Der Geist von King Valley. Zsolt Majsai
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Читать онлайн книгу Der Geist von King Valley - Zsolt Majsai страница 4
Kurz bevor ich auf die King Valley einbiege, regnet es immer noch heftig. Das Wasser steht auf der Straße und massiert den Unterboden des Autos. Kurzentschlossen fahre ich auf das Grundstück meiner Eltern, um entgegen der sonstigen Angewohnheiten Danny mit dem Wagen abzuholen.
Und obwohl ich direkt vor dem Hauseingang parke, bin ich bis auf die Haut durchnässt, als ich unter dem Vordach ankomme. Höchstens zehn Sekunden war ich im Regen, aber das hat gereicht.
Habe ich überhaupt schon jemals so einen Regen erlebt?
Nicholas starrt mich erstaunt an und meint: „Wieso sind Sie so nass?“
„Weil es regnet!“ Ich streiche die nassen Haare aus meinem Gesicht. „Ich bin nur die paar Meter vom Auto zur Tür gerannt, aber als wäre ich durch einen Wasserfall gelaufen.“
„Soll ich Ihnen einen Bademantel bringen?“
„Danke, geht schon, Nicholas. Wo sind meine Eltern?“
„Im Salon.“
Danny bemerkt mich als Erster und begrüßt mich stürmisch. Nachdem ich das hinter mich gebracht habe, lasse ich mich auf die cremefarbene Couch fallen.
Meine Mutter mustert mich missbilligend. „Warum hast du dir nicht von Nicholas einen Bademantel geben lassen? Du versaust ja noch die Couch.“
„Ihr könnt ja von den Einnahmen des Straßenfestes eine neue kaufen“, erwidere ich.
„Die sind nicht für uns, sondern für die Obdachlosen. Tue nicht so, als wenn du das nicht wüsstest.“
„Wie viel ist denn überhaupt zusammengekommen?“ Ich erhebe mich und gehe zur Bar, nachdem niemand Anstalten macht, mir einen Drink zu mixen. Sind die jetzt echt sauer wegen der Couch? Ich kann ja auch nichts für den Regen.
Ich entscheide mich für einen Whisky und kehre zurück auf meinen Platz. Die Stelle, wo ich gesessen habe, ist nass, und man sieht einen dunklen Fleck. Aber das wird trocknen. Das Leder ist imprägniert. Die wollen mich nur bestrafen, weil ich dem blöden Straßenfest überhaupt nichts abgewinnen kann und mich vollständig herausgehalten habe.
„127.899,42 ND“, antwortet meine Mutter triumphierend.
„Das ist ja eine Menge Geld. Da haben wohl einige tief in den Spendenbeutel gegriffen.“
„Dann wäre weniger drin“, erwidert mein Vater stirnrunzelnd. „Du wirkst, als wärst du etwas durcheinander.“
„Ich gehe nur zu selten in die Kirche, diese Feinheiten habe ich nicht ständig abrufbereit.“ Oh Mann, was ist heute los? „Und das kriegt alles der Obdachlosenverein?“
„Im Prinzip ja.“
„Im Prinzip? Ihr wollt aber nicht eure Kosten darüber bezahlen?“
Meine Mutter starrt mich an. „Du bist heute ziemlich negativ, weißt du das? Natürlich nicht. Aber wir haben Bedenken, dass der Verein mit so viel Geld auf einmal nicht umgehen kann.“
„Aber ich bin negativ? Ja, ist klar.“
„Würdest du denen das ganze Geld auf einmal geben?“
„Mama, wir reden doch nicht von Millionen! Sicher ist das viel Geld, aber ich glaube schon, dass die damit nicht auf die Pferderennbahn gehen.“
„Wieso ausgerechnet Pferderennbahn?“
Ich zucke die Achseln. „Da kann man doch so schön Geld loswerden. Wisst ihr was? Ich nehme jetzt Danny und wir fahren nach Hause. Macht doch mit dem Geld, was ihr wollt. Dieses Straßenfest interessiert mich nicht.“
„Und Geister?“
Ich bin bereits aufgestanden und erstarre. „Geister?“
„Bei den Charons spukt es.“
„Es spukt?“
„Ja, die haben jetzt einen Poltergeist“, sagt mein Vater.
„Seit wann?“
„Seit dem Wochenende.“
Ich lasse mich wieder auf die Couch sinken. Was ist das denn für eine Scheiße? Ich entdecke am Samstag den zugewachsenen Kellereingang und kurz darauf spukt es im Haus nebenan? Wenn das ein Zufall ist, dann …
„Haben wir jetzt dein Interesse geweckt?“, erkundigt sich mein Vater.
„Insbesondere, weil ich was gefunden habe.“
„Was hast du gefunden?“, fragt meine Mutter und wechselt einen Blick mit meinem anderen Elternteil.
„Einen kaum zugänglichen Kellereingang zu einem Haus, das es nicht mehr gibt. Könnte die 66 gewesen sein.“
„Ich dachte, Hausnummer 66 hat es nie gegeben?“
„Nun ja, das ist nur eine Annahme der Charons“, bemerkt mein Vater. „Vielleicht hat es die Hausnummer doch gegeben und wurde durch irgendetwas zerstört.“
„Und die Geister der ehemaligen Bewohner treiben auf einmal ihr Unwesen bei Charons?“ Mama schüttelt den Kopf. „Tut mir leid, mein Schatz, aber das ist mir ein wenig zu kitschig.“
„Auf jeden Fall gibt es die Überreste, die ich nur entdeckt habe, weil Danny meinte, einer Katze hinterher jagen zu müssen. Und das konnte er nur, weil ich wegen des Straßenfestes mal eine andere Strecke gegangen bin.“
„Aha!“, ruft meine Mutter triumphierend. „Da haben wir es, das Straßenfest ist schuld!“
„Natürlich, was denn sonst?“, erwidere ich achselzuckend. „Ist das nicht die einzige Daseinsberechtigung von Eltern, an allem schuld zu sein, was ihre Kinder nervt?“ Insgeheim habe ich fast einen Herzschlagsaussetzer, weil ich nahe daran war zu sagen, sie seien an allem schuld, was ihren Kindern zustößt. Aber ich liebe meine Eltern, auch wenn sie ab und zu wirklich ganz schön nerven können. Und auf diese Weise an Norman erinnern wollte ich sie nicht. Zumal es ja auch nicht stimmt. Unabhängig davon, dass Norman die Sache etwas anders sieht. Das allerdings wissen meine Eltern nicht und von mir werden sie es auch nie erfahren.
„Fiona?!“ Meine Eltern starren mich verwundert an.
„Was?“
„Redest du nicht mehr mit uns?“, fragt meine Mutter. „Ich habe dich gefragt, ob du ernsthaft glaubst, dass da ein Geist ist in dieser Ruine.“
Ich nicke langsam. „Ich denke schon. Als ich da war, hatte ich für einen Moment das Gefühl, etwas hätte mich berührt. Wie ein leiser Windhauch. Ich habe dem keine weitere Bedeutung zugemessen, aber nun sehe ich es etwas anders.“
„Ich gehe davon aus, du wirst nicht zu den Charons gehen und ihnen sagen, du möchtest dich mal mit dem Geist unterhalten“, sagt mein Vater. „Selbst wenn die Charons an Geister glauben, was sie neuerdings jedenfalls zu tun scheinen, könnte es schwer für dich werden, ihnen zu erklären, wieso du Geister sehen kannst.“
„Das