Gesammelte Werke von Stefan Zweig. Стефан Цвейг

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Gesammelte Werke von Stefan Zweig - Стефан Цвейг

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zusprach, und nun ist Krieg und seine Lanzen gerüstet zur Rache. Fluch über sie alle, die an mir zerrten, daß ich diesen Weg ging wider ihn, und weh über mich, daß ich nicht stark ward, ihnen zu wehren! Nicht kannst du dies fassen vielleicht, Abimelech, denn ein Krieger bist du und spottest deines Lebens, doch auf mir lasten die Mauern und eines Volkes Geschick, tausend und abertausend Leben pochen laut durch mein Blut. Ich will beten zu Gott, daß er diese Zeit von uns nehme, denn mein Herz vermag nicht sie zu tragen und dürstet nach Frieden!

      ABIMELECH:

       Den Sieg erst, mein König, und dann den Frieden. Laß Nabukadnezarn die Stirn seines Zorns sich zerstoßen an diesen Mauern und die Widderböcke seines Ingrimms zerschellen an unsern Herzen. Ihr Blut erst, und dann den Frieden!

      ZEDEKIA (sieht lange hinaus in die Ferne):

       Wieweit hinein ins Land die Lagerfeuer dort brennen, es ist, als sei ein Himmel schwarz hingesunken auf die Erde und leuchtete nun Stern an Stern. Unendlich Volk fühl ich lagern um Israel, und jedes Speer ist gezückt, jede Hand gehoben, und im Schlafe noch träumen sie wider uns. Und morgen wird all dies aufstehen wie die Halme nach dem Regen und die Stille gellen von Schrei und Tod. Es ist die letzte Nacht des Friedens und des Schlafes vielleicht für immerdar.

      ABIMELECH:

       Laß dein Herz nicht verdüstern, mein König. Auf diesem steinernen Gelände, da du stehest in Sorge, stand Hosea, dein Oheim, einst, und auch seine Seele war Sorgen voll, denn unten wogten Salmanassars Scharen unendlich wie diese. Schon einmal umspülte Assurs Woge die heilige Stadt. Doch der Herr reckte aus seinen Arm wider sie, und die Pest fraß ihre Völker. Nie bricht diese Mauer! Ewig währet Jerusalem!

      DIE ANDERN:

       Ewig währet Jerusalem!

      DIE STIMME JEREMIAS (aus dem Dunkel):

       Wache auf, verlorene Stadt, daß du dich rettest! Wachet auf aus eurem harten Schlaf, ihr Arglosen, daß ihr nicht geschlachtet werdet im Schlummer, wachet auf, denn schon bröckelt die Mauer und will euch erschlagen, wachet auf, denn Assurs Schwert ist gezückt über euch…

      ZEDEKIA (zusammenfahrend):

       Wer spricht? Wer spricht?

      STIMMEN:

       Wer redet… wer spricht…

      DIE STIMME JEREMIAS:

       Der Zorn des Herrn ist gefallen über des Friedens Verstörer, und von Mitternacht den König hat er gen Israel gesandt, daß er ihm breche Türme und Trotz. Wachet auf, um zu fliehen, wachet auf, euch zu retten, denn er ist gekommen, der Würger eurer Söhne, der Schänder eurer Töchter, der Verwüster eurer Felder. Wachet auf! Wachet auf!

      ZEDEKIA (zusammenschreckend und sich schließlich stark aufraffend):

       Wer spricht da? Wer redet da?

      DER ERSTE KRIEGER:

       Ein Wahnwitziger ist es, Herr, der Mond hat ihn verwirrt.

      STIMMEN:

       Sperr ihm das Maul… fort mit ihm… fort… ein Toller…

      ZEDEKIA:

       Nein… bring ihn vor… ich will ihn sehen… ich will sehen, daß ein Lebendiger solches sprach… denn zu furchtbar klang diese Stimme… mir war, als schrien Klage die Steine Jerusalems, als entbebte der Mauer das Wort…

      (DIE BEIDEN KRIEGER eilen hinab.)

      ABIMELECH:

       Nicht laß dich verwirren, Herr… viele sind gekauft in der Stadt von chaldäischem Gold…

      ANDERE:

       Nicht höre ihn an… laß von der Mauer ihn werfen… Nicht mit den Verängstigten sprich…

      (JEREMIAS UND BARUCH werden von den beiden Kriegern heraufgeholt, Jeremias vor den König gestoßen.)

      DER ZWEITE KRIEGER:

       Dieser ist es, der so lästerlich redete. Schon vordem habe ich ihn belauscht.

      ZEDEKIA:

       Sie sagen von einem, der umginge in der Stadt und Unheil kündete vor den Leuten. Ist es dieser?

      STIMMEN:

       Er ist es… Jeremias… Fluch über ihn… Unheil sprengt er aus… er vergiftet die Herzen… ein Lügner ist er…

      BARUCH:

       Gottes Bote ist er, und Wahrheit kündet er, ich zeuge für ihn.

      STIMMEN:

       Wer bist du, daß du zeugest?… Du Knabe… nicht höre ihn… niederschlagen soll man solch Otterngezücht.

      ZEDEKIA:

       Schweiget… Weg mit diesem vorerst, ich bedarf eines Zeugen nicht…

      (BARUCH wird zurückgestoßen in das Dunkel.)

      ZEDEKIA:

       Tritt heran zu mir, Jeremias… Bist du es, der Israel verwirrt?

      JEREMIAS:

       Von Israel geht Wirrnis aus und nicht von mir.

      ZEDEKIA:

       Ich kenne deine Stimme… ich muß sie gehört haben… aus meinem Herzen klingt etwas zurück, da du mir zusprichst, und doch blickte ich dich nie. Oder… Warst du es nicht, der damals um Friede schrie vor dem Palast…

      JEREMIAS:

       Ich war es, Herr!

      ZEDEKIA:

       Du warst es, Jeremias? Viele schrien um mich zu jener Stunde, doch als ich heimging des Nachts und ruhte ohne Schlaf auf meinem Lager, da war dein Ruf noch wach in meinem Herzen.

      JEREMIAS:

       Gott wollte, daß du ihn hörtest, und weh dir, daß du ihn wegwarfst, denn es wäre Schlaf jetzt auf deinen Lidern und ein Friede in Israel.

      DIE ANDERN:

       Nicht höre auf ihn, König… ein Gaukler ist er und frevelt mit Gottes Wort… sprich nicht mit ihm…

      ABIMELECH:

       Was schaffst du hier auf der Mauer des Nachts? Zu den Chaldäern willst du fallen? Nimm ihn fest, mein König, sein Wandel ist Gefahr!

      EINER:

       Seine Mutter ringt mit dem Tode, vergiftet hat sie sein Wort. Aber er meidet das Haus, sieh, des Nachts schweift er hier um und späht zu den Feinden…

      JEREMIAS (erschreckt):

       Meine Mutter, sagst du…

      ANDERE:

       Ein Verräter ist er… nicht höre ihn, mein König… nicht höre ihn… nimm ihn fest…

      ZEDEKIA:

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