Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Ach, das habe ich ganz vergessen. Heute nachmittag war ein sehr netter junger Mann da. Er wollte zu Christina. Muriel hat ausgeplaudert, daß sie in der Klinik ist. Da hat er die Fotografie dagelassen. Er hat sie gestern nach dem Konzert gemacht und Tini versprochen, die Bilder zu bringen.«
Versonnen betrachtete Lisa den Abzug. »Er scheint sehr viel Talent zu haben. Das ist ein zauberhaftes Bild.«
»Nicht wahr? Er hat mich gebeten, ihn zu informieren, wenn wir Nachricht von Christina haben.« Helene holte eine Visitenkarte aus ihrer Rocktasche hervor und reichte sie Lisa.
»Anian Fürst«, las Lisa laut. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.« Nachdenklich schaute sie aus dem Fenster und versuchte sich zu erinnern. »Stimmt, er macht viele Fotos für das Kulturmagazin, das ich abonniert habe. Der Name des Fotografen steht immer kleingedruckt unter den Bildern.«
»Er scheint ein sehr seriöser, sehr netter Mann zu sein. Und er war ehrlich besorgt.«
»Dann werde ich den Herrn Fürst mal anrufen«, sagte Lisa und griff zum Hörer.
Es wurde ein ungewöhnlich langes Telefonat, und Lisa hatte einen schwärmerischen Gesichtsausdruck, als sie in die Küche zurückkam. Helene hatte inzwischen fertig aufgeräumt und frischen Kaffee aufgebrüht.
»Ihre Menschenkenntnis scheint Sie nicht zu täuschen, Frau Wolrab«, stellte Lisa fest.
»Das freut mich. Aber wie kommen Sie darauf?«
»Herr Fürst scheint in der Tat ein sehr netter Mann zu sein. Er hat sehr offen mit mir gesprochen und gestanden, daß er sich unsterblich in Tini verliebt hat.«
»Kennt er sie schon länger?«
»Erst seit gestern abend. Es war Liebe auf den ersten Blick.«
»Wie romantisch!«
»Leider nicht. Tini wollte ihn nämlich nicht wiedersehen. Sie schob es auf eine unerfreuliche Erfahrung, die sie gemacht hat.«
»Dieser Kunert hat ihr alles verpfuscht. Das einzig gute an dieser Beziehung war das Kind. Muriel ist ein Goldstück.«
»Das ist sie wirklich. Wo ist sie eigentlich?«
»Sie ist vorhin mit aus dem Zimmer gegangen, als Sie telefoniert haben. Wahrscheinlich spielt sie in ihrem Zimmer.«
Besorgt ging Lisa hinaus. »Muriel, wo bist du?« rief sie und warf einen Blick in das Kinderzimmer. Es war leer. Da fiel ihr Blick auf die geöffnete Haustür.
Anian konnte nach dem Telefonat mit Lisa keine Ruhe finden. Sie hatten sehr ausführlich und offen miteinander gesprochen und Lisa hatte die Schwierigkeiten erwähnt, in denen Christina steckte.
Schon jetzt fühlte sich Anian für die kleine Familie verantwortlich, auch wenn Christina ihn abgewiesen hatte. Er war fest entschlossen, ihr Vertrauen zu gewinnen. Ruhelos wanderte er in seiner Wohnung auf und ab, bevor er sich entschloß, in seinem Stammlokal einzukehren, um sich abzulenken.
Er kam spät wieder, da er einen alten Jugendfreund getroffen hatte. Trotzdem schlief er in dieser Nacht sehr unruhig. Seine Gedanken waren bei Christina und Muriel.
Am Morgen stand er auf und fühlte sich wie gerädert. Nach einer kalten Dusche fühlte er sich etwas besser und schaltete wie gewohnt das Radio ein. In den Morgennachrichten erfuhr er von besonderen Ereignissen und fühlte sich besser auf den kommenden Tag vorbereitet. Während die Nachrichten liefen, brühte er sich eine Tasse Kaffee auf. Eine Meldung erregte jedoch seine Aufmerksamkeit.
»Seit gestern abend, achtzehn Uhr, wird die vierjährige Muriel von Berg vermißt. Sie ist etwa einen Meter groß, hat blondes lockiges Haar und blaue Augen. Bekleidet ist sie mit einer geblümten Leggings, einer roten Jacke und gelben Gummistiefeln. Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.«
Anian erstarrte.
Im nächsten Moment war er am Telefon und wählte die Nummer von Christina. Lisa meldete sich mit hoffnungsvoller Stimme.
»Hier bei von Berg. Mein Name ist Thaler.«
»Hallo Frau Thaler. Hier spricht Anian Fürst. Ich habe eben die Morgennachrichten im Radio gehört.«
»Oh, Anian, es ist schrecklich. Ich mache mir solche Vorwürfe«, schluchzte Lisa auf.
»Was ist denn geschehen?«
Sie brauchte eine ganze Weile, ehe sie antworten konnte.
»Muriel ist verschwunden. Sie ist gestern abend hinausgelaufen, während ich mich mit Frau Wolrab unterhielt. Wir haben es beide nicht bemerkt.«
Sie konnte nicht weitersprechen.
»Wenn es Ihnen recht ist, komme ich sofort.« Da Anian keine Antwort erhielt, legte er den Hörer auf. Er holte seine Lederjacke, steckte Handy und Schlüssel ein und war schon auf dem Weg in die Buchenstraße.
*
Christina ahnte glücklicherweise von alldem nichts. Sie hatte seit der Beruhigungsspritze geschlafen und war auch nicht aufgewacht, als die Schwester am Abend kam, um Blutdruck und Fieber zu messen.
Mitten in der Nacht erwachte sie kurz. Sie hatte einen beunruhigenden Traum gehabt, an den sie sich nach dem Aufwachen nicht mehr erinnern konnte, da ihr kleiner Schatz Muriel bei Lisa und Helene Wolrab gut aufgehoben war, seufzte sie nur und fiel dann in einen tiefen Genesungsschlaf.
Ein Teil des Klinikpersonals hatte am Morgen die Nachricht des verschwundenen kleinen Mädchens mit Bestürzung gehört. Da kaum jemand wußte, daß Christina eine Tochter hatte, erfuhr diese jedoch vorerst nichts von dem tragischen Verschwinden. Auch Lisa ließ sich nichts anmerken, als die mit Christina telefonierte. Sie bemühte sich, ihre Stimme leicht und unbeschwert klingen zu lassen, was ihr nicht ganz gelang.
Als Christina sich erkundigte, ob etwas nicht in Ordnung sei, schob sie eine unruhige Nacht vor. Noch hatte Lisa die Hoffnung, Muriel unversehrt wiederzufinden.
Kurz nach dem Telefonat klingelte es an der Tür.
Lisa bestätigte mit zitternden Fingern die Sprechanlage.
»Wer ist da?« fragte sie aufgeregt.
»Anian Fürst. Darf ich raufkommen?«
Er konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme hören, als sie bejahte.
»Entschuldigen Sie, wenn ich hier einfach so reinplatze«, sagte er unsicher, als sie ihm die Tür öffnete.
»Kommen Sie herein«, wurde ihm knapp geantwortet. Er betrat die Wohnung und erschrak, als er Frau Wolrab erblickte. Die zarte alte Dame saß leichenblaß in einem Sessel und blickte starr vor sich hin.
»Sie braucht einen Arzt!« stieß er hervor.
»Dr. Norden war schon da. Er hat ihr eine Beruhigungsspritze gegeben. In zwei Stunden sieht er wieder nach ihr.«
»Dann ist es ja gut. Ich hatte gerade das Schlimmste befürchtet«, sagte er leise. »Guten Tag, Frau Wolrab«, grüßte