Der Geist von King Valley. Zsolt Majsai

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Der Geist von King Valley - Zsolt Majsai Geschichten einer Kriegerin

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ein Glück ich habe, dass ich sie von meinem Vater geerbt habe. Dass sie sich nicht eine neue Stelle gesucht hat. Als Chef-Sekretärin hätte sie bei jeder großen Firma unterkommen können, mit meinem Vater als Referenz. Aber ich glaube, sie hat nicht einmal darüber nachgedacht.

      Seufzend fahre ich den Rechner herunter, packe mein Handy und die Schlüssel ein und fahre mit dem Aufzug in die Tiefgarage. Hoffentlich komme ich mit dem Auto überhaupt bis nach Hause. Sicher ist das nicht. Wenn ich mich nicht irre, hat meine Mutter etwas angedeutet, dass auch auf ihrem Grundstück was aufgebaut wird, und davor sowieso. Und unser Haus kommt ja erst danach.

      So ist es dann auch. King Valley ist abgesperrt, ich komme mit dem Auto nicht einmal bis Haus Nummer 1, geschweige denn bis 13.

      Eine große Wiese wurde angemietet und dient als kostenloser Parkplatz für Anwohner. Gäste müssen hingegen sogar Parkgebühr bezahlen. Ich bekomme mit, wie ein Paar mittleren Alters, das aus einem Porsche steigt, neben der Parkgebühr von 5 Dollar noch um eine Extra-Spende „gebeten“ wird. Nach kurzem Zögern schmeißt der Mann, der mir bekannt vorkommt, mehrere Hunderter in den dafür vorgehsehenen Eimer. Der hat sogar einen Deckel, den Lisa und Luise, die in der 33 wohnen, sorgfältig verschließen.

      „Hallo Fiona!“, ruft dann Lisa und winkt mir zu. „Das Fest ist schon in vollem Gange!“

      „Kaum zu übersehen“, erwidere ich und spaziere zu ihnen. „Scheinen viele Gäste da zu sein.“

      „Mehr als wir gehofft haben“, sagt Luise, ihre Schwester, strahlend. „Deine Mutter hatte da eine echt gute Idee! Wir haben schon beschlossen, dass wir das jetzt jedes Jahr machen wollen.“

      Oh mein Gott!

      Die beiden fehlinterpretieren meinen Gesichtsausdruck und wünschen mir viel Spaß.

      Die ersten Stände scheinen professionell zu sein, ich könnte Taschen und Handyzubehör zu Schnäppchenpreisen kaufen, wenn ich denn wollte. Die Verkäufer geben sich jedenfalls viel Mühe, mich davon zu überzeugen, dass ich als Dame von Welt eine Gucci-Handtasche brauche. Ich verkneife mir den Hinweis, dass ich welche von meiner Mutter leihen könnte, wenn ich sie wirklich bräuchte. Sie wären wenigstens echt, im Gegensatz zu den 50-Dollar-Imitaten. Wie bescheuert sind sie denn, ausgerechnet an diesem Ort ihr Zeug verkaufen zu wollen?

      Oder sind sie eher besonders intelligent und geschäftstüchtig? Schließlich kommen nicht nur diejenigen zum Straßenfest, die sich auch Originale leisten können. Und für 50 Dollar fast echt aussehende Guccis spazierenzutragen könnte menschlich sein.

      Aber wieso wollen sie das Zeug mir andrehen?

      Eigentlich weiß ich die Antwort: Weil ich mich von Anfang an standhaft weigere, in teuren Designerklamotten herumzulaufen, auch im Büro, von wenigen Ausnahmen abgesehen, wenn die Umstände es zweckmäßig erscheinen lassen. Man sieht mir schlichtweg nicht an, wer ich bin.

      Im Vorgarten meiner Eltern steht eine riesige Hüpfburg und daneben ein nicht weniger riesiges Zelt, in dem Futter und Getränke für die Eltern verkauft werden, während die Sprößlinge durch die Gegend hüpfen.

      Ich schaffe es, unbemerkt in unser Haus zu gelangen, finde aber nur Danny vor. Er beschwert sich lautstark über die ungewohnten Umstände. Nur wo Herrchen ist, das erzählt er mir nicht.

      Kurzerhand greife ich nach der Leine und beschließe, dass mir im Moment egal ist, was James treibt. Wahrscheinlich wurde auch er eingespannt und steht an irgendeinem Waffelverkaufsstand. Selbst schuld, wenn er das mit sich machen lässt.

      Ich überlege kurz, in welche Richtung ich gehen soll, und entscheide mich für rechts. Wenn ich zurückgehe Richtung Auto, muss ich wieder am Grundstück meiner Eltern vorbei, und es ist nicht sicher, dass ich auch ein zweites Mal Glück habe.

      Das Straßenfest reicht in den Park hinein, spart aber die letzten zehn Grundstücke aus. Ich beschließe spontan, bis zum Ende von King Valley zu laufen, was Danny mit irritierten Blicken quittiert. Da er aber angeleint ist, bleibt ihm nichts anderes übrig, als mir zu folgen. Und schon bald hat er vergessen, dass er eigentlich einen anderen Weg gehen wollte.

      Während ich den Lärm allmählich zurücklasse, taucht vor mir das Ende der Straße auf. Nach dem letzten Haus beginnt ein Waldstück, durch das ein asphaltierter Weg führt, über den man hinunter an die Küste fahren kann.

      Meine Aufmerksamkeit wird plötzlich von einer Katze in Anspruch genommen. Um genau zu sein, ist es eigentlich Danny, der auf die Katze aufmerksam wird, er teilt mir nur auf seine Art mit, dass ihn die Katze wirklich sehr, sehr interessiert.

      Und da er inzwischen nicht mehr angeleint ist, verschwinden Katze und Hund in der engen Gasse zwischen Hausnummer 64 und 68.

      Wobei, Gasse ist dafür eindeutig übertrieben. Früher, vor mindestens zweihundert Jahren, war hier vielleicht mal ein Fußweg. Jetzt ist er jedenfalls zugewuchert und nur für Katzen und dickfellige Retriever als Weg nutzbar. Für Frauchen in einem dünnen, kurzärmeligen T-Shirt, Jeans und Slippern ist er eine Zumutung. Eine schmerzhafte, da die Dornen sich nicht nur ineinander, sondern auch in Frauchens Haut verhaken. Von daher ist es kein Wunder, dass sie wild fluchend und schimpfend dort ankommt, wo den Retriever offensichtlich seine Jagdbegeisterung verlassen hat.

      „Verdammte Scheiße, Danny! Bist du völlig bescheuert geworden? Mann!“

      Danny schaut kurz hoch, dann schnuppert er intensiv weiter. Was ist denn mit dem los? Ich beschließe, mir genauer anzusehen, was sein Interesse geweckt hat.

      Ich mustere den Kellereingang. Ob das die Reste von Hausnummer 66 sind? Das hieße ja, dass es früher tatsächlich noch ein weiteres Haus hier gegeben hat. So wie der Kellereingang liegt, müsste die 68 eigentlich 66 heißen. Sehr merkwürdig.

      Ich sehe Danny an, der neben mir sitzt und mich beobachtet.

      „Du bist damit noch nicht aus dem Schneider“, erkläre ich ihm. „Deinetwegen wurde meine Fähigkeit, mich zu regenerieren, stark in Anspruch genommen. Und da runter kommen wir auch nicht, das ist so zugewuchert, ich würde einige Liter Blut verlieren, bis ich es freigelegt hätte. Und auch wenn es dir zu verdanken ist, dass ich nun weiß, was sich hier befindet, entschuldigt das noch lange nicht den Schock, den du der armen Katze versetzt hast.“

      Danny wedelt mit dem Schwanz, sagt aber sonst nichts dazu. Typisch Mann eben.

      „Ich glaube, du hast kein Gewissen, mein Lieber. Na komm, wir gehen zurück in die Zuvilisation.“

      Der Hund bellt erfreut, als wir uns auf den Rückweg begeben, und rennt vor. Jetzt hätte ich gern sein dickes Fell.

      Plötzlich spüre ich etwas, wie ein Berührung, und bleibe abrupt stehen. Eigentlich war es zu leicht für eine echte Berührung, mehr wie ein Windhauch. Ich sehe mich um. Früher hätte ich das als Halluzination abgetan, aber da ich nun schon seit über einem Jahr weiß, dass diese Welt auch von ziemlich üblen Gestalten bevölkert wird, die man als normaler Mensch oft gar nicht wahrnimmt, bin ich wachsamer geworden.

      Ich kann nichts sehen oder hören, was irgendwie verdächtig wäre. Vielleicht habe ich es mir tatsächlich nur eingebildet. Meine Nerven sind sicherlich nicht die besten seit der Sache mit Emily und den Vampiren.

      Aber eigenartig ist das schon.

      Der Scheibenwischer läuft mit höchster Geschwindigkeit, trotzdem sehe ich kaum durch die Windschutzscheibe. Einen so heftigen Regen habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Ohne meine erweiterten

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