Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 3
»Hier von Berg.«
»Tini, hallo, ich bin’s, Lisa.«
»Hi Lisa. Du hast mich vielleicht erschreckt!«
»Warum denn?«
»Ich habe nachgedacht. Dabei bin ich offenbar eingenickt.«
»Du schläfst am hellichten Tag?«
»Muriel ist krank, sie hat Mittelohrentzündung. Ich hab’ die ganze Nacht kein Auge zugemacht.«
»Du Ärmste. »Wie geht es ihr?«
»Der Arzt war heute morgen da. Jetzt schläft sie.«
»Brauchst du mich eigentlich heute abend?«
»Stimmt ja«, rief Christina erschrocken und warf einen Blick auf die Uhr. »Schon viertel nach drei. Das Konzert hatte ich ganz vergessen.«
»Gut, daß du mich hast. Wann soll ich bei euch sein?«
»Schaffst du es bis halb sechs?«
»Kein Problem. Ich komme direkt von der Arbeit zu euch.«
»Du bist ein Engel. Ich wüßte gar nicht, was ich ohne dich täte. Ist es Markus überhaupt recht, wenn du so oft auf Muriel aufpaßt?«
»Ihr beiden habt die älteren Rechte, das weißt du doch. Ich muß Schluß machen. Bis später.«
»Tschüß, Lisa!«
Seufzend stand Christina auf. Über den Sorgen um Muriel hatte sie vollkommen vergessen, daß sie einen Auftritt am Starnberger See hatte. Ihre Agentin hatte ihr als Sopranistin das Engagement als Solistin in einem Chor vermittelt. Zu allem Überfluß war es auch noch ein sehr wichtiges Konzert. Die Presse würde anwesend sein und ein Interview mit ihr führen. Eigentlich hatte sie sich auf diesen Abend sehr gefreut, denn er stellte ein entscheidendes Ereignis für ihre Karriere dar. Christina warf einen Blick in Muriels Zimmer und stellte zufrieden fest, daß sie noch schlief. Sie würde in Ruhe die Partitur studieren können.
*
Die Fahrt in die Behnisch-Klinik dauerte länger, als Daniel erwartet hatte. Der Verkehr war sehr dicht, doch schließlich hatte er das Ziel erreicht. Er stellte sein Auto auf dem Parkplatz für das diensthabende Personal ab und betrat die Klinik durch den Hintereingang.
»Hallo, Schwester Anna. Wissen Sie, wo Jenny Behnisch steckt?« begrüßte er die erfahrene Schwester.
»Wir haben gerade einen Notfall bekommen, Dr. Norden. Eine Frau ist frontal mit ihrem Wagen in ein parkendes Auto aufgefahren. Sie muß es übersehen haben.«
»Hat sie schwere Verletzungen?«
»Sie wird gerade untersucht.«
»Dann muß ich Sie bitten, mir weiterzuhelfen. Ich brauche eines Ihrer sagenumwobenen Zauberpflaster.«
»Braucht das einer Ihrer Patienten?« fragte sie, während sie ein Schränkchen öffnete.
»Nein. Mein kleiner Sohn ist krank. Ich muß ihm Blut abnehmen und habe versprochen, daß es nicht weh tut.«
»Da ist das Zauberpflaster genau das Richtige. Hier, nehmen Sie ein paar mehr mit. Was fehlt ihm denn?«
»Wenn ich das so genau wüßte«, seufzte Daniel. »Ich hoffe, die Blutuntersuchung bringt Aufschluß.«
»Es ist viel schlimmer, nicht zu wissen, womit man es zu tun hat, als wenn man den Feind beim Namen nennen kann.«
»Da haben Sie recht, Schwester Anna. Vielen Dank auch.«
»Gern geschehen. Ach, da kommt Frau Doktor.«
Daniel wandte sich ab. Tatsächlich kam Jenny den Gang mit sehr besorgtem Gesicht entlang.
»Hallo, Daniel. Was führt dich denn hierher?« fragte sie zerstreut.
»Ich habe etwas gebraucht. Du siehst nicht gerade glücklich aus. Anna hat mir von dem Notfall erzählt.«
»Eine tragische Geschichte, hast du ein bißchen Zeit?« fragte sie.
Daniel spürte, daß sie verunsichert war und auf seinen Rat hoffte.
»Es handelt sich um eine junge Frau, die offenbar einen epileptischen Anfall erlitt und deshalb auf ein parkendes Auto aufgefahren ist.«
»Hat sie schwere Verletzungen?«
»Es hätte schlimmer kommen können. Sie hat noch Glück gehabt, außer Prellungen ist nichts passiert. Aber…«
Sie geriet ins Stocken.
»Wo liegt das Problem?«
»Die Untersuchungen haben ergeben, daß sie ein Blutgerinnsel im Kopf hat, das dann wohl die Ohnmacht auslöste.«
»Ist sie jetzt bei Bewußtsein?«
»Ja, und sie wollte die Klinik auch gleich wieder verlassen, weil sie auf dem Weg zu ihrem Frauenarzt war. Er hat eine Hormonbehandlung bei ihr durchgeführt, um ihren Kinderwunsch zu ermöglichen.«
»Dadurch ist das Blutgerinnsel entstanden«, vermutete Daniel.
»Das ist möglich. Es ist eine seltene Komplikation bei solchen Behandlungen, aber es kommt vor.«
»Was willst du jetzt tun, Jenny?«
»Das Blutgerinnsel sitzt direkt an der Hauptschlagader, eine Operation ist sehr riskant.«
»Das gehört in die Hände eines Spezialisten. Du kannst die Verantwortung nicht übernehmen, da sie nicht deine Patientin ist.«
Jenny seufzte schwer, aber sie gab Daniel recht.
»Danke, Daniel. Ich werde die Kollegen verständigen.«
»Halte mich auf dem laufenden.«
»Das mache ich.«
Jenny verabschiedete sich und entfernte sich eilig.
Auch Daniel machte sich schweren Herzens auf den Heimweg.
*
Pünktlich um halb sechs klingelte es an Christinas Haustür.
»Gut, daß du angerufen hast. Ich hätte den Auftritt heute abend glatt vergessen«, bedankte sich Christina und umarmte ihre Freundin.
Sie kannte Lisa Thaler, die wie sie sechsundzwanzig Jahre alt war, seit Kindesbeinen an. Durch dick und dünn waren sie miteinander gegangen und hatten sich auch nicht aus den Augen verloren, als sie ihre Ausbildung begonnen hatten.
Lisa hatte nach dem Abitur ein Kunstgeschichte-Studium absolviert und arbeitete nun in der Staatssammlung. Als Christina erfuhr, daß sie ihr Kind allein würde großziehen müssen, hatte sich Lisa als Taufpatin spontan dazu bereit erklärt, das Babysitting wann immer nötig zu übernehmen.