Von Briefmarkenfröschen und Gummibärchenigeln. Irina Kostić
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„Na, los, Merle“, drängelt Basti. „Spring auch mal. Zeig, was du kannst!“
„Lass mich in Ruhe“, zischt Merle und streichelt ihrem Kuscheltier über den Kopf. „Ich muss auf Pferdchen Hüh aufpassen. Ich kann nicht einfach losspringen!“
„Doch, kannst du! Auch mit Pferdchen! Dann hast du ein Sprungpferdchen!“, lacht Basti laut. „Und wenn du es pink anmalst, hast du ein Filly-Pferdchen und wenn du in einem See landest, hast du ein Seepferdchen!“
Merle guckt ernst: „Ich habe heute schon ein paar Mal versucht, Pferdchen Hüh zur Seite zu legen. Es wiehert, wenn ich es alleine lasse. Damit ist nicht zu spaßen!“
„Seht ihr?“, mischt sich Herr Wagner ein. „Jeder von euch hat seinen eigenen Klang und seine eigene Lautstärke. Ganz genau wie die Orgelpfeifen. Jede ist einzigartig und besonders.“
Basti nickt: „Ja, ich bin schon ziemlich besonders. Ich kann ja auch hammer-weit springen.“
Herr Wagner stützt sich auf den Gartenzaun und erklärt: „Jede Orgelpfeife ist besonders, Basti. Jede hat ihre eigene Art. Aber nur, wenn alle Orgelpfeifen zusammenspielen, kann man Lieder erklingen lassen. So ist das auch mit uns Menschen.“
„Zum Beispiel in einem Chor“, überlegt Toni. „Da singen die Leute zusammen Lieder.“
Herr Wagner nickt. „Und die Orgelpfeifen stützen die Musik. Da hast du recht. Wir Menschen können aber weitaus mehr gemeinsam tun. Zum Beispiel können wir Gott danken, dass wir so wunderbar gemacht sind.“
Marie beugt sich ein Stück vor, um Merle ansehen zu können: „Merle, soll ich auf Pferdchen Hüh aufpassen?“, fragt sie. „Dann kannst du auch mal springen.“
Merle schüttelt den Kopf: „Nee. Meine Beine sind extra so gemacht, dass ich gut auf der Mauer stehen kann. Ich bleibe besser hier oben.“
Toni balanciert auf der Mauerkante: „Mama sagt auch, dass Gott uns gemacht hat. Warum hat er mich nicht so gemacht, dass ich besonders gut Fußball spielen kann? Das würde ich wirklich gerne können“, sagt er.
Herr Wagner legt seine Rosenschere auf einen Holzpfosten: „Gott hat sich jeden Menschen so ausgedacht, dass es gut ist und genau richtig. Jeder Mensch kann irgendetwas besonders gut. Und wenn ich es schaffe, meine Fähigkeit genau dort zu nutzen, wo Gott mich hingestellt hat, wird die Sache richtig klasse.“
„Kein Fußball?“, fragt Toni.
Herr Wagner zählt an den Fingern auf: „Na, du kannst ja mal üben. Und wenn du kein Fußballspieler wirst, dann vielleicht Schiedsrichter, Sanitäter, Krankengymnast, Platzwart oder Fan? Gott gibt dir deinen Platz da, wo du dich am besten einsetzen kannst. Genau dort, wo es gut sein wird. Weil du wunderbar gemacht bist.“
„Zehn, neun, null!“, ruft Basti. Er geht in die Knie und springt mit erhobenen Händen von der Mauer. Meisterhaft hoch springt er. Geradewegs mitten in die Schlammpfütze. Merle, Marie und Toni gucken ganz erschüttert. Erst als Basti seine schlammigen Hände schüttelt und „Üüüähh!“ stöhnt, müssen alle lachen.
„Oh, da freue ich mich aber!“, ruft Merle. „Oh, wie freue ich mich, Basti, dass ich anders gemacht bin als du! Wie schön, dass ich heute nicht springen wollte!“
4
Was für ein Unglück!
„Marie, es hat geklingelt!“, ruft Frau Engelhard. „Das müssen schon Basti und Merle sein. Kannst du bitte mal aufmachen?“
„Hmm!“, summt Marie und läuft zur Haustür. Sprechen kann sie gerade nicht, denn in ihrem Mund trägt sie eine Zahnbürste. Sie öffnet die Tür. Tatsächlich stehen dort Toni und Merle mit ihrer Mama, Frau Fischer.
„Marie?“, sagt Frau Fischer erstaunt. „Solltest du nicht zum Zähneputzen im Bad sein?“
„Ih hol hi Tür au-hachen. Gha, ih pusch grag Kähne!“, gibt Marie mit schäumendem Mund zu verstehen.
Merle kichert los. Basti kann sich nicht halten vor Lachen. Da muss Marie leider mitlachen. Der Schaum aus ihrem Mund schwappt auf den Pullover. Mit dem Ärmel wischt sich Marie über das Gesicht. „Man muss immer die Zähne putzen, sonst kommen Warius und Kaktus“, erklärt sie.
Frau Engelhard betritt den Flur. „Frau Fischer! Wie schön“, sagt sie. „Und Merle und Basti. Freut ihr euch, dass ihr eine Stunde bei uns sein dürft?“ Sofort blickt sie wieder zu Frau Fischer. „Das kriegen wir hin. Ich bin ja hier und die Kinder sind doch wirklich schon vernünftig.“ Sie streichelt Marie über die Schulter und fasst versehentlich in die Zahnpasta. „Marie!“, schnaubt sie.
Flink rennt Marie zurück ins Bad. Merle und Basti verabschieden ihre Mutter, als Toni fröhlich um die Ecke hüpft. „Wir haben den Mädchen versprochen, mit ihnen eine Bude zu bauen!“, erklärt er seiner Mama und zieht an Bastis Ärmel.
„Bude! Bude!“, ruft Marie aus dem Badezimmer.
Da klingelt es noch einmal. Toni öffnet die Tür. „Hallo Benny!“
„Hallo Toni!“, begrüßt Benny aufgeregt seinen Freund. „Ich habe ein riesiges Auto für Kinder geschenkt bekommen. Ein elektrisches Auto! Kommst du raus? Dann kannst du auch mal fahren!“
„Ich komme gleich“, sagt Toni baff und schließt die Tür. „Basti! Hast du das gehört? Los, wir ziehen uns an! Benny hat ein echtes Auto für Kinder!“ Beide Jungs springen in ihre Jacken.
„Nanu?“, Frau Engelhard steckt den Kopf durch die Küchentür. „Zieht ihr euch schon wieder an? Ich dachte, ihr baut jetzt eine Bude? Merle hat schon alles bereitgelegt!“
Basti steckt seinen Fuß in den linken Schuh und japst: „Der Benny hat ein Auto für Kinder, wo man sich reinsetzen kann. Das fährt von alleine und wir dürfen mitspielen!“
„Also keine Bude?“, fragt Frau Engelhard.
Marie hat alles gehört. Sie beginnt zu weinen: „Aber ihr wolltet doch mit uns eine Bude bauen!“
Basti sagt: „Wenn wir wiederkommen, bauen wir zehn Buden, Marie, oder eine Pommesbude, aber jetzt müssen wir raus zu Benny.“
Toni lacht und schlüpft in seine Schuhe.
Marie ruft traurig: „Dann will ich aber keine Bude mehr bauen! Ich will das jetzt machen! Ihr habt es doch versprochen!“ Sie fängt an, fürchterlich zu schluchzen.
Frau