Im Dunkeln lauert die Angst. Eva Breunig

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Im Dunkeln lauert die Angst - Eva Breunig страница 7

Im Dunkeln lauert die Angst - Eva Breunig

Скачать книгу

Miri, mach’s nicht kaputt, ja? Ich bin einfach super drauf, alles ist großartig! Wenn du irgendein kleinliches Genörgel loswerden willst, passt das jetzt gar nicht zu meinem Lebensgefühl. Ich geb dir die Nummer von der Telefonseelsorge, falls du das brauchst!«

      »Nein, überhaupt nicht!«, versicherte sie hastig. »Ich … äh … ich bin nur so … äh … grandiose Komplimente nicht gewöhnt.« Warum muss ich der Sternenhimmel sein? Der ist so weit weg, so unnahbar!

      »Dann gewöhn dich dran«, schlug er vor. »Ich habe beschlossen, dass mein Leben ab jetzt viel grandioser werden muss!«

      »Oh … aha.« Ob mir das gefällt?

      »Du, meine Miri, warst immer schon grandios«, verkündete er. »Und jetzt wird das auch entsprechend gewürdigt!«

      Ja, dachte Miriam, als sie am Faschingsdienstag im Keller des Laternen-Karl saß, so hat es angefangen …

      8

      Lauras geheimes Tagebuch

      Warum sind alle Kinder so gemein? Wenn jemand neu in der Klasse ist, muss man nett zu ihm sein. Das weiß doch jeder! Aber zu mir war niemand nett! Na ja, vielleicht diese Susanne. Aber die ist doch voll der Außenseiter! Deswegen war der Platz neben ihr ja auch noch frei. Sie hat sogar ein Kuscheltier in der Schule dabei! Mit zwölf!! Als Glücksbringer für die Prüfung, sagt sie. So ein Baby!

      In der Pause hab ich den Stift aufgehoben, der von Valentins Tisch gefallen ist. Der Typ hat sich nicht mal bedankt! Na gut, vielleicht hab ich ein ganz kleines bisschen nachgeholfen, damit er runterfällt, aber er war eh schon ganz am Rand. Was der Valentin für Schimpfwörter kennt! Das muss ich meiner Klassenlehrerin sagen! Solche Worte sind bestimmt nicht erlaubt!

      Und dann wollte ich mit den anderen »Versteckt Susannes Teddy« spielen, aber die haben mich einfach nicht mitmachen lassen. Lukas, Marcel, Emil und noch zwei andere Jungs haben den Teddy herumgeworfen, sodass Susanne ihn nicht kriegen konnte. Ich wollte ihn auch mal fangen, aber sie haben nie zu mir geworfen.

      Und dann hat sich Susanne auch noch bei mir bedankt, weil ich geholfen habe, den Teddy wiederzukriegen. Die hat wohl nicht gecheckt, dass ich ihr gar nicht helfen wollte …!

      So was Dummes.

      Ich hab gehofft, dass ich in der neuen Schule endlich Freunde finde. Aber die Kinder da sind genauso blöd wie in meiner alten Klasse.

      Vielleicht geht’s morgen besser. Ich frag mal Sarah, die scheint eine ganz coole Clique zu haben. Und ein paar von den Jungs sehen eigentlich ganz süß aus …

      9

      »Ich sollte endlich lernen gehen«, grunzte Leni und wälzte sich auf dem Fellteppich, der wie ein künstlicher Eisbär aussah, auf den Bauch. »Aber hier bei dir ist es gemütlicher!«

      Die Wohnung, die Daria mit ihrer Schwester Miriam und zwei weiteren Studentinnen bewohnte, lag unter dem Dach im Haus ihrer Großeltern. Es war dasselbe Haus, in dem auch der spannende verwinkelte Keller lag, den sie immer für ihre Pfadfindergeländespiele benutzten. Und die Dachwohnung war fast genauso verwinkelt. Es gab alle möglichen kleinen Nischen, Abstellkammern und Dachluken. Manche Fenster öffneten sich zur Straße, andere in den Hof oder in winzige Lichtschächte, und von einem konnte man sogar einen kleinen Zipfel des nahen Stephansdomes sehen. Jedes Mädchen in der Wohngemeinschaft hatte ein eigenes Zimmer, und außerdem gab es die Küche und den Essplatz als gesellige Treffpunkte. Das Wohnzimmer war meistens von zusätzlichen Gästen belegt; die ausländischen Mitbewohnerinnen hatten öfter mal Besuch aus ihrer jeweiligen Heimat, und Darias und Miriams Pfadfinderfreunde aus aller Welt kamen auch gern vorbei und übernachteten in dieser superzentralen Location im Herzen Wiens.

      Die Zimmer waren weitgehend mit alten Möbeln vom Flohmarkt oder aus dem Fundus der Großeltern eingerichtet. Dazwischen gab es einige Stücke von Ikea, und die Schreibtische, die maßangefertigt in die Dachschrägen passen mussten, hatten die Zwillinge mit ihrem Vater selbst gezimmert. Das Ganze war ein buntes Sammelsurium aus Altem und Neuem, geschmückt mit farbigen Tüchern und selbst gemalten Bildern in barocken und verschnörkelten Rahmen. Es war ungewöhnlich, witzig und so richtig zum Wohlfühlen. Genau wie die Bewohnerinnen.

      »Du hättest deine Lernsachen ja mitbringen können«, bemerkte Daria vom Schreibtisch herunter.

      »Als ob ich irgendwas lernen könnte, wenn ich hier bin«, murmelte Leni.

      »Warum denn nicht? Ich kann’s doch auch!«

      »Wenn ich hier bin, bin ich mit dir zusammen«, stellte Leni klar. »Und dann muss ich dich ansehen, mit dir reden, dich im Arm halten … Wie soll ich dabei lernen?«

      Ein Lächeln huschte über Darias Gesicht.

      Es war schon schmeichelhaft, dass ihr Freund nach über einem halben Jahr Beziehung noch immer so verschossen in sie war, dass er kaum den Blick abwenden konnte! Wenn auch in mancher Hinsicht ein bisschen mühsam. Leni studierte Chemie, und das ging ohne Lernen wirklich nicht.

      »Wenn du deine Skripten mithättest, könntest du jetzt friedlich lernen, während ich am Computer arbeite«, erklärte sie.

      »Willst du mir damit vielleicht sagen, dass ich störe?«

      »Hm, äh, nein, natürlich nicht … Aber wenn du mich dauernd ansiehst, mit mir redest, mich im Arm hältst und so weiter, kann ich mich halt nicht sehr gut auf den Computer konzentrieren!«

      »Sollst du auch nicht. Du sollst dich auf mich konzentrieren!«

      Daria lachte und rollte die Augen. »Leni, du bist kindisch!«, verkündete sie und tätschelte seine strohblonden Haare. »Ich konzentrier mich gern auf dich, aber ab und zu muss ich auch was anderes tun. Jetzt sei ein braver Junge, geh nach Haus und lern was!«

      »Du willst mich ja nur los sein, damit du wieder ›Miracle Forest‹ spielen kannst«, schmollte er.

      »Ich will dich überhaupt nicht los sein!«, widersprach sie. »Aber ja, ich würde gern eine Runde spielen …«

      »Meine Freundin liebt ein Computerspiel mehr als mich!« Leni schob die Unterlippe vor und setzte den herzerweichenden Blick eines ausgesetzten Hundebabys auf.

      »Du bist wirklich unmöglich!« Daria wusste nicht, ob sie lachen oder mit ihm schimpfen sollte. »Du weißt genau, dass ich eine Seminararbeit über die künstlerische Gestaltung von Computerspielen schreibe! Und die Bumm-krach-Kampfspiele mit ihren explodierenden Robotern oder Rennautos geben dafür nun mal nicht viel her! Aber ›Miracle Forest‹ hat wirklich …«

      »… faszinierende Settings, eine gute grafische Umsetzung und ansprechende Aufgaben«, vollendete Leni den Satz für sie. »Es ist einfach die bessere Welt, und wenn Fräulein Daria Lechner könnte, würde sie noch heute dorthin übersiedeln und fortan nur noch Mithras sein!«

      »Hey, wow, du hast dir den Namen meiner Figur gemerkt!«, stellte Daria überrascht fest.

Скачать книгу