Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Die ganze Zeit hatte Sebastian Klotz still in einer Ecke gestanden und den Worten des Konkurrenten gelauscht. Angesichts dieses Vorstoßes konnte er nicht länger an sich halten.
»Was bilden Sie sich eigentlich ein?«, fuhr er Joseph Wild so schroff an, dass der zurückzuckte. »Platzen hier rein und verlangen so mir nichts, dir nichts eine Verabredung von Frau Wendel? Das könnte Ihnen so passen!«
Am liebsten hätte sich Wendy in Luft aufgelöst, als er allen Mut zusammen nahm und zwischen sie und Joseph trat.
»Bevor sie mit Ihnen ausgeht, ist sie mir eine Verabredung schuldig«, verlangte er. Es war ihm anzusehen, dass er am liebsten mit dem Fuß aufgestampft hätte wie ein kleines Kind. »Immerhin habe ich die ganze Zeit auf sie gewartet.«
Unwillkürlich hielten Daniel, Danny und Janine die Luft an.
Joseph musterte den Pharmareferenten von oben bis unten. Inzwischen hatte er sich von dem Schreck erholt. Sein Blick sprach Bände.
»Soso, haben Sie das?«, fragte er seelenruhig.
Sebastian holte Luft, um zu antworten, als Wendy entschieden dazwischen ging.
»Moment mal«, fauchte sie. »Ich glaube, ich kann immer noch selbst entscheiden, mit wem ich mich wann verabrede. Das gilt für Sie beide.« Ihr Blick funkelte vor Zorn, als sie zu ihrer Kurbekanntschaft herumfuhr. »Und du, Joseph, hast noch lange nicht das Recht, so mit meinem Bekannten zu sprechen.« Sie sah auf die Uhr. »Übrigens beginnt die Sprechstunde in ein paar Minuten. Deshalb ist die Feier an dieser Stelle beendet. Meine Herren.« Mit vielsagender Miene deutete sie auf die Tür. Während Sebastian Klotz nach einem Grund suchte, noch länger zu bleiben, lenkte Joseph sofort ein.
»Es tut mir aufrichtig leid, dich so in Bedrängnis gebracht zu haben. Bitte verzeih.« Mit einer kleinen Verbeugung verabschiedete er sich von allen Anwesenden und zog sich zurück.
Als die Tür leise hinter ihm ins Schloss gefallen war, klatschte Sebastian in die Hände.
»Endlich sind wir diesen Westentaschencasanova los«, bemerkte er. »Das haben Sie gut gemacht, Annemarie.«
Wendy traute ihren Ohren kaum. Wutschnaubend drehte sie sich zu ihm um.
»Für Sie immer noch Frau Wendel!«, zischte sie. »Im Übrigen gilt meine Aufforderung auch für Sie.« Sie ging persönlich zur Tür und hielt sie auf. »Raus!«
Sebastian Klotz zögerte kurz. Dann straffte er die Schultern und folgte ihrer Anweisung.
»Sie haben recht. Höchste Zeit für meinen Termin in der städtischen Klinik.« Geschäftig ging er an ihr vorbei. »Wir sehen uns heute Abend. Ich hole Sie ab.« Dann war er verschwunden.
Kopfschüttelnd wandte sich Wendy an ihre Kollegen.
»Ich glaub, ich bin reif für eine Kur«, stöhnte sie und sank unter dem Gelächter ihrer Mitarbeiter auf ihren Schreibtischstuhl.
*
Wie jeden Vormittag machte Mario Cornelius auch an diesem Tag einen Abstecher in die Bäckerei seiner Verlobten Marianne. Doch anders als sonst begrüßte sie ihn nicht mit fröhlicher Miene und einem frechen Spruch auf den Lippen. Ganz im Gegenteil servierte sie ihm sichtlich deprimiert ein Stück Apfelkuchen zum Kaffee.
»Mein Auftritt vor Holzmann war dermaßen peinlich, das kannst du dir nicht vorstellen. Dabei war ich felsenfest davon überzeugt, die Rechnung bezahlt zu haben.« Sie blieb vor ihm stehen und schüttelte den Kopf. »So was passiert mir doch sonst nicht.« Nachdem sie den Teller vor ihm abgestellt hatte, zückte sie einen feuchten Lappen, um über die drei übrigen Tische zu wischen, die sie für Gäste in einer Ecke des kleinen Verkaufsraums aufgestellt hatte.
In erster Linie versorgte Marianne die Kurklinik mit Kuchen, Gebäck und Torten. Nebenbei frönte sie ihrer großen Leidenschaft, der Tortenkunst. Nach Kundenwunsch zauberte sie fantasievolle Motivtorten in allen erdenklichen Farben und Formen. Vom Prinzessinnenschloss bis zu originalgetreuen Porträts der Beschenkten war nichts unmöglich. Doch selbst für ihre aktuelle Bestellung – eine Tennisschläger-Torte für einen jungen Patienten – hatte sie im Augenblick keinen Sinn. »Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist.«
Mario steckte eine Gabel voll Apfelkuchen in den Mund. Genüsslich schloss er die Augen.
»Wenn ich fett werde, bist nur du dran schuld.« Er seufzte, ein Lächeln auf dem Gesicht. »Und was deine Vergesslichkeit momentan angeht: Ich denke schon, dass du weißt, woran’s liegt.«
Marianne trocknete den letzten Tisch, ehe sie zu ihrem Verlobten zurückkehrte.
»Du hast recht«, gab sie zögernd zu. »Stell dir vor: Mama hat heute früh kurzerhand ihre Haushälterin samt Ehemann rausgeworfen.«
Mario zog eine Augenbraue hoch.
»Warum das denn?«
»Sie hat sie im Verdacht, einen Seidenschal gestohlen zu haben, den Papa ihr kurz vor seinem Tod geschenkt hat. Dabei bin ich ganz sicher, dass er in irgendeiner Schublade steckt.« Gedankenverloren sah sie durch Mario durch. »Am liebsten würde ich sofort hinfahren und nachsehen.«
»Und warum tust du es nicht?«
»Aber ich kann doch hier unmöglich …«
»Marie!« Marios Stimme war zärtlich, als er den Arm um die Hüfte seiner Verlobten legte und sie auf seinen Schoß zog. »Für mich bist du unersetzlich.« Er küsste sie sanft auf die Wange. »Aber die Bäckerei bricht nicht gleich zusammen, wenn du mal ein paar Stunden nicht hier bist.«
»Ich weiß.« Sie wuschelte ihm durchs Haar. »Dummerweise geht es nicht nur um ein paar Stunden. Wenn Mama ganz allein ist, braucht sie jemanden, der öfter nach ihr sieht.«
Mario griff nach einer von Mariannes krausen Haarsträhnen und spielte gedankenverloren damit.
»Wir haben doch Felix. Der kann Büro und Verkauf übernehmen, wenn du nicht hier bist. Und für die Backstube organisiere ich dir eine Aushilfe aus der Bäckerei in der Stadt.« Er lächelte sie an. »Na, wie klingt das?«
Marianne lächelte zurück.
»Schon viel besser«, seufzte sie und lehnte sich an ihn. »Was täte ich nur ohne dich?«
»Zumindest müsstest du weniger backen.« Grinsend rieb sich Mario den leicht gewölbten Bauch. »Hast du noch ein Stück von diesem unglaublichen Kuchen? Ich brauch dringend noch mehr Nervennahrung, bevor ich mich wieder mit den Quälgeistern rumschlage.«
»So schlimm zur Zeit?« Marianne rutschte von seinem Schoß und erfüllte den Wunsch nach einem zweiten Stück Apfelkuchen.
»Zumindest so schlimm, dass ich jedes Mal staune, wie frech manche kranken Kinder sein können. Nicht auszudenken, wie die sich erst benehmen, wenn sie gesund sind.« Mario dachte kurz darüber nach. Dann schüttelte er den Kopf. »Aber solange du mich so gut versorgst, halte ich durch. Versprochen.«
Marianne stellte den Teller vor ihn hin und beugte sich über ihn, um ihn zu küssen. Ihr krauses Haar fiel über beide Gesichter.
»Keine Angst! An