Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden

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Ich sage gleich Johannes Bescheid.« Sie rief ins Haus, und kurz darauf erschien ein älterer Herr im Hausmeisterkittel. »Johannes hilft mir bei der Instandhaltung des Hauses. Mein Mann ist selten zu Hause, und für solche Dinge hat er schon gar keine Zeit«, erläuterte sie, während sich die beiden Männer begrüßten. Schnell wurde eine Leiter geholt und an den Stamm der mächtigen Fichte gelehnt.

      »Ich habe Rüdiger immer gesagt, daß das Baumhaus zu hoch ist, aber er wollte nicht hören«, beschwerte sich Frau Ebert und beobachtete angstvoll, wie Anian hinaufstieg.

      »Muriel, wo bist du?« rief er, während er den Kopf durch das enge Loch steckte.

      »Hier. Bitte halte mich fest.« Die Kleine krabbelte auf allen vieren auf Anien zu und klammerte sich an ihm fest.

      Erleichtert schloß er sie fest in die Arme. So standen sie eine ganze Weile eng umschlungen und weinten Freudentränen. Schließlich löste sich Anian von Muriel und sah sie an.

      »Jetzt mußt du ganz tapfer sein, kleine Prinzessin. Wir müssen wieder runter hier.«

      »Ich weiß. Aber jetzt bist du bei mir. Da kann mir nichts passieren«, antwortete Muriel.

      Hoffentlich hat sie recht, dachte Anian, während er den nicht ungefährlichen Abstieg begann. Mit einem Arm umklammerte er Muriel, mit der anderen Hand hielt er sich an den Sprossen der Leiter fest.

      Endlich erreichten sie den sicheren Boden. Begeistert klatschten Frau Ebert und Johannes Beifall.

      Vorsichtig stellte Anian Muriel auf den Boden.

      »Geschafft, Prinzessin«, stellte er erleichtert fest. »Wie geht es dir?«

      Die Kleine strahlte ihn an. Sie hatte die schlimmen Stunden allein in dem Baumhaus offenbar gut verkraftet, denn in ihren Augen blitzte es schon wieder.

      »Gut. Es war ganz schön spannend. Ein richtiges Räubertochter-Abenteuer.«

      Alle lachten, und Anian schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich glaube, von dir kann ich noch viel lernen. Was hast du dir nur dabei gedacht, als du da raufgeklettert bist?«

      »Och, ich wollte doch nur ein bißchen spielen. Es ist so doof, immer nur drin zu sein.«

      »Hast du gefragt, ob du rausgehen darfst?«

      »Ja, den Herrn Doktor. Der hat’s erlaubt!«

      »Und Lisa und Frau Wolrab?« forschte Anian weiter.

      Betreten blickte Muriel zu Boden. »Ich wollte doch gleich wiederkommen!« murmelte sie.

      »Das ist gründlich schiefgegangen. Wir haben uns alle große Sorgen gemacht, Muriel!« sagte Anian streng.

      »Na, es ist ja alles noch einmal gutgegangen«, mischte sich Frau Ebert ein. »Darf ich Sie auf eine Tasse Tee einladen?«

      »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich werde Muriel besser sofort nach Hause bringen.«

      »Sie haben recht. Auf jeden Fall freue ich mich sehr, daß alles in Ordnung ist. Und Rüdiger muß sich etwas einfallen lassen mit diesem unmöglichen Baumhaus. Das ist einfach nicht kindgerecht«, tadelte sie.

      »Stimmt doch gar nicht. Das ist toll«, stellte Muriel entrüstet fest.

      »War dir denn nicht kalt heute nacht?« fragte Anian.

      »Nein, da sind Decken oben, und was zum Essen ist auch da. Ich hab’ ein paar Kekse genascht.« Schuldbewußt sah sie Frau Ebert an, die herzhaft lachte.

      »Weißt du was, du kommst mal zum Spielen her. Hast du Lust?«

      »Au ja!« freute sich Muriel.

      »Aber nur, wenn jemand da ist, der auf euch aufpaßt«, wandte Anian ein. Dann verabschiedete er sich von der freundlichen Frau Ebert und ihrem Hausmeister, nachdem diese ihm den Heimweg erklärt hatten.

      Anian staunte, denn es war gar nicht weit.

      Zufrieden kuschelte sich Muriel in seine Arme. Das Abenteuer hatte sie doch müde gemacht, zumal sie vor kurzem noch krank gewesen war. Ansonsten schien sie keinen Schaden genommen zu haben.

      Lisa wollte ihren Augen nicht trauen, als sie aus dem Fenster blickte und Anian mit Muriel im Arm die Straße entlanggehen sah.

      »Frau Wolrab, sie kommen!« rief sie außer sich vor Erleichterung.

      Helene Wolrab hatte sich immer noch nicht gefangen und sah Lisa mit leerem Blick an.

      »Wer kommt?« fragte sie müde.

      »Muriel kommt. Herr Fürst hat sie gefunden. Ich mache den beiden schnell die Tür auf.«

      »Wie kann das sein?«

      »Wir werden es gleich erfahren.«

      Lisa war gerade an der Tür, als es auch schon klingelte. Sie drückte den Türöffner, und kurze Zeit später darauf standen Anian und Muriel vor ihr.

      »Mein kleiner Schatz. Da bist du ja wieder«, rief Lisa. Die Tränen stiegen ihr in die Augen, als sich die Kleine mit einem Ausruf der Freude in ihre Arme warf.

      »Wo bist du denn gewesen?«

      Anian stand etwas abseits und beobachtete die rührende Szene. Als er sah, daß sich Helene Wolrab unsicher den Gang in Richtung Haustür tastete, eilte er ihr zu Hilfe.

      Ihr Gesicht war gekennzeichnet von ungläubigem Staunen. »Ich habe gefürchtet, daß ich das Kind nie wiedersehe«, stammelte sie leichenblaß.

      »Es ist ja alles noch mal gutgegangen. Wie fühlen Sie sich, Frau Wolrab?« fragte Anian besorgt.

      »Sehr schwach. Ich möchte mich gern hinlegen.«

      Fragend sah Anian zu Lisa, die Muriel immer noch in den Armen hielt, das Gespräch aber unter Tränen mitverfolgte. Als sie Anians Blick bemerkte, nickte sie, stellte Muriel auf den Boden und führte Helene ins Wohnzimmer. Dort bettete sie sie auf die Couch.

      »Ich werde Dr. Norden rufen«, sagte sie, als sie die Wohnzimmertür leise hinter sich geschlossen hatte.

      »Was ist mit Leni?« fragte Muriel besorgt.

      »Ich fürchte, die Aufregung war ein bißchen viel für sie.«

      »Aber mir ist doch nichts passiert«, konstatierte sie arglos.

      »Das konnten wir ja nicht wissen, Kleines«, sagte Lisa ernst. Dann ging sie zum Telefon und wählte die Nummer von Dr. Norden. Auch er freute sich über alle Maßen, daß Muriel wieder gesund und munter aufgetaucht war. Er versprach, in seiner Mittagspause gleich vorbeizukommen, um nach Helene Wolrab

      zu schauen. Dann erinnerte er Lisa daran, die Polizei zu informieren.

      Lisa erschrak. »Das hab’ ich in der Aufregung ganz vergessen.«

      »Sie sollten es gleich erledigen. Bis später, Frau Thaler.«

      »Vielen Dank,

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