Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden

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über Muriels Auftauchen und versprach, die Suche sofort abzubrechen. Trotzdem war der Fall für ihn noch nicht erledigt. Auch wenn es nicht seine Pflicht war, so interessierte er sich dennoch dafür, wo Michael Kunert steckte, damit er Christina von Berg und ihre Tochter in Zukunft nicht mehr belästigte.

      Darüber sprach er allerdings nicht mit Lisa.

      Endlich waren alle Telefonate erledigt, und Lisa konnte sich endlich bei Muriels Retter bedanken. Als sie nach ihm suchte, fand sie ihn in Muriels Zimmer. Er machte ihr ein Zeichen, daß sie leise sein sollte, denn die Kleine war soeben eingeschlafen. Liebevoll strich er ihr über die lockigen Haare und schlich dann aus dem Zimmer.

      Lisa stand in der Tür und beobachtete die Szene. Wie liebevoll er mit ihr umgeht, dachte sie bei sich. Er wäre ein wundervoller Vater für sie. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll«, sagte sie schließlich, als sie in der Küche saßen. Anian hatte ein Glas Bier vor sich stehen, aus dem er einen tiefen Schluck nahm, während sie ihm etwas zu essen machte.

      »Das war doch selbstverständlich«, antwortete er. »Bitte erzählen Sie mir, wo sie sie gefunden haben.«

      Anian schilderte genau seine hoffnungslose Suche, und Lisa hörte ihm ergriffen zu. Als er geendet hatte, blickte sie ihn voll tiefer Zuneigung an.

      »Sie sind ein wahrer Engel«, sagte sie gerührt.

      »Sie dürfen nicht übertreiben. Ich habe eben Glück gehabt.«

      »Und Sie haben nicht aufgegeben. Aber jetzt will ich Sie nicht länger mit meinen Fragen belästigen. Sie sind sicher sehr hungrig. Lassen Sie es sich schmecken.«

      Anian bedankte sich. Er war wirklich hungrig und aß das Kotelett und den Kartoffelsalat, der vom Vortag übriggeblieben war, mit großem Appetit. Noch während er aß, klingelte es an der Tür.

      Lisa sprang auf.

      »Das wird Dr. Norden sein.«

      So war es auch. Der Arzt begrüßte sie freundlich und ging gleich zu Helene Wolrab.

      Nachdem er ihren Blutdruck gemessen hatte, wiegte er bedenklich den Kopf.

      »Was ist mit mir, Herr Doktor?« fragte Helene schwach.

      »Ich würde Sie gern zur Beobachtung in die Klinik schicken. Sie haben einen Schock erlitten. Ein paar Tage Erholung würden Ihnen guttun.«

      »Sie haben mein vollstes Vertrauen.«

      »Das ehrt mich. Dann veranlasse ich alles Nötige.« Daniel griff nach seinem Handy und informierte die Kollegen in der Behnisch-Klinik. Sie versprachen, sofort einen Krankenwagen zu schicken.

      Daniel wartete bei Helene Wolrab, bis der Wagen eintraf.

      Lisa hatte unterdessen mit Helenes Einverständnis einige Sachen aus ihrer Wohnung geholt und in eine Reisetasche gepackt. Als Daniel erwähnte, daß sich Christina in derselben Klinik befand, war Anian einen kurzen Moment versucht, gleich mitzufahren, um sie zu besuchen. Doch er wollte sie nicht überfallen. Sie sollte zur Ruhe kommen und erst richtig gesund werden.

      *

      Seit dem Besuch des Kommissars hatte Iris Kunert keine ruhige Minute mehr gehabt. Sie ahnte, daß Kommissar Zettler mit seiner Vermutung recht haben könnte und ihr Mann sie schon seit Jahren belog.

      Bis zu dem Tag, an dem Michael ihr seinen Seitensprung gestanden hatte, hatte sie keinen Verdacht geschöpft. Er war immer äußerst zuvorkommend und liebenswürdig und hatte sich keine Blöße gegeben. Die große Leidenschaft war es schon lange nicht mehr zwischen ihnen gewesen, darüber waren sich beide im klaren, doch nach siebzehn Jahren Ehe hielt Iris diesen Umstand für ganz natürlich. Wenn sie allerdings jetzt darüber nachdachte, sah sie die Beziehung zu ihrem Mann in einem neuen Licht. All die kleinen Ungereimtheiten, wenn er ihr erklärte, warum er am Wochenende nicht bei ihr sein konnte, die vielen Geschäftsreisen und die horrend hohen Kreditkartenabrechnungen ergaben plötzlich einen Sinn. Ihre Depressionen hatten Iris in den letzten Jahren die Sinne vernebelt, doch plötzlich sah sie sonnenklar. Es war wie ein heilsamer Schock.

      Eine gesunde Wut überkam Iris. Nach einer durchwachten Nacht, in der sie ein Resümee gezogen hatte, beschloß sie, sich von Michael zu trennen und ihm alle finanziellen Mittel zu entziehen. Sie war so klug gewesen, bei ihrer Eheschließung einen Ehevertrag aufzusetzen, den Michael zähneknirschend unterschrieben hatte. So hatte er auch keine rechtlichen Möglichkeiten, bei einer Scheidung einen Teil des Vermögens einzuklagen.

      Als der Anruf von Kommissar Zettler kam, daß Michael in der Angelegenheit von Berg entlastet war, da es sich nur um einen Kinderstreich gehandelt hatte, fühlte Iris sich erleichtert. Alle Last war nun von ihren Schultern genommen, da sie sich indirekt mitschuldig am Verschwinden Muriels gefühlt hatte.

      In dieser Stimmung traf Michael Kunert seine Frau an, als er am frühen Nachmittag das Haus betrat. Sie saß auf der weißen Ledercouch im Wohnzimmer und sah umwerfend aus.

      Mit einem gefährlichen Blitzen in den Augen begrüßte sie ihn. »Hallo Schatz. Darf ich fragen, wo du gewesen bist?«

      »Das weißt du doch. Ich war in Bozen auf einem Nachwuchswettbewerb für junge Sänger.« Er runzelte die Stirn. »Stimmt etwas nicht?« fragte er unsicher.

      »Hast du nicht gehört, daß die kleine Muriel von Berg verschwunden ist?«

      Michael wurde blaß. »Davon habe ich keine Ahnung«, antwortete er wahrheitsgemäß.

      Iris genoß ihren Triumph in vollen Zügen. Sie wollte ihn aufs Glatteis führen, und das schien zu gelingen. »Gott sei Dank hast du ein gutes Alibi. Kommissar Zettler geht nämlich davon aus, daß du die Kleine entführt hast. Es ist nämlich bekannt geworden, daß du Christina von Berg bedroht und unter Druck gesetzt hast.«

      Michaels Entsetzen war unübersehbar. Fieberhaft überlegte er eine Ausrede, während seine Frau sein wechselhaftes Mienenspiel amüsiert beobachtete.

      »Hör zu, Iris. Ich muß mit dir reden«, sagte er schließlich.

      Er kämpfte sichtlich mit sich, und die Worte kamen nur zögernd über seine Lippen.

      »Ich höre!«

      »Ich habe alles doch nur dir zuliebe getan«, beteuerte er.

      »Das ehrt dich. Aber das ist nur die eine Seite. Du hast mich belogen. Du hast mir erzählt, Christina von Berg sei eine schlechte Mutter und überfordert obendrein. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.«

      Schuldbewußt blickte er zu Boden. »Das habe ich nur für dich getan!«

      »Ich sehe das anders. Mir ist seit gestern einiges klargeworden, mein Lieber. Aber das sage ich dir später. Was ist mit deinem Alibi? Soll ich deinen Chef anrufen und mich nach dem Wettbewerb in Bozen erkundigen?« fragte sie maliziös lächelnd.

      »Bitte, tu das nicht«, flehte er erschrocken.

      »Was hast du zu verbergen? Ich bin mir sicher, daß eine andere Frau im Spiel ist. Wie heißt sie?«

      Michael blickte erstaunt auf. »Woher weißt du das?«

      »Ich bitte dich, Micha, ich kann doch eins und eins zusammenzählen.«

      »Also

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