Der Geist von King Valley. Zsolt Majsai
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„Keine Sorge.“ Jetzt muss ich doch grinsen. „Ich berichte euch dann, wie es gelaufen ist. Und jetzt schwimme ich nach Hause.“
So abwegig ist das gar nicht, wie ich dann feststellen muss, als ich fast knöcheltief im Wasser zum Auto wate. Das ist nicht gut. Wenn das Wasser schon hier so steht, wie sieht es dann im Tal aus? Ich denke kurz darüber nach, Ben anzurufen. Am Ende entscheide ich mich dagegen. Entweder ist alles gar nicht so schlimm, wie ich es mir ausmale, oder er hat auch ohne mich genug zu tun. Und wenn der Regen übernatürliche Ursachen hat, erfahre ich es sowieso früher oder später.
James ist noch nicht da, also ziehe ich meine nassen Klamotten aus, stecke sie in den Trockner und gehe duschen. Ich bin gerade dabei, mich abzutrocknen, als James in einem Bademantel hereinkommt.
„Wurdest du etwa nass?“, erkundige ich mich.
„Wieso?“
„Weil du dich schon ausgezogen hast.“
„Habe ich nicht.“ Er nimmt mir das Handtuch aus der Hand und macht weiter. Gerade jetzt, wo ich bei den Beinen angekommen bin. Er überzeugt sich, dass ich mich an anderen Stellen auch gründlich trockengerieben habe.
„Wie, du hast nicht? Warst du im Bademantel arbeiten?“
„Ja“, sagt er und hebt mich hoch, bis wir auf Augenhöhe sind. Ich schlinge die Beine um ihn.
„Wie viele Häuser hast du verkauft?“
„Alle.“
„Kann ich mir gut vorstellen.“
Wie durch Zauberei öffnet sich auf einmal sein Bademantel und schon wird sein Zauberstab sichtbar.
„It's a kind of magic“, stelle ich fest.
„Kein Widerspruch.“
Dann zeigt er, was sein Zauberstab so alles kann, und ich vergesse für einen Moment den Regen, die Geister, meine schlechte Laune, alles. Na ja, fast alles.
Zum Glück hat der Regen aufgehört. Die Erde ist zwar völlig aufgeweicht, aber die Charons haben Steinplatten im Garten gelegt, ich gelange bis zum Haus, ohne wie ein Regenwurm auszusehen. Alle Lichter sind aus, um zwei Uhr nachts nicht weiter verwunderlich. Wobei, es könnte ja auch sein, dass sie nur auf der Lauer liegen, um den Geist zu erwischen. Die Ausrüstung dafür kann man sogar mieten. Sie würden ganz schön blöd gucken, wenn ich in der Geisterfalle zappelte. Das sollte ich also lieber vermeiden.
Ich warte ein paar Minuten und lausche. Also, wenn sie wirklich auf der Lauer liegen, dann haben sie echte Geisterjägerqualitäten. Was ich ihnen eher nicht zutraue, daher beschließe ich, nicht länger zu warten.
Die Charons haben eine Alarmanlage, das weiß ich. Allerdings ist die nicht auf Krieger ausgelegt, die unbedingt ins Haus wollen. Ein Dachfenster ist einen Spaltbreit geöffnet. Gewöhnliche Einbrecher würden gar nicht erst bis dahin kommen, aber ich bin ja nicht gewöhnlich. Nachdem ich auf dem Dach gelandet bin, laufe ich zum Fenster und verharre dann regungslos.
Nichts zu hören.
Es gelingt mir, das Fenster so weit aufzuziehen, dass ich mich durchschlängeln und auf den Boden gleiten lassen kann.
Als ich mich hochstrecke, um das Fenster zuzuziehen, taucht plötzlich ein schwarzer Schatten auf und wirft sich auf mich.
Vor einem Jahr noch hätte ich mit meinem Schrei die ganze Straße geweckt. Heute ist er sehr unterdrückt und leise, dafür bringe ich beinah reflexartig die Katze der Charons um. Vielleicht ist es sogar dieselbe, die Danny verführt hat. Sie ist genauso erschrocken wie ich und macht sich hastig davon, als ich sie loslasse. Ob Katzen eine Kriegerin erkennen können?
Ich beobachte die blutigen Striemen auf meinem Handrücken dabei, wie sie langsam verschwinden. Dann gehe ich tief durchatmend zur Tür, die gerade so weit geöffnet ist, dass Katzen durchschlüpfen können.
Fionas nicht, nicht einmal so schlanke wie ich. Ich blicke mich um. Scheint eine Art Rumpelkammer zu sein, die Tür wird eher nicht häufig benutzt sein. Ich versuchs und meine Vermutung bestätigt sich: Die Scharniere quietschen wie die Hölle. Ich erstarre und lausche. Anscheinend wurde niemand wach. Oder sie halten mich für einen Geist und warten mucksmäuschenstill darauf, dass ich in ihre Falle tappe.
Bloß kann ich das gar nicht, denn ich komme nicht aus dieser Rumpelkammer, ohne die halbe Stadt zu wecken. Andererseits will ich auch nicht den Rest meines Lebens hier verbringen. Also kann ich entweder unverrichteter Dinge wieder abziehen oder irgendeine Lösung für die Tür finden.
Schmieröl wäre ein guter Ansatz, aber so was dürfte sich eher selten in einer Rumpelkammer auf dem Dach befinden. Ist zwar nicht völlig unvorstellbar, aber ich glaube, doch recht unwahrscheinlich. Dennoch durchsuche ich das Zimmer und finde natürlich nichts, was auch nur ansatzweise als Schmieröl verwendet werden könnte.
Dafür finde ich Werkzeuge. Mit denen kann ich zwar keine Tür öffnen, die selbst als Trompete von Jericho eingesetzt werden könnte, aber sie machen mir bewusst, wie doof ich manchmal sein kann. Es gibt eine ganz einfache Lösung. Sie ist beleidigend einfach.
Ich brauche die Tür nur rauszunehmen. Dadurch, dass sie lediglich ein kleines Stück geöffnet ist, ist das mit etwas Aufwand verbunden, aber machbar. Vor allem für jemanden mit übermenschlichen Kräften. Das Einzige, was jetzt noch schiefgehen kann, sind eingerostete Scharniere. Nicht völlig unwahrscheinlich.
Und zutreffend.
Aber dieses Problem kann ich mithilfe eines Schraubenziehers, der sich bei den Werkzeugen befindet, relativ leicht lösen. Und schon bald steht meinem Ausflug ins riesige Haus der Charons nichts mehr im Wege.
Das Haus verfügt über drei Stockwerke plus Dachgeschoss. Die oberste Etage scheint nicht genutzt zu werden, zumindest spüre ich nichts und niemanden, nachdem ich die Treppe vom Dachgeschoss heruntergekommen bin. Vielleicht sind hier aber auch Gästezimmer eingerichtet. Bevor ich eine weitere Etage nach unten gehe, verharre ich an der Treppe einige Zeit und lausche. Eigentlich ist es mehr als ein Lauschen. Ich nutze meine erweiterten Sinne, um mögliche Fallen zu erkennen. Außerdem interessiert es mich, ob die Charons wirklich auf der Lauer liegen. Ich finde jedenfalls keinen Hinweis darauf.
Die erste Etage beheimatet die Schlafzimmer der Erwachsenen und der Kinder. Ich spüre und höre sie deutlich. Also sehe ich zu, so schnell wie möglich weiter zu kommen. Ich gelange ungehindert ins Erdgeschoss.
Und nun?
Wie finde ich einen Poltergeist? Falls es wirklich einen gibt?
Im Moment stehe ich in der großzügigen Diele, aus der zwei geschwungene Treppen nach oben führen. Unter der Treppe geht es nach hinten. Mir wird mal wieder klar, dass mein Vater eigentlich gar nicht so luxusversessen ist, wie ich es ihm früher immer unterstellt habe. Mein Elternhaus ist wesentlicher bescheidener gestaltet, obwohl meine Eltern mit Sicherheit mehr Geld haben als die Charons.
Vermutlich fände mein Vater die Architektur hier zu „neo“. Womit er durchaus recht haben könnte.
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