Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden

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hatte sie nicht gerechnet. Ihre beste Freundin Melanie also!

      »Seit wann?« fragte sie mit schneidender Stimme.

      »Bitte, Iris, du darfst dich nicht aufregen. Das ist nicht gut für deine Nerven.«

      »Ich entscheide selbst, was gut ist für mich und was nicht.« Ihre Stimme zitterte vor Wut. »Beantworte meine Frage!«

      »Seit zwei Jahren«, flüsterte Michael mit gesenktem Blick.

      Iris sprang auf und lief im Zimmer auf und ab. Ihre Absätze klapperten auf dem hellen Marmor.

      Michael wagte nicht, sie anzusehen.

      Schließlich blieb sie vor ihm stehen.

      »Ich bin froh, daß alles so gekommen ist. Diese Ereignisse haben mir endlich die Augen geöffnet. Unterbewußt habe ich schon lange gespürt, daß etwas nicht stimmt zwischen uns und habe mich in einen Kinderwunsch hineingesteigert, weil ich dachte, ein Kind könnte unsere Beziehung retten. Heute weiß ich, wie falsch ich lag. Aber daß es ausgerechnet Melanie ist, mit der du mein Geld verjubelst, das werde ich dir nicht verzeihen. Niemals! Und jetzt hast du fünf Minuten Zeit, deine Koffer zu packen und zu ihr zu gehen. Ich habe meine Zeit schon viel zu lange mit dir verschwendet. Ab heute genieße ich mein Leben wieder. Und zwar ohne dich!«

      Die letzten Worte hatte sie fast geschrien. Sie verlor nie die Kontrolle über sich, doch auf einmal merkte sie, wie gut es tat, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.

      »Ich kann dir alles erklären«, versuchte er es noch einmal. Doch ein Blick seiner Frau genügte, daß er verstummte.

      Kurze Zeit darauf verließ Michael Kunert mit gesenktem Kopf das Haus seiner Frau.

      *

      Helene Wolrab war gut untergebracht in der Behnisch-Klinik. Die Schwestern kümmerten sich rührend um sie, und sie genoß die Ruhe nach all der Aufregung. Der Schreck über Muriels Verschwinden saß tief, und nachts wachte sie oft schweißgebadet auf. Sie hatte das Gefühl einer tiefen Müdigkeit in sich, was Daniel Norden große Sorgen bereitete.

      »Wie geht es Ihnen heute, Frau Wolrab?« fragte er, als er sie eines Morgens vor seiner Sprechstunde kurz besuchte.

      »Ganz gut, Herr Doktor«, antwortete sie mit einem matten Lächeln. »Aber die rechte Lebenslust mag sich nicht mehr einstellen.«

      »Ich mache mir große Sorgen um Sie. Organisch gesehen sind Sie völlig gesund. Und doch sind Sie immer noch sehr schwach.«

      »Ich weiß nicht, ob das alles noch Sinn macht.«

      »So dürfen Sie nicht reden. Schauen Sie sich doch um. Der Frühling kommt, die Vögel singen wieder und Sie haben eine nette Untermieterin mit einer reizenden Tochter. Was wollen Sie mehr?«

      »Ich fühle mich mitschuldig am Verschwinden von Muriel. Ich darf gar nicht dran denken, was alles hätte geschehen können«, antwortete Helene.

      »Bei Kindern ist man vor Überraschungen nie gefeit, egal wie sehr man sie behütet. Und es ist doch alles wieder gut. Freuen Sie sich nicht darüber?«

      »Doch, natürlich. Aber ich habe einfach keine Kraft mehr für noch mehr Aufregung.«

      »Das Leben hat doch auch viele schöne Seiten.«

      »Das bestreite ich gar nicht.«

      »Ich bitte Sie, Frau Wolrab. Versuchen Sie es noch einmal. Mir zuliebe«, bat Daniel sie lächelnd.

      Sie sah ihn an. »Sie sind ein sehr guter Arzt. Ich werde darüber nachdenken. Und jetzt bin ich müde.«

      Daniel stand noch eine Weile an ihrem Bett. Helene hatte die Augen geschlossen. Schließlich verabschiedete er sich leise und verließ das Krankenzimmer.

      »Was ist mit dir, Daniel?« fragte Jenny, als sie ihn mit ernster Miene auf dem Krankenhausflur traf.

      »Ich mache mir Sorgen um Frau Wolrab. Sie macht einen sehr müden Eindruck. Hoffentlich geht ihr die Energie zum Weiterleben nicht aus.«

      »Was fehlt ihr denn?«

      »Sie hatte einen schweren Schock. Christina und Muriel von Berg wohnen bei ihr und sind eine zweite Familie für sie geworden. Das Verschwinden von Muriel hat sie sehr mitgenommen.«

      »Muriel sollte sie so schnell wie möglich besuchen und ihr neuen Lebensmut machen.«

      »Du hast recht. Ich werde noch heute mit Frau Thaler sprechen. Sie soll mit Muriel hierher kommen.«

      Nachdem er sich von Jenny verabschiedet hatte, betrat Daniel leise Christinas Zimmer. Sie hatte in einem Buch gelesen, das sie jetzt aufs Bett sinken ließ.

      »Hallo, Herr Dr. Norden. Sie sind ja ganz schön früh auf den Beinen.«

      »Ich muß mich doch nach meinen Sorgenkindern erkundigen«, lächelte er.

      »Ich bin kein Sorgenkind mehr. Gestern abend haben mich Lisa und Muriel besucht. Den beiden scheint es prächtig zu gehen. Das beruhigt mich sehr.«

      »Es ist sehr wichtig für Ihre Genesung, daß Sie positiv in die Zukunft schauen. Haben Sie etwas von Michael Kunert gehört?«

      »Stellen Sie sich vor, Lisa bekam gestern abend einen Anruf von seiner Frau. Sie hat erzählt, daß er sie angelogen hat und sie mir das Kind niemals wegnehmen wollte. Sie hat ihn rausgeworfen«, berichtete Christina vergnügt.

      »Dann droht Muriel von ihm keine Gefahr mehr?«

      »Ich denke nicht. Er ist froh, wenn er keine Verantwortung übernehmen muß.«

      Dann verdunkelte sich ihre Miene. Offenbar war ihr etwas Unangenehmes eingefallen.

      »Woran denken Sie?«

      »In der Nacht bevor ich operiert wurde, hatte ich einen schrecklichen Traum, in dem Muriel von Michael entführt wurde. Es klingt vielleicht lächerlich, aber ich hatte das Gefühl, gewarnt worden zu sein. In den ersten Tagen hier in der Klinik war ich sehr verzweifelt, daß ich mein Kind nicht beschützen konnte. Aber der Traum hat sich ja Gott sei Dank nicht bewahrheitet.«

      »Trotzdem ist es gut, auf seine innere Stimme zu hören«, stellte Daniel fest.

      Christina bemerkte den ernsten Unterton in seiner Stimme. »Ist etwas geschehen, wovon ich nichts weiß?« fragte sie überrascht.

      »Sie haben sich jetzt soweit erholt, daß Sie ein Recht auf die Wahrheit haben.«

      Christina erschrak. »Was ist passiert?«

      Daniel schilderte ihr die Vorkommnisse, die sich ein paar Tage zuvor zugetragen hatten. Er versäumte es auch nicht zu erwähnen, daß sich Helene Wolrab auch in der Klinik befand. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie er betonte.

      Christina lauschte mit angehaltenem Atem.

      »Der junge Mann, Anian Fürst heißt er, hat sich vorbildlich benommen. Ich habe es selten erlebt, daß sich ein Fremder so selbstlos eingesetzt hat, um ein Kind zu retten«, schloß Daniel seinen Bericht.

      »Und

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