen PKK zum Opfer gefallen war.

      Wie sich herausstellte, war das kurdische »Festival«, das am Berg stattfand, eine Art Demonstration. Zunächst war die Versammlung türkischen Medien zufolge als Umweltschutzaktion gegen ein neues Kraftwerk und einen Staudamm ausgegeben worden – es gab dann aber auch recht deutliche Proklamationen für die Befreiung des seit 1999 inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan und für die Unabhängigkeit der Kurden. Trotz Sperrung aller Zufahrtswege durch das Militär trafen sich mehr als tausend Demonstranten. Für uns Forscher aus dem Ausland hatte dies zur Folge, dass unsere Anwesenheit in Sirnak nicht länger erwünscht war, da man »keine Verantwortung für unsere Sicherheit« gewährleisten konnte.

      Immerhin waren die Tage in Urfa, Harran und Göbekli Tepe im Hinblick auf die Geschichte der Bibel sehr ergiebig, wenn es auch nur noch eine Studienreise war und keine Entdeckungsreise auf der Suche nach der Arche Noah.

Unterwegs in Richtung Urfa

      Unterwegs in Richtung Urfa

      2. Noah und die Sintflut:

      Glaube im Grenzbereich

      »Und der Herr sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich gerecht vor mir erfunden in dieser Generation. Von allem reinen Vieh sollst du je sieben zu dir nehmen, ein Männchen und sein Weibchen; und von dem Vieh, das nicht rein ist, je zwei, ein Männchen und sein Weibchen; auch von den Vögeln des Himmels je sieben, ein Männliches und ein Weibliches: um Nachwuchs am Leben zu erhalten auf der Fläche der ganzen Erde! Denn noch sieben Tage, dann lasse ich auf die Erde regnen vierzig Tage und vierzig Nächte lang und lösche von der Fläche des Erdbodens alles Bestehende aus, das ich gemacht habe. – Und Noah tat nach allem, was der Herr ihm geboten hatte. Und Noah war 600 Jahre alt, als die Flut kam, Wasser über die Erde. Und Noah und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne gingen mit ihm vor dem Wasser der Flut in die Arche. Von dem reinen Vieh und von dem Vieh, das nicht rein ist, und von den Vögeln und von allem, was auf dem Erdboden kriecht, kamen je zwei zu Noah in die Arche, ein Männliches und ein Weibliches, wie Gott dem Noah geboten hatte. Und es geschah nach sieben Tagen, da kam das Wasser der Flut über die Erde. Im 600. Lebensjahr Noahs, im zweiten Monat, am siebzehnten Tag des Monats, an diesem Tag brachen alle Quellen der großen Tiefe auf, und die Fenster des Himmels öffneten sich. Und der Regen fiel auf die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte lang. An ebendiesem Tag gingen Noah und Sem und Ham und Jafet, die Söhne Noahs, und die Frau Noahs und die drei Frauen seiner Söhne mit ihnen in die Arche, sie und alle Tiere nach ihrer Art und alles Vieh nach seiner Art und alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen, nach ihrer Art und alle Vögel nach ihrer Art, jeder Vogel jeglichen Gefieders. Und sie gingen zu Noah in die Arche, je zwei und zwei von allem Fleisch, in dem Lebensodem war. Und die, die hineingingen, waren je ein Männliches und ein Weibliches von allem Fleisch, wie Gott ihm geboten hatte. Und der HERR schloss hinter ihm zu. Und die Flut kam vierzig Tage lang über die Erde. Und das Wasser wuchs und hob die Arche empor, sodass sie sich über die Erde erhob. Und das Wasser schwoll an und wuchs gewaltig auf der Erde; und die Arche fuhr auf der Fläche des Wassers. Und das Wasser schwoll sehr, sehr an auf der Erde, sodass alle hohen Berge, die unter dem ganzen Himmel sind, bedeckt wurden.« (1. Mose 7,1-19)2

      In kurzen, klaren Sätzen beschreibt die Bibel die Sintflut und die Rettung Noahs, seiner Familie und der Tiere durch Gottes Gnade. Die meisten Menschen des 21. Jahrhunderts können damit nur noch wenig anfangen und halten die Geschichte für ein nettes Märchen. Auch viele Christen halten den Sintflutbericht und die ersten Kapitel der Genesis insgesamt für Mythen aus grauer Vorzeit.

      Haben die biblischen Hauptpersonen wirklich gelebt? Selbst an der wirklichen Existenz von König David zweifeln heute bibelkritische Archäologen. Doch ein glaubwürdiger geschichtlicher Hintergrund der biblischen Berichte ist mindestens zurück bis Mose rekonstruierbar. Auch das biblisch überlieferte kulturelle und sprachliche Umfeld der Abraham-Geschichten stimmt mit der Wirklichkeit überein. So wurden Hinweise auf Abrahams Vater Terach gefunden und auch die Städte Harran, Sichem, Sodom und Gomorra haben in jener Zeit existiert. Die Anwesenheit Josefs in Ägypten kann im Rahmen einer »revidierten Chronologie« nachgewiesen werden.3

Ruinen auf dem Ausgrabungshügel: Harran war in der Zeit Abrahams eine bedeutende Stadt.

      Ruinen auf dem Ausgrabungshügel: Harran war in der Zeit Abrahams eine bedeutende Stadt.

      Und Noah? Der Erbauer der Arche und Überlebende der Sintflut steht offenbar an einem Wendepunkt der Glaubwürdigkeit biblischer Überlieferung. Ist die Erzählung von Noahs Flut ein Fantasy-Märchen, eine uralte Sage, ein Mythos? Oder war Noah ein Mensch aus Fleisch und Blut, der tatsächlich mithilfe eines riesigen Schiffes eine weltweite Flut überlebte? Kann die Wahrheit irgendwo dazwischenliegen? Ein 2014 anlaufender Kinofilm zeigt die Hauptfigur »Noah« als Actionheld und Umweltaktivist. Eine Sagengestalt, auf die heutige Ideen projiziert werden. Ein Held, der sich um die Bewahrung der Schöpfung kümmert. Die Schuld der Menschen gegenüber dem Schöpfer bleibt dabei im Hintergrund. Der Film zeigt aber auch die Sintflut in ihrer fatalen und zerstörerischen Wucht.4

      Alte und neue Medien

      Meine zunächst virtuelle Expedition auf der Suche nach Noah und seiner Arche führte zu den digitalen Archiven uralter Keilschrifttexte und zu unentdeckten Plätzen auf dem virtuellen Globus von Google Earth. Facebook, E-Mail und diverse Suchmaschinen förderten Faszinierendes zutage. Das Internet hat Recherchemöglichkeiten eröffnet, die es in dieser Art vor wenigen Jahren noch nicht gab. Doch auch in der heutigen Zeit blieb der Weg in Büchereien und zu Menschen, die mir handgeschriebene Notizen gezeigt haben, natürlich unverzichtbar. Eine Reise in die Südosttürkei und den Besuch des potenziellen Landeplatzes der Arche Noah hielt ich noch bis vor wenigen Monaten für undurchführbar, doch vom 25. September bis 2. Oktober 2013 konnte ich dort sein und mir einen Eindruck von der Gegend verschaffen. Die Landschaft, die mir von ungezählten Fotos und Satellitenaufnahmen bereits so vertraut war, sah ich nun mit eigenen Augen.

      Und doch bleibt die Suche nach der Arche Noah vorerst offen und weiterhin spannend. Während am berühmten Ararat noch verbissen immer tiefer ins Gletschereis gebohrt wird, sind archäologische Grabungen am von mir vertretenen alternativen Landeplatz – nämlich auf dem Gipfel des Cudi Dagh – noch für absehbare Zeit Zukunftsmusik. Außerdem ist aufgrund der historischen Überlieferung und der geografischen Gegebenheiten mit einem unzweifelhaften

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