Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 48
Dann war Daniel nach Hause gefahren, um Lenni endlich mitzunehmen, die es vorgezogen hatte, die ersten Wochen der Ferien allein dazubleiben und die Ruhe zu genießen. Doch jetzt hatte sie genug von der ungewohnten Stille im Haus, das von oben bis unten gründlich geputzt in neuem Glanz erstrahlte. Erleichtert setzte sie sich auf den Beifahrersitz, während Daniel ihre beiden Koffer einlud, bevor sie sich gemeinsam auf den Weg zur Roseninsel machten, wo sie bereits sehnsüchtig erwartet wurden.
»Daniel, wie schön, daß du wieder da bist!« rief Fee schon von weitem, als er den Wagen auf dem Parkplatz abgestellt hatte und Lenni beim Aussteigen behilflich gewesen war. Bevor sie geheiratet hatten, war es ihr Schicksal gewesen, immer wieder für Wochen getrennt zu sein. Doch seit ihrer Ehe versuchten sie das so gut wie möglich zu vermeiden. Auch hatte sie viel über seine leidenschaftlichen Worte nachgedacht und flog ihm überglücklich in die Arme.
»Hallo, meine Geliebte«, raunte er ihr ins Ohr und vergrub sein Gesicht in ihren blonden Haaren.
»Hurra, Lenni ist auch dabei!« riefen Dési und Jan fröhlich und liefen an ihren Eltern vorbei auf die gute Seele des Hauses Norden zu. »Jetzt sind wir endlich wieder komplett. Urlaub macht gar keinen richtigen Spaß, wenn du allein zu Hause sitzen mußt«, erklärte Dési ernst und kuschelte sich an Lenni.
»Ich hatte nicht viel Zeit zum Sitzen«, erwiderte diese glaubhaft, doch sie lächelte dabei.
»Aber warum denn, wir waren doch gar nicht da«, bemerkte Dési in kindlichem Unverständnis, was die Umstehenden mit fröhlichem Gelächter quittierten. Auch Felix und Danny waren dabei, doch sie machten einen eher betretenen Eindruck.
»Na, meine Söhne, was habt ihr auf dem Herzen?« erkundigte sich Daniel gutgelaunt, als er es bemerkte.
»Wir möchten uns bei dir für unser albernes Benehmen entschuldigen«, erklärte Felix heiser, und Danny stimmte nickend zu.
»Ja, manchmal benehmen wir uns wirklich wie die Kindergartenkinder«, fügte er hinzu.
»Du benimmst dich wie ein Kindergartenkind, wolltest du sagen«, ereiferte sich Felix sofort.
»Du doch genauso!« Danny gab seinem jüngeren Bruder einen Knuff in die Seite.
Fee seufzte.
»Ich glaube, ich muß euch beide wieder in die Küche schicken. Die Strafe hat noch nicht die gewünschte Wirkung gehabt.«
»O nein, bitte nicht wieder Kartoffeln und Karotten schälen!« riefen Danny und Felix wie aus einem Mund.
»Dann reißt euch jetzt besser mal zusammen!« gab Daniel ihnen lächelnd einen guten Rat.
Da Lenni schon mit den Zwillingen auf dem Weg zu ihrer Unterkunft war, gefolgt von dem jungen Zivildienstleistenden Holger, der bereitwillig ihr Gepäck trug, gingen auch Daniel und Fee zu ihrem Haus.
»Wie war es denn?« erkundigte sich Fee mitfühlend.
»Eine Beerdigung ist nie eine schöne Sache. Allerdings scheint sich Herr von Steinert nicht allzu großer Beliebtheit erfreut zu haben.«
»Wie kommst du darauf?« Fee war verwundert, denn zumindest als Gast auf der Insel war er weder unangenehm aufgefallen noch in irgendeiner Form ausfallend geworden.
»Die ganze Familie Petzold schien nicht sonderlich erschüttert über den Verlust zu sein. Offenbar war Herr von Steinert so eine Art Familientyrann, zumindest konnte ich das einigen Gesprächsfetzen entnehmen, die zu mir durchgedrungen sind.«
»Tragisch, wenn ein Leben endet, bevor man in Frieden auseinandergehen kann.«
»Vielleicht hatte Eduard von Steinert gar kein Interesse daran, mit seiner Familie Frieden zu schließen. Aber was auch immer geschehen sein mag, eigentlich will ich es gar nicht wissen«, gab Daniel unumwunden zu.
»Es gibt wirklich lohnendere Dinge, als sich darüber Gedanken zu machen. Zum Beispiel daran zu arbeiten, daß uns selbst so etwas nie geschieht.«
»Ich hoffe, von solch einer Tragödie sind wir weit entfernt.« In tiefem Einverständnis lächelten sie sich an und genossen den Rest des Tages im Kreise ihrer Lieben.
*
Paula von Steinert saß in ihrem geliebten Ohrenbackensessel und hielt eine Stickarbeit in den Händen. Mit einem Mal ließ sie den Stoff sinken und horchte angstvoll in sich hinein. Ihr Herz schien plötzlich zu rasen wie nach einer großen Anstrengung. Heftige Schmerzen raubten ihr den Atem, und Paulas Hände umklammerten die Armlehnen des Sessels. Trotz der aufsteigenden Panik versuchte sie ruhig zu bleiben. Es dauerte nur ein paar Minuten, die Paula wie Stunden vorkamen, doch endlich fand das Herz zu seinem gewohnten Rhythmus zurück. Ebenso schnell, wie der Anfall gekommen war, ging er vorüber. Paula atmete ein paarmal erleichtert tief ein und aus. Sie mußte unbedingt einen Termin beim Arzt machen und erhob sich vorsichtig aus dem Sessel, um zum Telefon zu gehen. Gerade in diesem Moment hörte sie einen Wagen den gekiesten Weg zu ihrem Haus herauffahren. Abgelenkt von ihren gesundheitlichen Problemen ging sie ans Fenster und warf einen Blick aus dem Fenster. Erfreut erkannte sie das Auto von Katja, die ihren Besuch angekündigt hatte.
Es blieb Paula noch Zeit, einen prüfenden Blick auf den liebevoll gedeckten Kaffeetisch zu werfen, bevor sie durch den Flur zur Haustür ging und erwartungsvoll den gepflegten Gartenweg hinabschaute.
»Da bist du ja, Kind«, begrüßte sie ihre Enkeltochter lächelnd, und die von vielen kleinen Fältchen umrahmten wasserblauen Augen strahlten vor Freude. Nur die wächserne Blässe ihres Gesichts ließen die Qualen erahnen, die sie eben durchgemacht hatte.
»Wie geht es dir, Oma?« fragte Katja, nachdem sie Paula liebevoll umarmt hatte und sie mit einem prüfenden Blick musterte.
»Ein bißchen müde bin ich, aber sonst geht es mir ganz gut«, wich Paula verlegen aus, denn sie wollte Katja keine Sorgen bereiten. »Ich habe heute morgen damit begonnen, Eduards Sachen zu sichten und zu sortieren. Du weißt ja, er war ein Sammler und hat niemals auch nur eine Zeitung weggeworfen.«
»Du kannst es wohl gar nicht erwarten, ihn ganz und gar aus dem Haus zu haben«, bemerkte Katja anzüglich, doch im Gegensatz zu ihrer Mutter nahm Paula ihr diese Bemerkung nicht übel.
»Du formulierst es etwas drastisch, aber im Grunde hast du recht«, antwortete sie ehrlich. »Das erste Mal in meinem Leben bin ich frei. Frei, das zu tun, was ich möchte, ohne daß jemand hinter mir steht und immer alles besser weiß. Kannst du nicht verstehen, daß das wie eine Befreiung für mich ist?«
»Warum um alles in der Welt warst du dann so lange Zeit mit ihm verheiratet?« Katja konnte es nicht begreifen.
»Das gehört zu der Geschichte, die ich dir erzählen möchte. Aber zuerst trinken wir eine Tasse Kaffee und essen Kuchen. Ich hab’ Bienenstich gemacht, den magst du doch so gern.«
»Lecker, genau das, was ich jetzt brauche.«
Paula hakte sich bei Katja ein, und gemeinsam gingen sie durch den Flur in das Wohnzimmer, das gleichzeitig als Eßzimmer diente. Paula war es seinerzeit gelungen, Eduard davon zu überzeugen, daß ein Sofa unnötig wäre und statt dessen ein großer Tisch angeschafft wurde, an dem die ganze Familie Platz hatte. Der Bequemlichkeit