Von Briefmarkenfröschen und Gummibärchenigeln. Irina Kostić

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Von Briefmarkenfröschen und Gummibärchenigeln - Irina Kostić

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Marie Engelhard, 3 Jahre alt Toni Engelhard, 5 Jahre alt

      1

      Sandzapfen für das Einhörnchen

      „Oh, das geht überhaupt nicht!“, quengelt Marie. Sie sitzt mit ihrer besten Freundin Merle im Sandkasten. Sosehr sie es auch versucht, sie bekommt den feuchten Sand nicht heraus aus dem roten Muschel-Förmchen.

      „Ich helfe dir“, sagt Merle. „Ich bin ja schon fünf!“ Doch auch Merle kriegt die Masse einfach nicht aus der Form. Sie klopft und hämmert. „Was ist denn das?“, murmelt sie genervt. Sie blickt unter das Förmchen und pult ein kleines Loch in den Rand. Dann schüttelt sie. Da plumpst ihr plötzlich der ganze Sand auf die Jacke.

      Marie muss lachen. Sie wirft mit beiden Händen sandige Streusel in die Luft.

      „Ey! Nicht auf unsere Straße!“, poltert Basti los und wischt vorsichtig zwei überflüssige Sandkrumen von der frisch gefertigten Fahrbahn. Er und Toni haben sich heute auf Straßenbau spezialisiert.

      Merle überlegt: „Wir müssen den Sand da am Rand unter dem Brett rausholen. Da liegt der beste Teig zum Backen.“

      Marie findet die Idee toll. Sie krabbelt los und legt sich quer in den Sand, um mit ihren Händen tief unter das Brett zu gelangen. „Iiiih!“, quiekt sie auf.

      „Was ist? Was ist?“ Merle ist sofort zur Stelle und auch die Jungs halten inne, um zu sehen, was so eklig sein kann.

      „Da! Bäh! Eine Spinne!“. Marie zeigt mit dem Finger auf ein Spinnennetz direkt unter dem Holz.

      „Ist doch nur eine Spinne!“, winkt Basti ab.

      „Mit Flügeln?“, fragt Toni, der sich die Sache aus der Nähe ansieht.

      „Nein, die Spinne sitzt da am Rand! Die hat was gefangen in ihrem Netz. Mittagessen.“ Merle schüttelt sich. „Was ist denn das nur?“

      „Eine Schnake“, sagt Marie, die das Tier schon kennt.

      „Ja“, bestätigt Toni. „Aber eine eingewickelte.“

      „Vielleicht, damit ihr nicht kalt wird“, vermutet Basti.

      Merle erklärt: „Spinnen wickeln ihre Beute ein, damit sie nicht wegläuft. Sie wird sie fressen, wenn sie Hunger hat.“

      Marie fragt: „Betet die Spinne auch vorm Essen?“

      „Was soll sie denn beten?“, fragt Basti.

      „Wir beten immer vor dem Essen“, mischt sich Toni ein. „Wir sagen Gott Danke für das gute Essen.“

      „Egal, was es gibt? Ihr bedankt euch immer?“ Basti denkt an Bohneneintopf und verzieht das Gesicht. „Also, wir beten nie vor dem Essen. Und für so eine Schnake würde ich eh nicht Danke sagen.“

      Frau Engelhard kommt mit einem Taschentuch. „Marie, können wir einmal schnell deine Nase putzen?“, fragt sie. Dabei drückt sie ihrer Tochter schon das Taschentuch ins Gesicht.

      „Mmh!“, grunzt Marie und dreht den Kopf weg. Sie zeigt auf die Spinne und sagt: „Mama, soll die Spinne Gott auch Danke sagen, wenn sie zum Mittagessen eine Schnake kriegt?“

      Frau Engelhard stopft das Taschentuch in ihre Jacke. „Eine Schnake zu Mittag? Lecker, lecker“, lacht sie. „Die Spinne freut sich bestimmt. Für sie ist das nämlich genau das Richtige.“

      „Für mich aber nicht“, stellt Marie schnell klar.

      Frau Engelhard streichelt ihrer Tochter über den Kopf und sagt: „Bei uns gibt es heute Spaghetti. Wir dürfen Gott immer danken. Und zwar nicht nur für Dinge, die uns gefallen. Es gibt so viel, wofür wir Gott Danke sagen können.“ Sie packt das Taschentuch in ihre Hosentasche. „Das schafft uns ein fröhliches Herz und Gott freut sich.“

      „Na super. Mama kocht und bei Gott soll ich mich bedanken?“ Basti tippt sich an die Stirn.

      „Doch, genau!“, haspelt Toni und lässt Sand durch seine Hände rieseln. „Stell dir mal vor, du hättest gar keine Mama oder das Einkaufsgeschäft wäre geschlossen oder ihr hättet keinen Strom.“

      Merle denkt nach: „Wenn ich keine Mama hätte, wäre ich bestimmt traurig. Dann könnte ich auch nicht Danke sagen“, meint sie.

      „Danke, danke, hier kommt die kranke Schranke!“, ruft Basti und lässt sich rückwärts in den Sand fallen.

      Frau Engelhard setzt sich auf den Sandkastenrand und sagt: „Gott weiß ja, dass es im Leben auch Dinge gibt, die für uns Menschen sehr schwer sind. Dinge, für die wir nicht so gut Danke sagen können. Deshalb haben wir Jesus an unserer Seite. Durch ihn werden wir es schaffen, dankbar zu sein.“

      Marie beginnt wieder zu buddeln und gräbt etwas tiefer. Plötzlich hält sie einen sandigen Tannenzapfen in der Hand. „Guck mal, Mama!“, ruft sie. „Zum Beispiel den hier! Den Zapfen vom Baum mag die Spinne nicht. Den mag am liebsten das Einhörnchen.“

      „Das Eichhörnchen meinst du“, verbessert Merle.

      „Aber ich“, grölt Basti. „Ich mag ein Hörnchen. Am liebsten mit Schokoeis und Sahne. Und da würde ich auch Danke sagen.“

      2

      Scheue Pferde

      „Achtung! Sie kommen!“, flüstert Basti. Er hockt hinter einem Busch und sieht verstohlen durch die Äste. So kann er Merle und die kleine Marie in ihrem Kleidchen beobachten, wie sie näherkommen. Merle schiebt einen Puppenwagen. Typisch seine Schwester. Basti drängelt sich dichter an Toni, der neben ihm hockt. Vor Aufregung kribbelt ihm der Bauch. Toni kribbelt bloß ein Blatt an der Nase. Dann ist es endlich soweit: „Buh!“, machen die Jungs laut und springen auf den Bürgersteig. Direkt vor die Füße der Mädchen.

      Merle und Marie zucken zusammen. Merle hält sich mit beiden Händen den Mund zu, damit sie nicht losschreit vor Schreck. Leider hält nun niemand mehr ihren Puppenwagen fest. Der beginnt zu rollen.

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