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»Sieh nur, Mariella«, lenkte Federico die Aufmerksamkeit seiner Frau auf das schlummernde Kind. »Möchtest du es nicht mal auf den Arm nehmen? Giulia hat bestimmt nichts dagegen.«
»Nein, Federico. Die Kleine schläft, wir sollten sie jetzt nicht stören.«
Eins zu Null für meine neue Schwägerin, dachte Giulia und empfand sofort Sympathie.
»Buon giorno Giulia, ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte die Patrona besorgt, die inzwischen aufgestanden war und ihre Schwiegertochter herzlich umarmte.
»Si, es geht mir gut.«
Giulia begrüßte auch ihren Schwiegervater, der freundlich ihre Wangen küsste, aber wie immer zurückhaltender war als seine Frau. In seiner Nähe hatte Giulia stets das Bedürfnis alles richtig zu machen und zu beweisen, dass sie würdig war, Lorenzos Ehefrau zu sein. Denn der Patrone wirkte meist ein wenig distanziert, beobachtete alles ganz genau, und wenn er etwas sagte, klang es wie eine unumstößliche Feststellung. Nur im Umgang mit Maria taute er auf und gab sich ungewöhnlich locker.
Lorenzo hatte Giulia erzählt, dass sein Vater nur selten aus sich herausging und seine Gefühle zeigte, gleichwohl seine Familie liebte. Neben dem geschäftlichen Erfolg seiner Söhne interessierte ihn vor allem die Fortführung der Moreno’schen Dynastie. Maria konnte also den Bonus des ersten, sehnsüchtig erwarteten Enkelkindes für sich verbuchen. Mit einem kleinen Schönheitsfehler: In den Augen des Patrone war sie »nur« ein Mädchen.
Die große Terrasse hinter dem Haus war großzügig mit Sitzgelegenheiten ausgestattet, darunter auch eine Hollywoodschaukel aus massivem Teakholz, mit dicken Polstern aus naturfarbener Baumwolle, auf der Giulia und Lorenzo nun nach Begrüßung seiner Eltern Platz nahmen. Vasen und Schalen im Empirestil ergänzten das Ganze zu einem überaus noblen Ambiente.
Die anschließende, frisch gemähte Rasenfläche, verdankte ihr frisches Grün einer automatischen Bewässerungsanlage, die in den Morgen- und Abendstunden für einen feinen Sprühnebel sorgte, wie Giulia sich erinnerte.
Der Butler brachte ihnen gekühlte Erfrischungsgetränke und richtete sich dann an den Hausherrn. »Der Kaffeetisch ist gerichtet, Signor Federico.«
»Sehr schön, darf ich euch bitten mitzukommen?« Er reichte seiner jungen Frau den Arm und ging mit ihr voraus.
Die Getränke in der Hand schlenderten sie ein Stück auf die Wiese hinaus, wo unter einem Partyzelt exquisite Leckereien warteten. Es war Giulia ein Rätsel, woher der Strom für den Ventilator bezogen wurde, der die Luft verwirbelte, so dass es unter dem Zelt gut auszuhalten war.
Eigentlich hatte sie erwartet, dass es eine größere Feier zu Federicos Rückkehr und Heirat geben würde, zu der weitere Verwandte wie Tante Ilaria eingeladen würden. Aber Federico hatte wohl ein ganz intimes Treffen der engsten Familienmitglieder geplant.
»Nun erzähl mal, Bruder. Wo hast du dich die ganze Zeit über versteckt?«, versuchte Lorenzo das Gespräch auf das allgemeine Hauptinteresse zu lenken, während Giovanni Latte Macchiato und kleine Kuchen servierte.
»Mal da, mal dort. Unser Land ist wirklich sehr schön und eine Entdeckungsreise wert. Ihr glaubt gar nicht, welche kleinstädtischen Kostbarkeiten ihr fernab der Touristenrouten findet. Und das nicht nur in der Toscana oder Umbrien. Ich hatte ja viel Zeit und habe die entlegensten Orte besucht.«
Federico auf touristischer Rundreise? Giulia runzelte die Stirn. Klar, die Brüder waren mit ihr in Rom und in Pompeij gewesen, interessierten sich für Architektur und Kunst. Und beide sammelten exquisite Figuren und Gemälde, vorwiegend mit erotischem Touch, aber so etwas fand man in der Regel nicht in der Provinz. Und würde jemand, der überstürzt, im Streit und aufgeputscht von Wut abreiste, sich ernsthaft mit schöngeistigen Dingen befassen? Wohl kaum. Sie glaubte ihm kein Wort.
»Zuletzt war ich in Rom«, fuhr Federico fort, »und dort habe ich Mariella getroffen.« Er legte seine Hand auf die seiner Frau, schien sie liebevoll zu drücken und schaute sie mit einem warmen Lächeln an.
»Und weiter? Erzähl, wie und wo habt ihr euch in Rom kennengelernt?« Giulia erschrak über sich selbst. Die Frage war ihr leichtfertig über die Lippen gekommen, dabei wollte sie auf keinen Fall Federicos Aufmerksamkeit auf sich lenken. Zu spät. Er drehte den Kopf zu ihr und seine dunklen Augen wirkten geschärft und durchdringend wie die eines Raubvogels. Sie fröstelte. Sein Lächeln passte nicht dazu. Was sollte sie bloß von ihm halten? Vielleicht bereute er seine Hartherzigkeit ja doch und war in all den Monaten, fern von zuhause, ein besserer Mensch geworden.
»Oh, das erzähl ich gerne. Das war ja sooo romantisch. Oder möchtest du das erzählen, Schatz?«
»Nein, Liebster, das kannst du viel besser.«
Giulia verdrehte es innerlich die Augen. Schatz. Liebster. Schon recht. Wenn sie mit Lorenzo alleine war oder wenn sie miteinander telefonierten, redeten sie sich manchmal auch mit solchen Kosenamen an. Aber in dieser Runde und aus seinem Mund klang das schon ziemlich aufgesetzt.
»Es war in einem kleinen Café, abseits des allgemeinen Rummels. Jeder von uns saß alleine an einem kleinen Tisch, ansonsten war nicht viel los. Mir fiel auf, dass sie in einem Kulturführer blätterte und da bin ich aufgestanden und zu ihr rübergegangen, und habe ihr vorgeschlagen, Rom gemeinsam zu erkunden. Das wäre doch viel unterhaltsamer. Ja, so fing alles an.«
»Bei euch beiden war es also wirklich die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick?«, hakte die Patrona ungläubig nach.
»Si«, lachte Federico.
»So viel Romantik hätte ich dir gar nicht zugetraut«, murmelte die Patrona mehr an sich selbst gerichtet als an die anderen.
Die Geschichte klang für Giulia wenig glaubwürdig. Andererseits – das nächtliche Erlebnis in Pompeji, als die Gemelli vorgaben, zahlende Kundschaft einer etruskischen Hure zu sein, die sie in einem extra dafür hergerichteten antiken Raum darstellte – das hatte auch romantische Züge gehabt. Mit viel Gefühl und Fantasie hatten die beiden Männer mit Giulia gespielt, so dass sie es bedauerte, als es vorbei war. Hatte Federico sich damals Lorenzos Wünschen angepasst oder steckte ihn ihm doch ein verkannter Romantiker? Vielleicht sollte sie ihm einfach verzeihen, dass er sie zwar als Gespielin, nicht jedoch als Ehefrau oder Schwägerin für gut genug befunden hatte? Nein, wenn er heute anders denkt, dann soll er es sagen und sich bei mir entschuldigen, dachte Giulia in einem Anflug von Zorn.
»… so wunderbar kann das Leben sein, nicht wahr, Giulia?«
Du meine Güte, sie hatte überhaupt Nichts mitbekommen. Wovon hatte Federico gerade gesprochen?
»Ja, möglich«, erwiderte sie zurückhaltend.
Eine falsche Antwort hatte sie offenbar nicht gegeben, denn alle nickten und wirkten sehr entspannt.
»Was hältst du von alledem?«, fragte Giulia, als sie sich auf dem Heimweg befanden.
Die beiden Brüder hatten sich zwischendurch für eine Viertelstunde zurückgezogen und waren mit etwas Abstand zum Zelt hin- und hergelaufen. Giulia hatte währenddessen