Von Briefmarkenfröschen und Gummibärchenigeln. Irina Kostić
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Merle nimmt Marie den Apfel aus der Hand und beißt hinein. Schmatzend sagt sie: „Hier Marie. Den essen wir beide. Wenn selbst ein Pirat Zeit für alles Mögliche hat, dann haben wir auch Zeit, für Pferdchen Hüh einen neuen Apfel zu besorgen, falls es wirklich noch Hunger bekommt.“
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Ein Igel zu Gast
Mit hochgestrecktem Arm und ein wenig aufgeregt winkt Frau Engelhard den Kindern aus ihrem Gartenbeet zu. Den Zeigefinger der anderen Hand hat sie über die Lippen gelegt.
„Wir sollen kommen, glaube ich!“, übersetzt Toni aus der Ferne.
„Nö, wir sollen nur leise sein!“, vermutet Marie.
Merle läuft lachend los und ruft: „Kommen und leise sein!“
So ruhig sie können, galoppieren die vier Kinder zu Frau Engelhard.
„Was ist denn?“, fragt Toni laut.
„Ein Iiiiigel!“, flüstert Frau Engelhard, immer noch den Zeigefinger über ihre Lippen gelegt. „Guckt euch den mal an! So ein süßer Kerl!“ Sie hebt vorsichtig die unteren Äste eines Busches an.
„Oh, wie süüüß!“, quietscht Marie und lässt sich direkt vor dem kleinen Igel auf die Knie plumpsen. Sofort rollt sich das schüchterne Tier zu einer Kugel. „Was macht er denn jetzt?“, fragt Marie.
„Du hast ihn erschreckt!“, schimpft Merle und stemmt ihre Fäuste in die Hüften.
Frau Engelhard streicht Marie über die Hand: „Jeder Igel rollt sich zusammen, wenn er Angst hat. Nur so kann er sich schützen. Das hier ist ein Braunbrustigel. Hast du die braune Brust gesehen?“
„Der rollt sich zusammen? Dann ist er ein Rollmops“, albert Toni.
„Wenn ein Hund Ball spielen will und so eine Kugel rumliegt, beißt er bestimmt rein“, schließt sich Basti an. „Hat der Hund dann Stacheln in der Zunge?“
Merle grübelt: „Warum rennt der Igel nicht einfach weg?“
„Mich wundert auch, dass er am Tag zu sehen ist“, sagt Frau Engelhard. „Normalerweise gehen Igel nachts auf Nahrungssuche. Nicht, wenn es hell ist. Da stimmt was nicht.“
„Wo wohnt er denn?“, fragt Merle.
Basti reckt sich kopfschüttelnd: „Igelhaus eins in der Igelstraße in Igelstadt.“
„Im Unterholz“, erklärt Frau Engelhard geduldig.
„Ich kenne nur Unterhose“, sagt Marie, die wirklich nicht weiß, was „Unterholz“ ist.
„Na, unterm Holz!“, mischt sich Toni ein. „Können wir den Igel nicht mit nach Hause nehmen? Dann brauchen wir nicht halb unter den Busch zu kriechen und können ihn trotzdem beobachten.“
Frau Engelhard schüttelt den Kopf. „Die meisten Igel müssen nicht von Menschen versorgt werden. Das können sie richtig gut alleine. Außer im Winter, wenn man ein schrecklich abgemagertes Tier sieht oder ein Verletztes.“
„Also, ich finde, er sieht sehr, sehr mager aus. Und verletzt. Wer sich so verbiegt, muss sich doch alles gebrochen haben“, überlegt Basti. „Aber diese blöden Stacheln … Kann man nicht auf jeden Stachel ein weiches Gummibärchen pieken? Dann ist er bestimmt schöner anzufassen.“
Frau Engelhard lässt die Hand von den Ästen: „Denk nicht nur an dich, sondern auch an den Igel, Basti. Du musst zugeben, dass das Tier weder verletzt noch abgemagert aussieht. Mensch, jetzt fällt mir was ein!“
Gespannt sehen die Kinder sie an.
„Papa hat heute früh den großen Laubhaufen am Gartenrand abgetragen. Gewiss hat der Igel dort gewohnt! Ach, Igelchen! Haben wir dir dein Haus kaputt gemacht?“
„Was macht er denn jetzt bloß?“, sorgt sich Merle.
Frau Engelhard steht auf und sagt: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir Essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir Trinken gegeben. Ich bin Gast gewesen und ihr habt mir eine Unterkunft gegeben.“
„Ich habe dir nichts zu essen gegeben“, erinnert sich Toni.
„Das hat Jesus mal gesagt. Wir sollen nicht einfach nur wegsehen und weitergehen, wenn jemand Hilfe braucht. Wir sollen helfen“, erklärt Frau Engelhard. „Wenn einer Durst hat, geben wir ihm zu trinken. Wenn einer Hunger hat, geben wir ihm zu essen und wenn einer kein Dach über dem Kopf hat, darf er unser Gast sein.“
„Wäre ja auch blöd, wenn einer Durst hat und von uns nur Essen bekommt“, murmelt Toni.
„Das können wir heute am Igel üben. Und wenn uns mal ein Mensch begegnet, der Hilfe braucht, werden wir versuchen, ihm ebenso zu helfen. Los, kommt!“ Frau Engelhard winkt den Kindern, ihr zu folgen. Auf dem Weg zur Garage sagt sie: „Soweit ich weiß, haben wir noch ein Holzhäuschen. Das hat Papa vor einigen Jahren mal gebaut. Es würde mich sehr wundern, wenn unser Igel das nicht hübsch findet.“
Frau Engelhard entdeckt tatsächlich rasch das Holzhäuschen und gibt es Toni in den Arm. „Wenn wir jetzt noch Futter besorgen, könnte heute Abend der Igel sagen: Ich hatte Hunger und Durst und ihr habt mir zu essen und zu trinken gegeben. Ich hatte kein Dach über dem Kopf, ihr habt mir ein Haus gegeben.“ Sie kratzt sich am Kopf: „Am besten stellen wir ihm ein Schüsselchen mit einem Klecks Katzenfutter aus der Dose hin. Das mögen Igel. Und natürlich etwas Wasser.“
„Darf ich das machen?“, rufen alle durcheinander.
„Du hast ja schon das Holzhaus, Toni“, sortiert Frau Engelhard. „Marie und Merle bereiten das Katzenfutter für den Igel vor und Basti holt ein Schälchen mit Wasser.“
Als alle fertig sind, laufen sie zurück zum Gartenbeet. Vorsichtig bewegt Frau Engelhard die Äste. Dann die Äste daneben und die daneben, aber der Igel ist fort.
„Stellt alles hierhin, wo es ein bisschen geschützt ist“, schlägt Frau Engelhard vor. „Der Igel wird schon finden, was er braucht.“
„Aber Mama“, fragt Marie, „macht der Igel dann auch , miau‘, wenn er Katzenfutter gefressen hat?“
„So ein Quatsch!“, lacht Basti laut los. „Oder glaubst du, wenn