Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden

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geriet ins Schwärmen, doch Katja verdrehte die Augen.

      »Was will er hier? Ich dachte, ich hätte ihm bei unserem letzten Treffen unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß ich nicht interessiert bin. Außerdem ist er viel zu alt.«

      »Das spielt doch keine Rolle. Das Wichtigste ist, daß er aus gutem Hause stammt. Ich weiß schon, daß du meine Ansichten als altmodisch empfindest, aber in dieser Hinsicht war ich mit deinem Großvater schon immer einer Meinung.«

      »Ich wußte gar nicht, daß du irgend etwas gut fandest, was Opa gesagt oder getan hat«, entfuhr es Katja.

      Eine schallende Ohrfeige war die Antwort.

      »Sprich nicht so über meinen Vater! Er hatte auch seine guten Seiten, auch wenn er sie nicht oft gezeigt hat«, ereiferte sich Katharina. »Und jetzt steh endlich auf! Herr Maslowski wird nicht ewig warten.«

      Katja überlegte kurz, entschloß sich dann aber, den Wünschen ihrer Mutter Folge zu leisten. Sie würdigte sie keines Blickes, als sie ins Bad ging und mit einem nassen Waschlappen ihre feuerrote Wange kühlte, doch das interessierte Katharina wenig. Sie hatte erreicht, was sie wollte. Ihre widerspenstige Tochter würde sich mit Bertram Maslowski treffen, das war die Hauptsache. Zufrieden mit ihrem Erziehungserfolg eilte sie die breite Treppe hinunter in den Salon.

      »Es tut mir leid, daß Sie so lange warten müssen, aber Katja macht sich gerade frisch nach dem Frühsport«, lächelte sie beflissen.

      Fast wäre Bertram vor lauter Abscheu das Lächeln auf den Lippen gefroren, doch er machte gute Miene zum bösen Spiel.

      »Das macht gar nichts, Frau Petzold. Für eine schöne Frau wartet man gern.«

      »Sie sind so charmant. Darf ich Ihnen inzwischen etwas zu trinken bringen, einen Martini vielleicht?« erkundigte sich Katharina eifrig.

      »Nein danke, ich trinke tagsüber nie Alkohol. Wenn Sie vielleicht ein Glas Wasser hätten«, antwortete Bertram nonchalant und schnippte lässig einen Flusen von seinem teuren Maßanzug.

      Während sie dem Hausmädchen auftrug, das Gewünschte in den Salon zu bringen, konnte Katharina ihr Glück gar nicht fassen. Was für eine vielversprechende Verbindung für die beiden Familien stand da bevor! Sie nahm sich vor, alles dafür zu tun, daß Katja vernünftig wurde und sich den Italiener so schnell wie möglich aus dem Kopf schlug. Diese einmalige Chance durften sie sich nicht entgehen lassen.

      »Hallo, Herr Maslowski, was machen Sie denn hier?« begrüßte Katja den Besucher endlich salopp, nachdem sie sich betont langsam angezogen hatte.

      »Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich schaue mal vorbei und bedanke mich für den netten Abend neulich.« Er lächelte gewinnend, doch Katja blickte ihn nur verständnislos an.

      »Erstens ist das schon über drei Wochen her, zweitens kann ich mich nicht daran erinnern, daß er besonders nett war«, antwortete Katja verletzend.

      Doch so schnell ließ sich Bertram nicht einschüchtern. In den dreißig Jahren seines Lebens hatte er viele Erfahrungen mit Frauen gesammelt, und Katja war noch zu jung, um sich ihm auf Dauer entziehen zu können. Deshalb lächelte er nun nachsichtig.

      »Warum haben Sie so ein rotes Gesicht? Ah, ich vergaß, daß Sie beim Frühsport waren«, lenkte er das Gespräch in eine, wie er meinte, unverfängliche Richtung.

      Verwirrt starrte Katja ihn an. Sie wollte schon eine patzige Antwort geben, als ihr einfiel, daß diese Ausrede nur von ihrer Mutter stammen konnte, die damit ihre rote Wange gerechtfertigt hatte. Da sie sich selbst nicht die Blöße geben wollte, mit neunzehn Jahren noch von ihrer Mutter geschlagen zu werden, nickte sie nur stumm.

      »Welche Sportarten betreiben Sie?« fragte Bertram weiter.

      »Alles Mögliche. Laufen, Biken, Beach-Volleyball. Aber am liebsten gehe ich immer noch reiten«, antwortete Katja, scheinbar ganz zahm geworden.

      Bertram freute sich schon über seinen leichten Sieg. Er konnte nicht ahnen, daß Katja nur fieberhaft überlegte, wie sie ihn möglichst schnell loswerden konnte.

      »Das ist ja wunderbar!« rief er enthusiastisch aus. »Sie müssen unbedingt mit mir auf das Gestüt meines Vaters kommen. Das wird Ihnen gefallen.« Diese Neuigkeit interessierte Katja allerdings tatsächlich, da sie richtiggehend pferdefanatisch war.

      »Ihr Vater hat ein Gestüt?« fragte sie vorsichtig.

      »Ein kleines nur, eine Art Hobbyzucht. Was halten Sie davon, wenn wir heute nachmittag zusammen ausreiten?«

      Katja war hin und her gerissen, doch der Gedanke, mit Bertram allein auf weiter Flur zu sein, schreckte sie so sehr ab, daß sie der Versuchung widerstehen konnte. »Das geht nicht. Ich bin mit meiner Oma verabredet«, antwortete sie deshalb erleichtert.

      »Mit Ihrer Oma? Das können Sie doch sicherlich verschieben«, entgegnete Bertram indigniert. Der Gedanke, daß er hinter einer alten Frau nachstehen sollte, gefiel ihm nicht.

      »Leider nein. Mein Großvater ist gestern beerdigt worden, und es geht ihr nicht gut.«

      »Mein Beileid«, heuchelte Bertram Mitgefühl, doch innerlich ärgerte er sich über die verpatzte Chance. Doch er hatte sich vollkommen im Griff. »War er krank?«

      »Nein, es geschah ganz plötzlich.« Katja machte ein trauriges Gesicht. Sie sah dabei so entzückend hilflos aus, daß Bertram es bei allem Egoismus nicht länger schaffte, ihr zuzusetzen. Er beschloß, für heute den Rückzug anzutreten.

      »Dann möchte ich Ihnen nicht länger lästig sein. Darf ich Sie in ein paar Tagen anrufen, damit wir uns zum Reiten verabreden?«

      »Ja, gern«, willigte Katja ein, froh, ihn endlich loszuwerden. Sie ließ sich ohne Widerstreben einen Kuß auf die Hand hauchen und rief dann Elsie, das Hausmädchen, das Bertram Maslowski zur Tür brachte. Erst als die schwere Holztür ins Schloß fiel, seufzte sie erleichtert auf. Ich muß mit Oma reden, was ich tun soll, ging es ihr durch den Kopf, während sie zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinaufeilte, um ihrer Mutter zu entgehen. Doch Katharina war wie ein Luchs. Auch sie hatte die Tür gehört und war sofort herbeigeeilt, um die Neuigkeiten zu erfahren.

      »Und?« rief sie Katja hinterher.

      »Was und?« fragte diese kalt zurück.

      »Was wollte er?«

      »Du kannst zufrieden sein, Mam, wir werden zusammen ausreiten.« Katjas Stimme hallte schrill im Treppenhaus wider, doch Katharina bemerkte es nicht. Sie war zufrieden mit dem Ergebnis dieses Besuchs.

      »Das ist ja wunderbar. Entschuldige übrigens die Ohrfeige, Kleines. Aber manchmal bringst du mich einfach zur Weißglut«, setzte sie versöhnlich hinzu, doch Katja schnaubte nur verächtlich und warf die Tür ihres Zimmers hinter sich ins Schloß.

      *

      Es war bereits früher Nachmittag, als sich Daniel endlich auf den Rückweg machen konnte. Zuvor hatte er die Gelegenheit für einen Besuch in der Praxis genutzt, um nach dem Rechten zu sehen. Obwohl er täglich mit seinem Vertreter Severin Baumgartner telefonierte, wollte er sich doch selbst Gewißheit über den reibungslosen Ablauf des Praxisalltags verschaffen. Das hatte nichts damit zu tun, daß er Dr. Baumgartner nicht vertraute, sondern vielmehr mit

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