Menschen, die die Welt bewegen. Nicola Vollkommer
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John Bunyan, Irena Sendler, Margarete Steiff, C.S. Lewis, Schwester Teresa Zukic, Bernd Siggelkow, Paul Gerhardt, Katharina von Bora, Eric Liddell, Fanny Crosby: Das Wirken dieser geistlichen Größen überspannt Kulturen, christliche Konfessionen und oft auch Jahrhunderte. Sie stehen für eine riesige Anzahl von Menschen, die es im Leben nicht auf das eigene Glück abgesehen hatten, für die „Selbstverwirklichung“ ein Fremdwort blieb. An ihrem Beispiel wird klar, dass das Reich Gottes nicht mit geistlichen Methoden oder klugen Ideen, sondern durch Menschen gebaut wird, die ihren Glauben authentisch und gewinnend leben und dadurch eine Atmosphäre schaffen, in der Jesus Christus und seine Botschaft unwiderstehlich werden und Herzen anfangen zu brennen. Es braucht nicht viele solcher Menschen, um einen Unterschied zu machen und mitunter eine ganze Gesellschaft positiv zu prägen.
In Schwäche stark
Beim Eintauchen in ihre Biografien dürfen wir erleichtert feststellen, dass Gott das auserwählt hat, „was in den Augen der Welt gering ist, um so diejenigen zu beschämen, die sich selbst für weise halten. Er hat das Schwache erwählt, um das Starke zu erniedrigen. Er hat das erwählt, was von der Welt verachtet und gering geschätzt wird, und es eingesetzt, um das zunichtezumachen, was in der Welt wichtig ist, damit kein Mensch sich je vor Gott rühmen kann“ (1. Korinther 1,27-29). Gottes Definition eines effektiven Glaubens ist oft anders als unsere. Mit Überraschung stoßen wir hier auf ganz normale Menschen, die ihre Kämpfe, Schwächen, Ecken und Kanten haben, genau wie wir. Schon in der Bibel werden wir daran erinnert, dass der mächtige Prophet Elia „ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir“ war (Jakobus 5,17; ELB), der dennoch durch seine anhaltende, leidenschaftliche Fürbitte eine Menge ausgerichtet hat. Gott weiß sehr wohl um unsere Tendenz, die geistlichen Größen mit verklärtem Blick in die Kategorie der Heiligen einzustufen, wo ihr Vermächtnis zu unantastbar ist, um uns in unserer eigenen Bequemlichkeit aufzurütteln.
Diese Lebensbilder sind keine ausführlichen Biografien. Sie greifen nur den einen oder anderen Impuls auf, um uns zum Nachdenken zu bringen. Bekannte Begebenheiten, die diese Impulse verdeutlichen, sind in Dialogform rekonstruiert, um sie anschaulicher zu machen. Daher kann nicht nachgewiesen werden, dass die Dialoge exakt nach dem hier dargestellten Wortlaut stattgefunden haben.
Aber eines steht fest: All diese Vermächtnisse, zusammen mit den biblischen Glaubensvorbildern, gehören zweifelsohne zu der „Wolke von Zeugen um uns“, durch deren Ermutigung wir „jede Last ablegen, die uns behindert, besonders die Sünde, in die wir uns so leicht verstricken. Wir wollen den Wettlauf bis zum Ende durchhalten, für den wir bestimmt sind“ (Hebräer 12,1).
Nicola Vollkommer
Reutlingen
19.12.2013
Kapitel 1
Die Bergpredigt und ihre Folgen
SR. TERESA ZUKIC (*1964)
„Mein Vater war Fußballspieler. Ich habe sein sportliches Talent geerbt. Was man mir heute nicht mehr ansieht.“
Ein amüsiertes Raunen geht durch die Halle. So stellt sich Schwester Teresa am Anfang ihrer Vorträge meist vor. Mit Kalkül. Denn somit wird denjenigen im Publikum, die sich gefragt haben, wie um alles in der Welt eine Kirche mit einer gut gebauten Nonne mittleren Alters den Nerv der Zeit treffen will, der Wind aus den Segeln genommen.
„Tja, ich war hessische Meisterin im Schwebebalken und badische Meisterin im Siebenkampf“, fährt die katholische Schwester genüsslich fort und beobachtet mit sichtlicher Genugtuung die überraschten Blicke im Publikum – oder vielmehr die Versuche ihrer Zuhörer, diese Blicke zu überspielen.
„Aber das war vor etwa hundert Jahren!“1 Dieses Mal brechen alle in Lachen aus. Das Eis ist gebrochen, die Ohren sind gespitzt. Diese Dame hat offensichtlich eine Geschichte zu erzählen. Und was für eine.
Die neue Nummer eins
Gott betrat das Leben von Dana Zukic, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, zunächst als ungebetener Gast. Einen Grund, göttliche Rückendeckung für ihr Leben zu suchen, hatte sie nicht. Denn alles lief wie am Schnürchen. Ihre Mutter war zwar als Kind katholisch getauft worden, aber ihre Eltern hatten im sozialistischen Jugoslawien das Christentum nie praktiziert. Außerdem schien eine Familie, die die Kurve ganz ordentlich gekriegt hatte, Religion nicht nötig zu haben. 1964 in Kroatien geboren, kam Dana Zukic schon als kleines Kind nach Deutschland, nachdem ihr Vater als aufstrebendes Fußball-Ass mit Trophäenpotenzial entdeckt wurde. Eine gehörige Portion seines sportlichen Talents hatte er seiner Tochter tatsächlich vererbt: Vor ihr lag eine aussichtsreiche Zukunft als Profisportlerin, nachdem sie schon erste Erfolge in der Leichtathletik verbucht hatte. Daher stand eine religiöse Erfahrung an jenem Abend ganz und gar nicht auf ihrer To-do-Liste, als eine Mitschülerin aus dem Sportinternat, in dem sie ihre Schulbildung zu Ende bringen wollte, an ihre Tür klopfte.
„Willst du den Stapel durchschauen, bevor ich ihn zum Altpapier bringe, Dana?“
„Ja, gerne – leg die Bücher auf den Nachttisch!“ Ein kurzes „Dankeschön“ und „Gute Nacht“, und die junge Sportlerin legte sich schlafen. Oder zumindest versuchte sie es. Denn aus irgendeinem Grund konnte sie nicht einschlafen. Sie schaltete ihr Nachttischlämpchen an und griff wahllos nach den Büchern, die auf dem Tisch lagen. Das erste, das ihr in die Hand fiel, war eine Bibel. Sie schlug sie willkürlich auf und fand sich mitten in der Bergpredigt wieder. Es dauerte nicht lange, bis die Worte Jesu sie in ihren Bann zogen. „Gott segnet die, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen“ (Matthäus 5,8).
In Danas Welt war ein Stammplatz auf dem Siegertreppchen bislang ihr einziges Lebensziel gewesen. Und jetzt drängte sich auf einmal eine andere Stimme in das Bewusstsein der jungen Sportlerin; eine Stimme, die andere Maßstäbe einforderte – Maßstäbe, die ganz und gar nicht in die geladene Wettbewerbsatmosphäre des professionellen Sports passten. Sie las von den „Armen im Geist“, denen „das Reich der Himmel“ gehört (Matthäus 5,3; ELB), den Trauernden, die getröstet werden, denen, die nach Gerechtigkeit hungern, „denn sie werden sie im Überfluss erhalten“ (Matthäus 5,6). Wenn dieses Buch recht hatte, dann waren Gottes Gewinnertypen offensichtlich andere als die, die unsere Gesellschaft auf das Podest stellt und mit Siegerehrungen überschüttet. Nicht nur Arme, Hungrige und Durstige gehören dazu, sondern auch die Sanftmütigen, die Verfolgten, die Barmherzigen, die Friedenstifter. Weiter las sie mit Staunen über „die andere Wange“, die man hinhalten soll, wenn man geschlagen wird, über die Extra-Meile, die man gehen soll (Matthäus 5,39-42).
„Ich war existenziell bewegt“, schilderte sie später das, was in ihr vor sich ging. „Gott hat mich umgekrempelt. Ich bin Christin geworden.“
Die andere Wange hinhalten
„Hierher! Schnell!“
„Bald haben wir es geschafft!“
„Und